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Der Indianerlord

Der Indianerlord

Titel: Der Indianerlord
Autoren: Heather Graham
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konnte sich jede Familie nach Belieben trennen. Bei den Sioux, einem freien Volk, galt das individuelle Leben als Tugend.
    Aber im Kampf gegen die Weißen entwickelte sich das Unabhängigkeitsstreben zur Gefahr, denn es schob einen Keil zwischen die einzelnen Sioux-Gruppen und machte sie verletzlich.
    Hawk war in der Welt seiner Mutter aufgewachsen. Zu seinen ersten Erinnerungen zählten die Büffelfelle an den Wänden ihres Zeltes. So wie alle Sioux-Kinder wurde er liebevoll umsorgt - nicht nur von seiner Mutter Flying Sparrow, sondern auch von ihren Brüdern und seinem Großvater, dem Friedenshäuptling Sitting Bull. Kein einziges Mal hatte man ihn geschlagen. Alle Männer des Stammes nannte er >Vater<, alle Frauen >Mutter<. In jedem Zelt fühlte er sich willkommen. Ein Sioux-Junge musste zweierlei lernen: jagen und kämpfen. Von diesen beiden Fähigkeiten hing das Leben seines ganzen Volkes ab.
    Bis zu seinem elften Geburtstag hatte er nur wenig von den Weißen gehört. Jetzt wusste er, dass die Amerikaner das Gebiet zwischen dem Mississippi und den Rocky Mountains bis zum mexikanisch-amerikanischen Krieg 1846-1848 als Grenze zur Indianerregion betrachtet hatten. Aber infolge des Landgewinns nach dem Krieg verschob sich die amerikanische Westgrenze immer weiter in die Richtung des Pazifik. 1851 folgte Hawk den Verwandten seiner Mutter, einer kleinen Oglala-Gruppe, nach Fort Laramie am North Platte River. Dort fand die größte Indianerversammlung statt, die er jemals beobachtet hatte. Viele Sioux-Stämme fanden sich ein, auch Cheyennes, Arapahoes, Shoshones, Crows, Assiniboines, Arikaras und andere - sowie zahlreiche weiße Siedler. Man vereinbarte, dass die Indianer jedes Jahr bezahlt werden sollten, wenn sie mit den weißen Emigranten - viele zogen nach Kalifornien zu den neuen Goldquellen - und untereinander Frieden hielten. Dann beschlossen die Weißen, gewisse >Oberhäuptlinge< zu ernennen. Und sie schärften den Indianern ein, sie dürften keine Kriege gegeneinander führen. Doch das war ein sinnloses Unterfangen, denn der Kampf gehörte zur indianischen Lebensform. Bereits in jenem Augenblick, wo die Weißen ihre Oberhäuptlinge veranlassten, >den Federkiel zu berühren< und dann deren Namen unter den Friedensvertrag schrieben, drohte er zu scheitern.
    Seit jenem Tag zogen immer mehr Weiße nach Westen. Aber sie beeinflussten Hawks Leben nicht. Noch nicht.
    Bis zu seinem dreizehnten Lebensjahr hieß er Little Sparrow. Dann schlug er einen seiner Crow-Feinde ins Gesicht, tötete ihn im Messerkampf und erwarb die Kriegerwürde. Dass ein Mensch durch seine Hand gestorben war, lastete schwer auf Hawks Seele, obwohl er voller Haß und Zorn gegen den Crow gefochten hatte.
    Während er mit seinen Gefährten auf der Jagd gewesen war, hatte ein Crow-Krieger mit seiner Bande das Sioux-Dorf überfallen und drei Mädchen geraubt, zwei für sich selbst und eins für seinen Freund Snake-in-the-Tree. Dieser misshandelte die junge Frau, und seine Grausamkeit trieb sie zum Selbstmord. Da Dancing Cloud eine Urenkelin seines Großvaters gewesen war, musste Hawk Rache üben, so wie es seine Ehre verlangte.
    Beim Siegestanz an jenem Abend wurde ihm der Name Thunder Hawk verliehen, denn er war schnell und stark wie der Falke und bedrohlich wie der Donner, 'der das Land immer wieder erschütterte.
    Ein weiteres Jahr verstrich, und er tanzte den Sonnentanz. Alljährlich trafen sich die Sioux zu diesem Ritual, das ihnen die weiße Büffelfrau vorgeschrieben hatte. Ihr verdankten sie ihre Sitten und ihren Lebensstil. Die Zeremonie fand im Juni statt, im Monat der Vogelkirschen, dauerte zwölf Tage und stellte hohe Ansprüche an körperliche und geistige Kräfte.
    Mit vierzehn war Thunder Hawk ein hochgewachsener junge, fast einsachtzig, größer als die meisten erwachsenen Krieger. Doch er strebte nicht nur kämpferische Stärke an, sondern auch Klugheit. Wakantanka, das große Geheimnis, sollte ihn lenken und leiten. Und so tanzte er mit Spießen in den Rippenmuskeln, betete ' für sein Volk und um Beistand im Kampf gegen alle Feinde, bis er zusammenbrach. Tief beeindruckt rühmten die Sioux den vielversprechenden jungen Krieger.
    Dann kehrte plötzlich der Vater in sein Leben zurück. Er kannte den blonden Fremden mit den grünen Augen nicht, spürte aber, dass ihm eine Veränderung bevorstand, die er hassen und fürchten würde. Doch ein Junge, der eben erst zum Krieger geworden war, durfte keine Angst zeigen.
    Die älteren Sioux
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