Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt
Autoren: Linda Budinger
Vom Netzwerk:
amerikanischen Volk nur die nötige Schutzimpfung. Z ist mutationsfreudig und in der Urform leicht übertragbar. Doch diejenigen, die es überleben, sind zukünftig besser gegen Angriffe geschützt.«
    »Eine krude Interpretation von ›Nur der Stärkste überlebt‹.« Cotton musste den Kerl irgendwie aufhalten.
    »So ist die Natur nun mal. Verstehen Sie, es ist nichts Persönliches. Sie sind mir sogar sympathisch, Mitchell. Und damit Sie begreifen, dass ich Ihre Kooperation brauche, möchte ich Ihnen etwas zeigen.«
    Harris winkte mit dem Lauf der Betäubungswaffe zu einer Zwischentür. Cotton stolperte die Wand entlang darauf zu. Die Tür öffnete sich nach innen. Er drückte die Klinke und machte einen Schritt hinein. Harris folgte ihm und vergaß dabei seinen Sicherheitsabstand. Cotton schleuderte Harris das Türblatt entgegen und traf ihn voll. Das Betäubungsgerät fiel klirrend zu Boden.
    Er drehte sich um. Als er mit der Pistole nach Harris ausholte, wurde ihm eine Sekunde lang schwarz vor Augen. Rückwärts stolperte er in den anderen Raum. Er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Es war unmöglich, Harris in diesem Zustand zu überwältigen.
    Deshalb stieß Cotton die Tür zu, ehe Harris ihm folgen konnte, und blockierte den Eingang mit einem herumliegenden Klemmbrett.
    Als Erstes fiel sein Blick auf ein Terrarium voller bunter Pfeilgiftfrösche im Hintergrund des Zimmers. Frösche wie am Samstag.
    Dann erfasste er die liegende Gestalt von Schwester Hernandez. Sie war mit Handschellen an ein Metallbett gefesselt und offensichtlich ohne Bewusstsein.
    »Harris«, stieß Cotton hervor und eilte zu der Frau, um ihre Lebenszeichen zu prüfen. »Kommen Sie, Schwester, wachen Sie auf.« Er schüttelte sie sanft an der Schulter.
    Harris hämmerte gegen die Tür. »Mitchell, hören Sie! Ich mache Ihnen ein Angebot!«
    »Ich bin nicht interessiert, Sie verdammter Mistkerl.«
    »Hören Sie genau zu. Die Schwester ist nur Ihretwegen krank. Ich konnte in ihrem Blut eine Infektion mit Z.1, der mutierten Variante, nachweisen. Sie hat sich vermutlich über die Ameisenstiche angesteckt. Der Erreger Z.1 ist nur per Blutkontakt infektiös.«
    Cotton wischte sich das feuchte Haar aus der Stirn. Das durfte nicht wahr sein! Die Frau war todkrank, weil sie ihm geholfen hatte?
    Er ließ Vera Hernandez weiterschlafen und schluckte. »Wie lautet das Angebot?«
    »Sie können sich abermals als galanter Held erweisen. Ich habe hier eine Dosis Gegenmittel zu Z.1, das ich aus Ihrer Probe gewonnen habe. Es gibt davon nur eine geringe Menge. Aber wenn Sie von nun an brav mitspielen, werde ich Hernandez das Mittel spritzen und sie anschließend freilassen.«
    »Wie kann ich Ihnen trauen? Warum sollten Sie das tun?«
    »Wenn Sie das Versuchsobjekt sind, Mitchell, habe ich keine Verwendung mehr für die Frau. Ich habe sie mit dem gleichen Mittel betäubt, das ich auch bei Ihnen am Donnerstag verwendet hatte. Es ist ziemlich einfach, eine entsprechende Pille zu präparieren. Die Schwester hat mich bei der Entführung nicht gesehen, ich kann ihr also risikolos die Freiheit schenken. Öffnen Sie die Tür. Ohne das Mittel werden Sie beide sterben. Sie haben die Wahl, wie Sie abtreten wollen.«
    »Ich habe keine Wahl.« Cotton suchte das Zimmer nach etwas Brauchbarem ab: Waffen, ein Telefon oder einen Computer mit Netzzugang. Er musste die Behörden alarmieren. Aber das fensterlose Zimmer war wie ein kleiner Ruheraum eingerichtet, es gab nicht einmal eine Stehlampe und keinen zweiten Ausgang.
    Er konnte den Mann ja schlecht mit Giftfröschen bewerfen, auch wenn er nicht übel Lust dazu verspürte. Cotton musste irgendwie in den Besitz des Gegenmittels gelangen und wieder einsatzfähig werden – und dafür musste er die Tür öffnen.
    »In Ordnung«, sagte er zähneknirschend und löste das verkeilte Türblatt.
    »Ziehen Sie die Tür langsam auf«, befahl Harris. »Keine hastigen Bewegungen, Mitchell. Der Behälter mit dem Gegenmittel ist sehr zerbrechlich, und ich könnte ihn leicht fallen lassen.«
    Cotton tat, wie ihm geheißen. Er sah den Biologen mit der Betäubungswaffe in der einen Hand und der Ampulle mit dem Gegenmittel in der anderen.
    Im gleichen Moment öffnete sich die Korridortür des Labors. Ein UPS-Bote trat ein. »Die Tür war offen, Dr. Harris. Hier habe ich Ihr Paket.«
    Ruckartig fuhr Harris herum.
    Cotton stürzte los.
    Der UPS-Mann ließ das Paket fallen. Augenblicklich quoll weißer Dampf durch Schlitze in der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher