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Der Kaefig - Roman

Der Kaefig - Roman

Titel: Der Kaefig - Roman
Autoren: Richard Laymon
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Hand packte Amara den Kragen von Susans Bluse und hob sie hoch, so leicht, wie sie eine Katze am Genick hätte hochheben können.
    Die Straße, die Bäume, der Mond, alles schaukelte verrückt hin und her.
    Dann fand sich Susan keuchend neben der Straße im Gras wieder.
    Die Mumie hatte sie ohne Mühe drei oder vier Meter weit geworfen.
    Susan lag ausgestreckt auf dem Bauch und hob den Kopf so weit, dass sie sehen konnte, wie die Mumie über
die Straße auf Geoffrey zutaumelte, der strampelnd auf dem Randstreifen lag.
    »Nein!«, kreischte sie.
    Susan stand mühsam auf.
    Sie schwankte.
    Mond und Bäume drehten sich um sie herum, während sie versuchte, das Gleichgewicht zu halten.
    »Nein!«
    Die Kreatur kümmerte sich nicht um Susan, sondern ging einfach weiter.
    Ganze Büschel ihres am Rücken herabhängenden Haares fehlten. Ein großes Loch klaffte in ihrem Hinterkopf.
    Mit beiden Händen packte Susan das Haar und zog daran. Die Mumie stolperte zurück und prallte gegen sie.
    Susan schlang einen Arm um ihren Kopf und den anderen um ihre Brust. Die Haut fühlte sich hart und rau an. Sie musste vor Ekel würgen und hatte das Gefühl, ihre eigene Haut würde sich von den Knochen lösen, aber sie ließ nicht los.
    Sie taumelte rückwärts und zog die Mumie weiter weg von der anderen Straßenseite, wo Geoffrey schluchzend lag.
    Eine Hand griff nach hinten. Fingernägel gruben sich in Susans Bauch.
    Vor Schmerz und Wut schrie sie auf. Mit aller Kraft verdrehte sie den Kopf der Mumie. Sie hörte reißende und knackende Geräusche – ein lautes Schnappen –, dann fiel sie rückwärts zu Boden.
    Amara stand über ihr. Sie wandte sich langsam ab. Mit unbeholfenen, stolpernden Schritten ging sie wieder auf das Baby zu.

    Susan umklammerte noch immer den Kopf der Mumie. Mit heftig zitternden Händen warf sie ihn weg. Während er über die Straße rollte, richtete sie sich auf. Sie versuchte aufzustehen, fiel jedoch wieder hin.
    Sie hob den Kopf und beobachtete das Ding.
    Enthauptet.
    Ein tiefes Loch, wo der Hals herausgerissen worden war. Die Wirbelsäule ragte aus der trockenen Haut.
    Noch einmal versuchte Susan aufzustehen.
    Schaffte es nicht.
    Sie hätte beinahe geweint vor Verzweiflung.
    Ihr Baby …
    Etwas dröhnte in ihren Ohren.
    Sie wusste nicht, was es war. Es kümmerte sie auch nicht.
    Dann wurde die Mumie von den Schweinwerfern angestrahlt. Tags Auto rammte Amara, sie flog hoch in die Luft und überschlug sich, ehe sie auf den Kofferraum prallte. Ein Arm brach ab.
    Susan sah, wie der Torso auf die Straße fiel. Der Arm landete in der Nähe, mit der Hand zuerst, als wollte sie den Sturz abfangen.
    Bremsen quietschten. Der Wagen wendete in einer engen Rechtskurve. Blauer Rauch von den durchdrehenden Reifen erfüllte die Luft.
    Amara stand auf.
    Das Auto fuhr los.
    Die Mumie schwankte darauf zu.
    Dieses Mal erwischte sie der Wagen mit geringerer Geschwindigkeit und warf sie rückwärts auf die Straße. Das Cabrio fuhr einen Schlenker, und der Hinterreifen holperte über Amaras Beine.

    Das Auto hielt an. Tag blickte im Seitenspiegel nach hinten.
    Susan starrte die Mumie an. Ihre Beine waren plattgedrückt, aber sie richtet ihren Torso mit Hilfe des verbliebenen Arms auf.
    Tag setzte langsam zurück.
    Susan hörte das schreckliche Krack , als der Reifen auf Amaras Brust rollte.
    Die Wagentür öffnete sich. Das Beil flog heraus und landete scheppernd auf dem Asphalt. Einen Augenblick später schleppte sich Tag aus dem Auto. In einer blutüberströmten Hand hielt er seine Pistole. Er schob Patronen in die Trommel.
    Susan stand mühsam auf und ging zu ihm. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem trockenen Grinsen. Sie küsste ihn sanft und lief dann zum Randstreifen. Als sie Geoffrey aufhob, griff er mit einer seiner kleinen Hände nach einer herabhängenden Haarsträhne und zog daran.
    »Komm hier rüber«, rief Tag.
    Sie überquerte die Straße.
    »Ein Stück zurück«, sagte er. »Bleib hinter mir.«
    Sie trat weiter vom Wagen weg.
    Zwei dicht aufeinanderfolgende Schüsse zerrissen die Stille. Durch das Klingeln in ihren Ohren hörte Susan eine Flüssigkeit plätschern. Eine dunkle Pfütze bildete sich unter dem Auto. Der Geruch von Benzin stach in ihre Nase.
    Amaras verbliebene Hand streckte sich mit klauenförmigen Fingern nach Tag aus. Sie krallte sich in der Luft zusammen.
    Er zündete ein Streichholz an.
    Warf es.

    Das brennende Zündholz beschrieb einen Bogen und landete in der Benzinpfütze.
    Mit einem
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