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Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören

Titel: Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören
Autoren: Lars Kepler
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Raum. Erik denkt an den Schnee, der auf die Brunnsviken fiel, als er in die Klinik gefahren ist. Wie er zwischen den Bäumen auf das dunkle Wasser hinabrieselte.
    »Nein«, flüstert er vor sich hin.
    »Eine Hypnose würde nicht funktionieren?«
    »Damit kenne ich mich nicht aus«, antwortet Erik.
    »Nun habe ich aber leider ein hervorragendes Gedächtnis für Gesichter«, sagt Joona breit grinsend. »Sie sind ein berühmter Hypnotiseur, Sie könnten …«
    »Ich war ein Versager«, unterbricht Erik ihn.
    »Das glaube ich Ihnen nicht«, sagt Joona. »Außerdem geht es hier um einen Notfall.«
    Daniellas Wangen laufen rot an, und sie lächelt mit gesenktem Blick.
    »Ich kann nicht«, sagt Erik.
    »Ehrlich gesagt trage ich hier die Verantwortung für den Patienten«, erklärt Daniella mit erhobener Stimme. »Und mir erscheint es wenig verlockend, die Erlaubnis zu einer Hypnose zu erteilen.«
    »Und wenn Sie zu dem Schluss kämen, dass für den Patienten keine Gefahr besteht?«, fragt Joona.
    Erik wird klar, dass der Kriminalkommissar von Anfang an eine Hypnose als mögliche Lösung seines Problems ins Auge gefasst hat und keiner spontanen Eingebung folgt. Joona Linna hat ihn nur deshalb ins Krankenhaus gebeten, um ihn davon zu überzeugen, den Patienten zu hypnotisieren, und nicht, weil er Experte für die Behandlung akuter Schock- und Traumazustände ist.
    »Ich habe mir geschworen, nie wieder jemanden zu hypnotisieren«, sagt Erik.
    »Okay, ich verstehe«, erwidert Joona. »Ich habe gehört, dass Sie der Beste waren, aber was soll’s, ich werde Ihre Entscheidung wohl oder übel respektieren müssen.«
    »Es tut mir leid«, sagt Erik.
    Er betrachtet durch das Fenster den Patienten und wendet sich anschließend an Daniella.
    »Hat er Desmopressin bekommen?«
    »Nein, damit wollte ich lieber noch warten«, antwortet sie.
    »Warum?«
    »Wegen der Gefahr thromboembolischer Komplikationen.«
    »Ich habe die Diskussion verfolgt, aber ich glaube nicht, dass da was dran ist, mein Sohn bekommt von mir ständig Desmopressin«, sagt Erik.
    Joona erhebt sich schwerfällig von seinem Stuhl.
    »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir einen anderen Hypnotiseur empfehlen könnten«, sagt er.
    »Wir wissen doch noch nicht einmal, ob der Patient jemals wieder zu Bewusstsein kommen wird«, entgegnet Daniella.
    »Also ich rechne schon damit, dass …«
    »Und er muss ja wohl bei Bewusstsein sein, um hypnotisiert werden zu können«, sagt sie abschließend und verzieht ein wenig den Mund.
    »Als Erik ihn angesprochen hat, war er jedenfalls ganz aufmerksam«, sagt Joona.
    »Das glaube ich nicht«, murmelt sie.
    »Doch, er hat mich gehört«, bestätigt Erik.
    »Wir könnten seine Schwester retten«, fährt Joona fort.
    »Ich fahre jetzt nach Hause«, sagt Erik leise. »Gib dem Pa­tienten Desmopressin und zieh auch die Druckkammer in Erwägung.«
    Er verlässt den Raum und zieht seinen Arztkittel aus, während er den Flur hinabgeht und sich in den Aufzug stellt. Im Foyer halten sich mehrere Menschen auf. Die Eingangstüren sind geöffnet worden, und der Himmel wird kaum merklich heller. Schon als das Auto vom Parkplatz rollt, streckt er sich nach der kleinen Holzschachtel, die er im Handschuhfach verwahrt. Ohne den Blick von der Straße zu nehmen, tippt er den Deckel mit dem bunten Papagei und dem Eingeborenen auf, fängt drei Tabletten auf und schluckt sie schnell. Er muss ein paar Stunden schlafen, bevor er Benjamin wecken und ihm seine Spritze geben wird.

2 .
     
    Dienstagmorgen, der achte Dezember
     
     
     
     
     
    Kriminalkommissar Joona Linna bestellt im Il caffè in der Bergsgatan ein großes Ciabatta mit Parmesan, Bresaola und getrockneten Tomaten. Es ist früh am Morgen, und das kleine Café hat gerade erst geöffnet: Die junge Frau, die seine Bestellung entgegennimmt, ist bisher nicht einmal dazu gekommen, die Brote aus den Tüten auszupacken.
    Nachdem er gestern Abend zu später Stunde die Tatorte in Tumba inspiziert, das überlebende Opfer im Karolinska-Krankenhaus in Solna besucht und mitten in der Nacht mit den beiden Ärzten Daniella Richards und Erik Maria Bark gesprochen hat, ist er zu seiner Wohnung im Stadtteil Fredhäll gefahren und hat drei Stunden geschlafen.
    Jetzt wartet Joona auf sein Frühstück, betrachtet durch das beschlagene Fenster das Rathaus und denkt an den Tunnel, jenen unterirdischen Gang, der unter dem Park zwischen dem gewaltigen Gebäudekomplex der Polizei und dem Rathaus verläuft. Er bekommt
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