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Der Kaefig - Roman

Der Kaefig - Roman

Titel: Der Kaefig - Roman
Autoren: Richard Laymon
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diabetisches Koma auslösen, und nach vielen äußerst komischen Anekdoten über das Verlagswesen und Zahnarztbesuche verließen wir vier das Restaurant, traten zwischen die sich auf dem Bürgersteig balgenden Industrietitanen und zeigten dem Parkwächter die Quittung für unser Auto. Nachdem ich den Abend damit eingeläutet hatte, von unseren beiden seltsam ähnlichen Unfällen zu erzählen, und anschließend die Laymons in große Gefahr gebracht hatte, schien es nur passend, dass unser Wagen mit einem langen tiefen Kratzer auf der Beifahrerseite vom vorderen Kotflügel bis zum Heck zurückkam – und der Parkwächter, anstatt sich zu entschuldigen, sagte: »Das kann ich jetzt wirklich nicht gebrauchen.«
    Dick und ich warfen uns einen Blick zu, und keiner von uns brauchte auszusprechen, was eines der größten Probleme für Romanautoren darstellt – die Tatsache,
dass die Realität nicht nur seltsamer als die Fiktion, sondern im Allgemeinen auch lustiger und beunruhigender ist. Um den wahren Duft des Lebens einzufangen, so scheint es mir, muss ein Schriftsteller seine Fantasie nicht in erster Linie durch das Reich des Realismus schweifen lassen, wo man Hemingway antreffen könnte, sondern vor allem durch das Feld der Fantastik. Dick und ich sind völlig unterschiedliche Schriftsteller, aber was ich an seiner Arbeit mag, ist seine Bereitschaft, sich mit Vollgas in die Fantastik zu stürzen – und sie trotz all ihrer Extravaganz so real erscheinen zu lassen wie die Zeitung von morgen. Der Käfig ist so ein Werk. Viel Vergnügen.

Was bedeutet’s,
Dass, toter Leichnam, du in vollem Stahl
Aufs neu des Mondes Dämmerschein besuchst?
     
    – WILLIAM SHAKESPEARE,
Hamlet , Erster Akt, Vierte Szene

PROLOG
    Emil Saladat sprang aus dem Führerhaus des Umzugswagens und eilte in die Deckung der Büsche vor der Mauer. Von dort aus beobachtete er, wie Metar zu ihm lief. Der Laster fuhr los, und die Rücklichter verschwanden hinter einer Kurve.
    Mit einem Fuß in Metars verschränkten Händen stieß Emil sich hoch. Er umklammerte die Oberkante der Ziegelmauer und schwang sich hinauf.
    Es war so einfach.
    Dieser Amerikaner machte es einem wirklich leicht.
    Keine Glasscherben auf der Mauer. Kein Elektrozaun. Keine bewaffneten Wachen.
    Dieser Amerikaner, Callahan, machte es ihm so einfach, dass Emil sich schämen sollte, dafür Geld von seinen Leuten zu nehmen. Er würde trotzdem kassieren, so wie er es immer getan hatte, egal wie simpel der Auftrag war. Ein Mann muss essen. Ein Mann muss hübsche Geschenke für seine Frau kaufen.
    Emil griff nach unten, und Metar gab ihm den Rucksack. Er stellte ihn auf der Mauer ab, streckte erneut die Arme aus und zog den kleineren Mann hinauf.
    Von seiner erhöhten Position blickte Emil zum Haus. Er konnte es nicht erkennen. Zu viele Bäume standen im Weg. Aber er wusste, dass es sich dort befand. Metar und er hatten ihm erst letzte Woche einen Besuch abgestattet.

    Er sprang von der Mauer. Metar warf den Rucksack hinunter und sprang ebenfalls. Emil hielt den Rucksack, damit Metar ihn aufsetzen konnte. Sie wandten sich von der Mauer ab und liefen auf die Bäume zu.
    Aus der Dunkelheit kam ihnen ein Dobermann entgegengerannt. Seine Pfoten bewegten sich lautlos über das sommerliche Gras.
    Das ist Callahans Sicherheitsmaßnahme?
    Es war lächerlich.
    Der Hund jaulte und stolperte über seine eigenen Beine, als ein Kaliber-.22-Hohlspitzgeschoss durch seinen Schädel schlug.
    Dann stürmten drei weitere Dobermänner aus der Dunkelheit. Emil schoss mit seiner schallgedämpften Automatik und riss dem Leithund ein Vorderbein unter dem Körper weg. Während das Tier strauchelte, sprang der Hund daneben mit gefletschten Zähnen auf Emil zu. Er trat ihm entgegen und ignorierte Metars Schmerzensschrei. Der Hund schnappte zu, seine Zähne klapperten auf dem Schalldämpfer. Emils Zeigefinger zuckte kurz, und er pumpte zwei Kugeln in den Schlund des Hundes. Schnell trat er zur Seite, riss seine Pistole aus der Schnauze des sterbenden Tieres und knallte den Hund ab, den er zuvor am Bein getroffen hatte.
    Er wirbelte herum. Metar, der unfähige Trottel, lag am Boden und kämpfte um sein Leben, während der letzte überlebende Dobermann seinen Arm zerfleischte, um an die Kehle zu gelangen.
    Emil schoss.
    Der Hund jaulte, als die Kugel durch sein Rückgrat schlug.
    Dann zuckte er und starb.

    Metar wand sich unter dem schweren Körper hervor und stand auf. Er hob seinen blutigen Arm, damit Emil ihn sehen
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