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Der Indianerlord

Der Indianerlord

Titel: Der Indianerlord
Autoren: Heather Graham
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hießen den Fremden willkommen, einen alten Freund, der früher bei ihnen gelebt, den Sonnentanz getanzt und die Crow bekämpft hatte. Nun kehrte er zurück, weil seine weiße Gemahlin gestorben war. Flying Sparrow sollte seine Frau werden, nicht nur bei den Indianern, sondern auch in der Welt seiner weißen Mitbürger. Die Sioux fanden es nicht schlimm, dass er mit zwei Frauen gelebt hatte.
    In Indianerkreisen war dies durchaus üblich.
    Von allen Kriegern wurde der Fremde, der die Sioux-Sprache fehlerfrei beherrschte, >Bruder< genannt. Thunder Hawk erfuhr, der Mann sei vor Jahren als Vertreter der amerikanischen Regierung und Landvermesser in den Westen gereist. Bei einem tapferen Kampf war der jüngere Sohn eines reichen britischen Häuptlings verwundet und gefangengenommen worden. Flying Sparrow hatte ihn gesund gepflegt. Inzwischen war sein Bruder gestorben, und nun wollte er dem Sohn, den Flying Sparrow ihm geschenkt hatte, das Erbe sichern. Den älteren Sohn, von der weißen Ehefrau geboren, beunruhigte die Existenz des Bruders nicht.
    Umso heftiger fühlte sich Hawk gestört. Er mochte sich nicht von seinem Stamm trennen, von seinen Freunden, die gerade ihre ersten Feinde getötet und ihre ersten Büffel erlegt hatten, so wie er selbst. Vor allem wollte er bei Dark Mountain bleiben, seinem liebsten Gefährten, einem ausgezeichneten Jäger.
    Am Fuß eines Berges hatte er dann seine Vision erblick das Wichtigste im Leben eines Sioux-Jungen. Diese heilige Vision zeigte ihm den Lebensweg, dem er folgen musste.
    Auf einem schwarzen Pony ritt er zwischen. einer Büffelherde und eine Adlerschar dahin. Die Tiere riefen seinen Namen, versuchten ihm etwas mitzuteilen, aber er verstand sie nicht. In immer schnellerem Galopp raste er über die Prärie. Dann ergründete er den Ruf der Adler, aber nicht die Worte der Büffel. Und was die Adler sagten, blieb rätselhaft, während er die Büffelsprache erlernte. Pfeile regneten auf ihn herab, doch er wusste, dass er weiterreiten musste, bis zum blendenden Sonnenlicht. Als er dieses Ziel erreichte, griff er in den Himmel hinauf und sammelte die Pfeile ein, damit sie nicht mehr herabfallen konnten.
    Dieser Traum verwirrte ihn, aber Mile-High-Man, ein angesehener heiliger Mann, versicherte ihm, er sei zum Krieger bestimmt und die anderen würden sich seiner Weisheit anvertrauen. Wenn er diese Aufgabe erfüllen musste, wie konnte er seinen Stamm verlassen und dem weißen Mann folgen?
    Vielleicht müsse er sich dazu aufraffen, hatte Mile-High-Man erklärt, und lernen, sich mit den Adlern ebenso zu verständigen wie mit den Büffeln ...
    Plötzlich drang ein leises Stöhnen vom Bett herüber und riss ihn aus seinen Gedanken. Er drehte sich um, starrte die schöne blonde Frau an, die ihre Arme hob, als wollte sie einen Angriff abwehren. Sollte er sie aus ihrem Alptraum wecken? Doch dann sanken ihre Arme wieder hinab, und sie lag reglos da.
    Kämpfte sie gegen ihn? Oder gab es jemand anderen, der sie im Schlaf quälte? jetzt wirkte ihr Gesicht so sanft und friedlich, von goldenen Locken umrahmt. Abrupt kehrte er ihr den Rücken zu, blickte ins Herdfeuer und ballte die Hände. Nun würde er sie bald wecken.
     

Kapitel 4
     
    Einen halben Kontinent entfernt, eilte eine junge Frau durch einen Korridor. Sie trug mehrere Badetücher und zwei Salbentiegel in den Händen. Sie war klein und zierlich, bewegte sich aber so würdevoll, dass sie größer wirkte. In ihrem dunkelbraunen Haar schimmerten rötliche Lichter, und ihre Augen strahlten in lebhaftem Türkisblau.
    Bis zum Tod ihrer Mutter hatte sie ein glückliches Leben geführt, trotz der düsteren, geheimnisvollen Vergangenheit, die ihre Familie belastete.
    Aber jetzt ... In den letzten drei Wochen war sie von einer Tragödie heimgesucht worden, und erstaunlicherweise hatte sie die Kraft gefunden, dies alles zu überstehen. Diese Kraft verdankte sie Skylar. Stets war Skylar für sie dagewesen. Und sie hoffte, nun könnten sie einander retten.
    Vor einer Tür blieb sie stehen und straffte die Schultern. Was immer man auch besprechen würde, sie wollte ihre Rolle spielen und nichts verraten.
    Sie öffnete die Tür. Da saß er in seinem geschnitzten Rollstuhl, eine Wolldecke über den gelähmten Beinen. Trotzdem verdiente er kein Mitleid, denn wann immer er sie anschaute, glühten die Dämonen der Grausamkeit, des Zorns und der Rachsucht in seinem Blick.
    Der Doktor stand hinter dem Stuhl. »Ah, Sie bringen mir die Salben und die
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