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Der italienische Nachbar (German Edition)

Der italienische Nachbar (German Edition)

Titel: Der italienische Nachbar (German Edition)
Autoren: Verena Rank
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erzählen.“
    Ich sah sie erstaunt an. „Die Wahrheit?“
    Sie nickte und sah plötzlich ganz zerknirscht und traurig aus.
    „Was ist denn nur los? Ja klar, komm t rein.“ Ich machte eine einladende Geste und wir gingen zusammen ins Wohnzimmer hinüber. Als wir auf dem Sofa saßen , legte Federica die Hand auf meinen Arm und musterte mich ernst. Mir wurde mulmig zumute.
    „Okay, jetzt macht ihr mir Angst“, sagte ich leise. „Würdet ihr mir bitte sagen, was los ist? Was ist mit Alessandro?“ Mein Puls begann zu rasen, plötzlich überfiel mich Angst.
    Federica nickte knapp und atmete tief durch, bevor sie sprach.
    „Sandro ist nicht zu Carina gezogen – das hätte er niemals getan.“
    Als ich sie verständnislos anblickte fuhr sie mit bebender Stimme fort: „Er … hatte einen Unfall.“
    Ich spürte einen heftigen Stich in der Brust und keuchte auf.
    „Was? Aber wann? Wie? Ich …“ Ich schlug mir die Hände vor den Mund und atmete geräuschvoll aus.
    „Am Sonntagmorgen. Vor Carinas Haus.“
    „Am Sonntag?“, wiederholte ich erschüttert, mein Puls raste.
    „Er war fast zwei Tage ohne Bewusstsein.“ Federica standen Tränen in den Augen. „Armer Sandro.“
    Stella seufzte. „Sein Schulterblatt und sein Arm sind gebrochen und er hat eine schwere Gehirnerschütterung und Prellungen erlitten. Als er aufgewacht ist, konnte er sich nicht mehr an den Unfall erinnern, doch nach und nach kamen seine Erinnerungen zurück.“
    „Und deswegen sind wir hier“, fügte Federica kopfnickend hinzu. „Alessandro hat dich ständig in seinem Kopf, sagt er.“ Sie kicherte und Stella verpasste ihr einen Rempler. Ich spürte, dass ich rot wurde.
    „An was kann er sich denn erinnern?“, fragte ich möglichst neutral, doch das Zittern in meiner Stimme verriet meine Nervosität.
    „Das fragst du ihn am besten selbst“, antwortete Stella lächelnd. „Auf alle Fälle weiß er jetzt wieder, dass er mit Carina Schluss gemacht hat, kurz bevor der Unfall passiert ist. Sie haben gestritten, er ist wütend und kopflos über die Straße gelaufen und wurde von einem Auto erfasst.“
    „Alessandro hat Carina noch nichts von seinen wiederkehrenden Erinnerungen gesagt“, sagte Federica. „Wir wollen sehen, wie weit sie dieses miese Spiel noch treiben will.“  Plötzlich sprang sie so rasch auf, dass ic h erschrocken zusammen zuckte. „Ich hab ihm gleich gesagt, dass sie lügt, aber er war so durcheinander und verunsichert, der Arme!“
    Ich atmete tief ein und aus. „Aber hat er sich denn nicht gewundert, dass ich ihn nicht besuche?“, fragte ich bestürzt.
    Federica schüttelte den Kopf. „Sie hat ihm weisgemacht, sie wäre bei dir gewesen, aber du hättest ihr gesagt, du hast keine Zeit. Mann, ich bin so wütend auf diese … diese …“, sie stieß einen frustrierten Laut aus, griff in ihre Handtasche und zog ein Handy heraus.
    „Ich rufe jetzt Alessandro an und sage ihm, dass wir gleich vorbeikommen.“
     
    Mein Herzschlag gab Vollgas, als sie Alessandro die Sache knapp schilderte, während wir schon durch das Treppenhaus hinunter eilten.
    *****
     
    Als ich den Flur des Krankenhauses betrat, holte mich meine Vergangenheit auf einen Schlag ein und mir wurde übel. Schon allein der Geruch nach Schweiß und Desinfektionsmittel reichte aus, um mich in Panik zu ver setzen . Ich blieb abrupt stehen und atmete schwer. Stella hielt mich am Ellbogen fest und blickte mich besorgt an.
    „Was ist los? Geht’s dir nicht gut?“
    Ich schloss kurz die Augen, atmete tief durch und schüttelte den Kopf.
    „Ich … habe seit dem Tod meiner Eltern kein Kranken haus mehr betreten, entschuldigt . Ich … ich weiß nicht, ob ich das kann . “ Ich kam mir vor wie ein Trottel – wie ein elendes Weichei.
    „Oh, Noah.“ Federica trat an meine Seite und hakte sich bei mir unter. „Wir sind bei dir und außerdem“, sie sah zu mir auf und versuchte zu lächeln, „braucht dich Alessandro jetzt. Das ist doch alles was zählt, nicht wahr?“ Sie strahlte mich an und lächelte mir so aufmunternd zu, dass ich sie am liebsten auf der Stelle umarmt hätte. Ich strich ihr kurz über das Haar. „Du hast Recht“, sagte ich leise und nickte ihr dankbar zu. Vor der Tür zu Alessandros Krankenzimmer entließen mich Stella und Federica aus ihren Armen und ich trat nach kurzem Zögern alleine ein. Alessandro hatte ein Einzelzimmer. Es war in dezentem Blau gehalten, hübsche Blumenbilder hingen an den Wänden. Nichts erinnerte an das
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