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Der Ire

Der Ire

Titel: Der Ire
Autoren: Jack Higgins
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war, befand sich jetzt ein
Metallgitter vor einem Ventilator. Rogan rüttelte vorsichtig
daran, sah dann aber ein, daß er hier nicht weiterkam, und
kletterte wieder nach unten.
      Die erste Öffnung, die er
erreichte, war viel zu klein. Die nächste hatte etwa sechzig
Zentimeter Durchmesser. Das mußte reichen. Rogan sah einen
düster beleuchteten Korridor und überlegte sich, daß
dies die Unterkunft für ledige Wärter sein mußte.
      Er zögerte nicht lange, nahm
seinen Schraubenzieher so zwischen die Finger, daß er ihn dicht
unterhalb des Griffes anfaßte, und steckte die Hand durch das
Gitter. Er tastete nach der linken Schraube. Zu seiner Erleichterung
ließ sie sich gut herausdrehen. Als sie zu Boden gefallen war,
drückte er das Gitter mit aller Kraft nach draußen.
      Rogan kroch etwas weiter in den
Schacht hinein, um mit den Füßen voran hinausrutschen zu
können. Die Öffnung war so eng, daß er zunächst
steckenblieb. Aber dann drückte er sich von der Schachtwandung ab,
wobei er sich das Hemd zerriß, und landete zwei Meter tiefer im
Korridor.
      Er stand sofort auf, drückte das
Metallgitter an seinen Platz zurück und schlich den Flur entlang.
Irgendwo spielte ein Radio. Dann lachte jemand. Rogan kam an die
Treppe, beugte sich über das Geländer und sah zwei Stockwerke
tiefer die schwach beleuchtete Eingangshalle. Er eilte, immer dicht an
die Wand gedrückt, die Treppe hinab.
      Unten sah er sich nach allen Seiten
um, bevor er zur Tür lief und sie öffnete. Dann zögerte
er auf der Schwelle. Die Lampe neben dem Eingang beleuchtete den
Fußweg. Rogan sprang die Stufen hinab und tauchte im
Mauerschatten unter.
      Der Regen war stärker geworden
und klatschte Rogan ins Gesicht, als er zu dem Luftschacht aufsah, der
hoch über ihm in den Krankenbau hinüberführte.
Ursprünglich hatte er auf diese Weise das Dach des anderen Blocks
erreichen wollen; jetzt mußte er einen anderen Weg finden.
    Er glitt im Dunkel bis zu dem Krankenbau und blieb kurz
    stehen. Dann fiel ihm die Feuerleiter ein. Er
entdeckte sie in unmittelbarer Nähe und begann mit gesenktem Kopf
nach oben zu klettern.
      Der letzte Absatz führte zu
einer Tür unter der Regenrinne des Gebäudes. Rogan stellte
sich auf die Zehenspitzen und rüttelte prüfend an der Rinne.
Sie schien fest genug zu sein. Er holte tief Luft, machte einen
Klimmzug und kletterte aufs Dach.
      Dann hockte er rittlings auf dem
First und rutschte darauf entlang. Er brauchte etwa fünf Minuten,
um das Ende des Gebäudes zu erreichen, wo der Kamin der
Müllverbrennungsanlage aufragte.
      In kaum fünfzehn Meter
Entfernung sah Rogan undeutlich die mit Eisenspitzen bewehrte Krone der
Außenmauer. Unter sich erkannte er ein eisernes Abflußrohr,
das zur Mauer hinüberführte. Rogan wickelte sein Nylonseil
ab, warf es um den Kamin und hielt sich daran fest, während er
geradewegs nach unten kletterte.
      Er rutschte auf den nassen
Dachziegeln aus, verlor den Halt, schlug sich die Fingerknöchel
auf und prellte sich die Schulter. Aber dann hatte er das Eisenrohr
unter den Füßen.
      Rogan saß rittlings darauf, zog
das Seil zu sich heran, um es aufzuwickeln, und rutschte endlich
weiter. Es war nicht leicht, auf dem dünnen Rohr das Gleichgewicht
zu behalten, und er bemühte sich, nicht an das Pflaster zwölf
Meter unter ihm zu denken, sondern konzentrierte sich auf seine
gegenwärtige Aufgabe. Schließlich berührten seine
Fingerspitzen Steine. Rogan hob den Kopf und sah die dunkle Mauer vor
sich.
      Er stand langsam auf, griff nach den rostigen Eisenspitzen
    und zog sich daran empor. Er gönnte sich
keine Atempause, sondern schlang sein Seil um einige Spitzen und
ließ sich dann in die Tiefe gleiten. Sekunden später war er
am Ende des Seils angelangt, sprang drei Meter ins nasse Gras hinunter
und zog
    das Seil nach.
      Rogan war bis auf die Haut
durchnäßt. Er blieb einen Augenblick im Gras liegen. Dann
kam er wieder auf die Füße, wickelte das Seil auf, nahm es
über die Schulter und tauchte in der Dunkelheit unter.
      Diesmal machte er einen weiten Bogen
um die Häuser der Verheirateten und marschierte den Hügel
hinauf, hinter dem das Moor und der Steinbruch lagen.
      Die Dunkelheit begünstigte seine
Flucht. Wenige Minuten später erreichte er den
Hügelrücken und sah sich noch einmal um. In der Senke unter
ihm lag das Gefängnis wie ein Urweltungeheuer, das auf Beute
lauerte: eine gestaltlose dunkle Masse, die nur hier und dort
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