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Der Hund, die Krähe, das Om... und ich!

Der Hund, die Krähe, das Om... und ich!

Titel: Der Hund, die Krähe, das Om... und ich!
Autoren: Susanne Fröhlich
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Plastikflaschen-Werbetext. „Bewahren Sie deshalb Ihr Trinkwasser in den Yogibottles auf und lassen Sie wünschenswerte Energien hineinfließen. So wird Ihr Wasser zu einem besonderen Elixier.“

    Ich verzichte trotz eines erschwinglichen Preises (5,90) auf die Anschaffung. Ich mache noch nicht lange genug Yoga, um auch nur eine Ahnung davon zu haben, wie ich wünschenswerte Energien in Plastikflaschen beame.
    Durch Zufall entdecke ich bei einem Kafferöster (bei wem wohl?) die neuen Angebote. Die aktuelle Themenwoche heißt: „Mach mal Yoga!“ Ist das ein Zeichen? Was will mir der Kaffeeröster damit wohl sagen? Liege ich einfach nur im Trend? Machen jetzt schon alle Yoga?
    Ich bestelle wie im Rausch. Yoga-Hosen mit Stulpen und ohne. Die ohne sehen aus wie all die Jogginghosen, die ich schon habe, aber man weiß ja nie. Dazu zwei Sport-BHs – kann man immer brauchen. Noch ein paar Oberteile, dafür verkneife ich mir das Massageöl. In zwei Tagen wird geliefert und dann hat die steife Kobra neue Kleider!
    In den alten Klamotten rolle ich die Matte aus und rufe meinen Sohn. „Heute mache ich mit dir Yoga!“, hatte er groß getönt. Leider fehlt uns die zweite Matte und wir nehmen als Ersatz den Badezimmervorleger. Nach vier Minuten fragt er bereits, ob er wirklich bis zum Ende mitturnen muss. Nach acht Minuten entscheidet er schließlich: „Das ist nichts für mich, ich wünsche dir viel Spaß!“ Wenigstens räumt er den Vorleger weg. Ich halte durch. Muss schon ein bisschen weniger den Kopf verrenken, um auf den Bildschirm zu gucken. Ansonsten keine nennenswerten Verbesserungen. Manche Übungen schaffe ich nicht. Man sollte ja denken, dass ein Mehr an Gewicht für eine gewisse Stabilität sorgt, aber von wegen. Bei zwei Übungen muss ich vorher pausieren und verharre in meiner Lieblingsstellung Shavasana, bis es weitergeht. Meine Beine zittern. Das frustriert mich, aber der kleine Rest an Vernunft in mir predigt unaufhaltsam: Das ist normal, man kann nicht gleich alles können. Ja: Ich kann vernünftig sein. (Gezwungenermaßen!) Und ja: Ich versuche, meine Defizite gelassen zu sehen.
     
    Habe einen winzigen Fehler bei Ursula entdeckt. Einmal fehlt ein Teil einer Übung. Yoga hat nämlich etwas Demokratisches. Das habe ich mittlerweile begriffen. Immer kommt jede Seite dran. Bei einer Übung fehlt eine Seite. Ha – immerhin etwas. Auch eine Yoga-Königin ist nicht unfehlbar.
     

TAG 04
    Sternzeichenübung
     
    Versuche, mich so richtig ins Yoga-Fieber reinzusteigern. Schau mir Asanas (so nennen sich die Körperhaltungen) im Internet an. Habe meine persönliche Herausforderung gefunden. Ich – Sternzeichen Skorpion mit Aszendent Skorpion (ich weiß, das finden viele furchterregend!) – will den Skorpion können. Eine Art Kopfstand ohne Kopf. Die Unterarme sind auf dem Boden, das Gewicht ist auf den Ellenbogen und den Unterarmen und ein bisschen in den Fingerspitzen, und der Rest des Körpers schwebt in der Luft. Die Beine werden angewinkelt – und fertig ist der Skorpion. Das Internet warnt mich: Der Skorpion ist eine fortgeschrittene Übung, die aus dem Unterarmstand entwickelt wird, und es braucht Geduld und Durchhaltevermögen, bis man sie kann. Tugenden, die bei mir nicht besonders ausgeprägt sind. Aber Yoga schult ja angeblich die Geduld. Trotzdem wären mir genauere Zeitangaben lieber. Was heißt in diesem Fall Geduld? Zehn Tage? Zehn Wochen? Zehn Monate? Zehn Jahre? Nie?
    Heute Abend will mich eine Freundin besuchen. „Ich muss noch Yoga machen!“, sage ich und sie ist verwundert. „Duuuu machst Yoga?“, lacht sie, gerade so als hätte ich einen Wahnsinnswitz gerissen. „Es ist ein Experiment!“, antworte ich und sie entscheidet sich mitzuturnen. Oder sagt man mitzuyogaen?
    Meine Freundin ist schlank und einigermaßen fit. Was Sport angeht, ist sie eher der Ausdauertyp, genau wie ich. Nach 14 Minuten fragt sie erstmals, wie lange das denn noch geht. Sie schwitzt. Wie beruhigend. Im Vergleich zu ihr komme ich mir schon wie ein Profi vor. Yogi Susanne. Ich muss nicht mehr dauernd auf den Bildschirm starren, mache manches fast automatisch. Sie ist immer ein bisschen hintendran. Auch mir geht manches noch zu schnell. Was erwarte ich? Es ist mein viertes Training und ich ertappe mich dabei, wie ich meiner Freundin Anweisungen geben will. Erste Anzeichen von Yoga-Hochmut. Bei den Bauchübungen hält sie länger durch als ich. „Früher hat man das
    einfach Sit-ups genannt!“, stöhnt sie. Und
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