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Der Indianerlord

Der Indianerlord

Titel: Der Indianerlord
Autoren: Heather Graham
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Schlafrock hatte sich über ihren Brüsten geöffnet, und Hawk schloss ihn hastig. Doch die dünne Seide glitt sofort wieder beiseite. Fluchend wandte er sich vom Bett ab und sah das zerfetzte schwarze Kleid am Boden liegen. Er durchwühlte die Fetzen, entdeckte in einer Tasche ein paar Goldmünzen, einen Spiegel und eine Haarbürste. Ungeduldig warf er die Sachen auf die Truhe. In einer zweiten Tasche fand er, was er suchte. Papiere. Aufmerksam studierte er eine Heiratsurkunde, ein offensichtlich legales Dokument, aus dem hervorging, dass Skylar Connor und Lord Andrew Douglas vom Friedensrichter Timothy Carone in Baltimore vor gut zwei Wochen ferngetraut worden waren.
    Das exakte Todesdatum seines Vaters.
    Verblüfft starrte Hawk seine eigene Unterschrift an. Er entsann sich nicht, dass er jemals ein solches Papier unterzeichnet hätte. Aber es war zweifellos seine Handschrift.
    Kurz bevor sein Vater die Rückreise nach Osten angetreten hatte, war Hawk ungeduldig und reizbar gewesen. Was die Ländereien in Schottland und Maryland betraf, forderte er David immer wieder auf, nach eigenem Gutdünken zu verfahren, da er der Besitzer sei. Doch der alte Lord hatte ihn zum Miteigentümer vieler Liegenschaften ernannt, um jeden Zweifel zu zerstreuen, dass der Sioux-Sohn sein rechtmäßiger Erbe war. Und David hatte ihm auch beigebracht, jeden Vertrag Wort für Wort zu lesen, ehe er ihn unterzeichnete ... Trotzdem unterschrieb Hawk viele Dokumente, die der Vater ihm vorlegte, ohne sie vorher zu studieren.
    War das ein Fehler gewesen? Hatte er infolge irgendwelcher seltsamer Verwicklungen die Frau geheiratet, die jetzt auf seinem Bett lag?
    Er stöhnte leise. In letzter Zeit hatte der Vater ihn oft bedrängt, wieder zu heiraten - eine weiße Frau. Leidenschaftlich diskutierten sie über die Zukunft des roten Mannes im Westen. Und mochte Hawk auch noch so heftig gegen Davids Argumente protestieren - er wusste, dass der alte Lord recht behalten würde. Denn der Strom der weißen Siedler und Soldaten ließ sich nicht aufhalten. David übte in Washington einen gewissen Einfluss aus, und vor seiner letzten Reise hatte er dem Sohn resignierend erklärt, die Regierung würde die Verträge nicht einhalten. In absehbarer Zeit würden die Indianer das Land, das man ihnen gegeben hatte, wieder an die Weißen verlieren. Die Amerikaner hielten es für ihr gottgewolltes Schicksal, den gesamten nördlichen Kontinent zu besiedeln, von einem Meer bis zum anderen. Wenn es möglich wäre, würden sie sogar die Mexikaner vertreiben - und die Briten aus Kanada. Natürlich könnten sie das nicht vor der restlichen Welt rechtfertigen. Aber primitive Rothäute auszurotten ...
    Gewiss, diese Gefahr rückte immer näher. Deshalb hatte David seinen Sohn inständig gebeten, eine weiße Frau zu heiraten und das Leben eines Weißen zu führen. War das der Sinn dieser seltsamen Ferntrauung? Hatte David einer jungen Goldsucherin weisgemacht, sie würde einen Mann heiraten, der in seinen letzten Zügen lag - nur um ihr zum Opfer zu fallen, ehe er sie nach Westen brachte? Wollte er seinen Sohn auf diese Weise retten?
    Aber vor seiner letzten Abreise hatte David Douglas nicht in seinen letzten Zügen gelegen, sondern so ausgesehen wie eh und je - ein hochgewachsener, schlanker, weißhaariger Mann, immer noch attraktiv. Sein Leben lang war er gesund und kräftig gewesen, abgehärtet von beschwerlichen Reisen und den Mutproben, die er im Kreis der Sioux-Krieger bestanden hatte.
    Warum habe ich ihn nicht begleitet, fragte sich Hawk schuldbewusst. Weil ich es nicht wagen durfte, die Black Hills zu verlassen, während sich die Situation zwischen der Army und den Indianern zuspitzte ...
    War diese Ehe legal? Gequält schloss er die Augen. Er war ein tapferer Sioux-Krieger und während des Sezessionskrieges ein ebenso tüchtiger Union Army-Soldat gewesen. Aber gegen die Zukunft konnte er nicht kämpfen. Das wusste er. Und sein Vater hatte es ebenfalls gewusst.
    Seine Gedanken kehrten in die fernen Zeiten zurück, wo die Black Hills noch im Besitz der Indianer gewesen waren. Damals hatten die Sioux noch nicht hier gelebt und nur im Notfall in diesen heiligen Jagdgründen Zuflucht gesucht. Sie waren Nomaden und durch den ständig wachsenden Ansturm weißer Siedler bereits vom Mississippi nach Westen gedrängt worden. Unter den vielen Stämmen - den Sans Arc, Brule, Oglala, Two Kettles, Hunkpapa, Blackfeet Sioux - gab es noch mehr unterschiedliche Gruppen. Von diesen
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