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Der Ire

Der Ire

Titel: Der Ire
Autoren: Jack Higgins
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mit einem Kopfschuß nieder. Als die Haustür nachgab, glitt ihm die Pistole aus der Hand. Er sank nach vorn.
      Vanbrugh kam als erster herein. Gregory folgte ihm dicht. Er beugte sich über den Alten und hob O'Mores Kopf behutsam hoch. Der Blick des großen Mannes war erstarrt.
      »Der braucht keinen Arzt mehr«, stellte Gregory fest und richtete sich auf. »Wie steht's mit dem anderen?«
      »Tot«, sagte Vanbrugh nur. Er griff nach einem Bündel Geldscheine. »Das viele Geld hat also doch niemand genützt, was?«
      Dwyer kam hastig aus der Küche herein. »Jemand ist durch die Hintertür entwischt und hat einen unserer Leute niedergeschlagen. Das könnte Rogan gewesen sein!«
      »Los, hinterher!« rief Gregory.
      Vanbrugh ging durch die Küche in den Hof. Inzwischen war
    es schon fast dunkel geworden. Die Finsternis und der Nebel verwandelten das Marschland in eine unheimliche Schattenlandschaft.
      »Lassen Sie alle Männer nach ihm suchen«, sagte Vanbrugh zu Gregory. »Dwyer und ich verfolgen ihn gleich. Er muß in der Nähe sein.«
      Gregory pfiff schrill auf seiner Trillerpfeife, während Vanbrugh zwischen den Bäumen verschwand. Dwyer blieb ihm auf den Fersen. Die beiden Männer mußten ihre Gesichter mit den Händen vor Zweigen schützen, stolperten immer wieder und liefen weiter. Dann erreichten sie den Fußweg, der zu dem Damm führte, rannten geradeaus und kamen zu der ersten Abzweigung. Vanbrugh blieb keuchend stehen.
      »Sie bleiben auf dem Damm, Dwyer, und ich versuche es hier. Aber lassen Sie sich auf keinen Kampf mit ihm ein! Er ist stärker als Sie. Pfeifen Sie, sobald Sie ihn sehen. Ich komme dann sofort.«
      Dwyer nickte, wandte sich ab und verschwand im Nebel. Vanbrugh folgte dem Fußweg.
      Rogan hörte überall Polizeipfeifen hinter sich, senkte den Kopf und lief durch die Fichtenschonung weiter. Er stolperte, fiel, rollte in einen Graben und blieb schweratmend liegen. Aber die schrillen Pfiffe, die jetzt aus allen Richtungen zu kommen schienen, trieben ihn erbarmungslos weiter.
      Er raffte sich auf, stolperte vorwärts und hatte plötzlich den schmalen Pfad zum Wasser vor sich. Jetzt konnte er schneller laufen. Sein Atem kam stoßweise. Wenige Augenblicke später ließ er die letzten Bäume hinter sich und erreichte die kleine Bucht, in der das Boot lag.
      Hannah kam ihm entgegen. Ihr Gesicht war in der Abenddämmerung blaß und verschwommen. »Ist alles in Ordnung?«
      »Los, wir müssen weiter!« drängte er. »Überall sind Polizisten.«
      Brendan stand mit einer langen Stange im Heck des Hausbootes und fragte aufgeregt: »Können wir abfahren, Mr. Rogan? Soll ich den Motor anlassen?«
      »Damit die Polizei gleich weiß, wo wir sind?« Rogan schüttelte den Kopf. »Nein, wir lassen uns von der Ebbe in die Flußmündung hinaustreiben.«
      Er lief zu der letzten Leine, die das Boot noch festhielt, und machte sie los. Das abfließende Wasser nahm das Boot sofort mit. Hannah rief erschrocken: »Schnell, Sean!«
      Als Rogan zu dem Boot waten wollte, stürmte Vanbrugh aus dem Unterholz und warf sich auf ihn. Die beiden Männer wälzten sich im Sand übereinander. Rogan lag zuletzt oben. Seine großen Hände umklammerten den Hals des anderen. Dann erkannte er Vanbrugh. Er ließ ihn los und stand auf.
      »Steh auf!« befahl er ihm.
      Die beiden Männer standen sich in der Abenddämmerung gegenüber. Beide atmeten schwer. Von überallher ertönten Polizeipfeifen aus den Marschen. Hannah stieß einen ängstlichen Schrei aus.
      Vanbrugh sah zu ihr hinüber. Ihre Gestalt verschwamm im Nebel, als das Boot immer mehr abtrieb. Er wandte sich an Rogan.
      »Worauf wartest du noch, verdammt noch mal? Verschwindet endlich!«
      Rogan stürzte sich ins Wasser. Er watete in die Bucht hinaus, mußte noch ein Stück schwimmen und holte das Boot ein. Die Frau und der Junge halfen ihm an Bord. Er nahm dem Jungen die Stange aus der Hand, drehte sich um und sah lange zu Vanbrugh zurück. Dann hob er grüßend die Hand und stakte das Boot in den Nebel hinein. Sekunden später war es verschwunden.
      Vanbrugh blieb am Strand stehen und starrte ins graue Nichts, als könne er Nacht und Nebel mit den Augen durchdringen. Nach einiger Zeit kam Dwyer zu ihm. »Haben Sie eine Spur gefunden, Sir?«
      Vanbrugh schüttelte den Kopf. »Haben Sie eine Zigarette für mich?«
      Dwyer bot ihm sein Etui an. Als er Vanbrugh Feuer gab, begann irgendwo draußen
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