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Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören

Titel: Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören
Autoren: Lars Kepler
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Joona ihn.
    »Muss das wirklich sein, denn ich … ich …«
    »Du hast den Jungen, die Mutter und ein kleines Mädchen von fünf Jahren gefunden. Der Junge war als Einziger noch am Leben.«
    »Obwohl ich gedacht habe … ich …«
    Er verstummt, sein Gesicht ist leichenblass.
    »Danke, dass du gekommen bist, Erland«, sagt Joona.
    Der Polizist nickt schnell und steht auf, streicht sich mit der Hand verwirrt über seine schmutzige Jacke und verlässt das Zimmer.
    »Alle waren voller Stich- und Schnittwunden«, fährt Joona fort. »Der nackte Wahnsinn, die Opfer waren übel zugerichtet, man hat sie getreten, geschlagen, mit Stichen malträtiert, und das kleine Mädchen … ist in zwei Teile zertrennt worden. Unterkörper und Beine lagen in einem Sessel vor dem Fernseher und …«
    Er verstummt und beobachtet Erik, ehe er weiterspricht:
    »Der Täter scheint gewusst zu haben, dass der Familienvater sich auf dem Sportplatz aufhielt«, erklärt Joona. »Ein Fußballspiel, er war der Schiedsrichter. Der Mörder hat gewartet, bis der Mann alleine war, ehe er ihn tötete, aggressiv zerstückelte und danach zu dem Reihenhaus fuhr, um die anderen zu töten.«
    »Es hat sich in dieser Reihenfolge abgespielt?«, fragt Erik.
    »Davon bin ich fest überzeugt«, antwortet der Kommissar.
    Erik spürt, dass seine Hand zittert, als er sich über den Mund fährt. Vater, Mutter, Sohn, Tochter, denkt er sehr langsam und begegnet anschließend Joona Linnas Blick.
    »Der Täter wollte die ganze Familie auslöschen«, konstatiert Erik mit schwacher Stimme.
    Joona macht eine unschlüssige Geste.
    »Genau das ist der Punkt, warum … Ein Kind fehlt nämlich noch, die ältere Schwester. Eine junge Frau von dreiundzwanzig Jahren. Wir können sie nicht finden. Sie hält sich nicht in ihrer Wohnung in Sundbyberg auf, ist offenbar auch nicht bei ihrem Freund. Wir denken, dass der Mörder es auch auf sie abgesehen haben könnte. Deshalb wollen wir den Zeugen möglichst schnell vernehmen.«
    »Ich werde zu ihm gehen und ihn gründlich untersuchen«, sagt Erik.
    »Danke«, nickt Joona.
    »Aber wir können das Leben des Patienten nicht riskieren, indem wir …«
    »Dafür habe ich volles Verständnis«, unterbricht Joona ihn. »Es ist nur so, je länger es dauert, bis wir eine Spur haben, desto mehr Zeit bleibt dem Täter, um nach der Schwester zu suchen.«
    »Vielleicht sollten Sie die Tatorte untersuchen«, meint Daniella.
    »Die Arbeit ist in vollem Gange«, erwidert er.
    »Fahren Sie hin und treiben Sie lieber Ihre eigenen Leute an«, sagt sie.
    »Es wird so oder so nichts dabei herauskommen«, entgegnet der Kommissar.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wir werden an diesen Orten die vermischte DNA von Hunderten, vielleicht sogar über tausend Menschen finden.«
    Erik kehrt zu dem Patienten zurück. Er steht vor dem Bett, betrachtet das blasse, verwundete Gesicht. Die flache Atmung. Die verfrorenen Lippen. Erik spricht den Namen des Jungen aus, und ein angespannter, schmerzerfüllter Zug legt sich auf das Gesicht.
    »Josef«, wiederholt er leise. »Ich heiße Erik Maria Bark, ich bin Arzt und werde dich jetzt untersuchen. Wenn du verstehst, was ich sage, darfst du ruhig nicken.«
    Der Junge liegt vollkommen still, und sein Bauch bewegt sich im Takt der kurzen Atemzüge. Trotzdem ist Erik überzeugt, dass der Junge seine Worte verstanden hat, bevor sein Bewusstsein geschwunden und der Kontakt abgebrochen ist.
     
    Als Erik eine halbe Stunde später den Raum verlässt, sehen Daniella und der Kriminalkommissar ihn an.
    »Wird er durchkommen?«, fragt Joona.
    »Es ist noch zu früh, um das zu sagen, aber er …«
    »Der Junge ist unser einziger Zeuge«, unterbricht ihn der Poli­zist. »Jemand hat seinen Vater, seine Mutter und seine kleine Schwester umgebracht, und dieselbe Person ist vermutlich in diesem Moment auf dem Weg zu seiner großen Schwester.«
    »Das wissen wir alles«, sagt Daniella. »Aber wir denken vielleicht, dass die Polizei lieber nach ihr suchen sollte, statt uns bei der Arbeit zu stören.«
    »Wir suchen sie schon, aber das dauert mir alles zu lange. Wir müssen mit dem Jungen sprechen, weil er aller Wahrscheinlichkeit nach das Gesicht des Täters gesehen hat.«
    »Es kann Wochen dauern, bis der Junge vernehmungsfähig ist«, sagt Erik. »Ich meine, wir können ihn ja schlecht wachrütteln und ihm erzählen, dass seine ganze Familie tot ist.«
    »Und wie wäre es mit Hypnose?«, meint Joona.
    Es wird still im
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