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Der Hund, die Krähe, das Om... und ich!

Der Hund, die Krähe, das Om... und ich!

Titel: Der Hund, die Krähe, das Om... und ich!
Autoren: Susanne Fröhlich
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Sofa als auf der Yoga-Matte. Ich könnte Stunden so in Shavasana bleiben – springe aber sofort auf, weil Atmen an sich mich ja sportlich nicht weiterbringt. Entspannung allein brauche ich nicht. Ich mache ja kein Yoga, um still auf dem Rücken zu liegen! Da hätte ich ja gleich im Bett bleiben können.
    Im Normalfall wäre es das gewesen. Ich neige eher zu schnellen Entscheidungen. Die Yoga-DVD wäre neben all den anderen Fitness-DVDs, die ich im Laufe der Jahre immer mal wieder angeschafft habe, beerdigt worden, und Yoga und ich hätten uns nie mehr wiedergesehen. Yoga und ich sind anscheinend nicht kompatibel. Yoga demütigt genüsslich Moppel – also: Adios Yoga! Das war es mit uns beiden. Ein erstes, ernüchterndes Date ohne Hoffnung auf Fortsetzung. Gäbe es wie bei Parship, dieser Internetpartnerbörse,
    Übereinstimmungstests für Sportarten und Menschen, hätten Yoga und ich keine große Chance. Eher sogar null Matchingpoints. Wir hätten uns somit nicht mal kennengelernt. Wahrscheinlich zu Recht.
    Aber ich möchte mich natürlich nicht von Yoga-Kupplerin Ursula ausschimpfen lassen. Obwohl: Schimpfen Yogis überhaupt? So entspannt, wie die sind! Aber mal abgesehen von Ursula, man sollte allem nicht nur eine Chance geben, sondern auch eine zweite oder dritte. So viel habe ich mit meinen 48 Jahren immerhin gelernt. Außerdem halte ich meine Versprechen. Meistens jedenfalls. Also werde ich es wieder tun. Wenn auch unwillig.
     
    TSCHÜSS, YOGA – BIS MORGEN, DU MIESER MOPPELQUÄLER!
     

    NACH MEINEM GESCHMACK:
    SHAVASANA - TOTENHALTUNG ODER TOTENSTILLE.
TAG 02
    Hundsgemeiner Fisch, pass auf:
Hier kommt die Kriegerin!
     
    Irgendwie gehen die 55 Minuten heute schneller rum als gestern. Ich stelle mich immer noch ziemlich doof an, statt zum Hund mache ich mich definitiv zum Affen. Aber es sieht ja keiner. Leider werfe ich zwischendrin einen Blick ins bodentiefe Fenster (das dringend mal wieder geputzt werden müsste) und kann mich sehen. Ziemlich gewöhnungsbedürftig! Moppel-Yoga sieht völlig anders aus als das, was die hübschen durchtrainierten Vorturnerinnen und -turner in meinem Fernseher tun. Alles an mir gerät in Bewegung. (Ich hoffe, ich löse keine Tsunamis aus! Wenn angeblich schon der Flügelschlag eines Schmetterlings einiges bewirken kann …) Alles, was so an mir dranhängt, winkt. Es hängt und drängt und winkt – überall.
    Ich atme und schaue nicht mehr hin. Wenn ich Wiederholungen nicht schaffe, atme ich eben nur oder mache eine gemäßigte Variante. Kein Stress, kein Superehrgeiz, ermahne ich mich. In Gedanken sehe ich mich aber schon lässig auf dem Kopf stehen. (Sollte ich schon mal einen Kopfstandhocker bestellen?) Stattdessen wackle ich im Schulterstand (früher im Turnunterricht hat man das „Kerze“ genannt), als wüte in meinem Wohnzimmer ein Tornado. Fühle mich am Ende der DVD in meiner bisherigen Lieblingsstellung Shavasana sehr wohl. Bleibe einfach ein bisschen liegen und atme. Bin angemessen angestrengt und verdammt froh, dass alles rum ist.
TAG 03
    Kobras neue Kleider
     
    Es zwickt mich überall. Ich habe Gliederschmerzen. Zunächst denke ich, eine Grippe sei im Anmarsch. Von wegen: Mein Körper scheint sich an Muskeln zu erinnern, die er völlig vergessen hatte. Muskelkater wäre übertrieben, aber ich spüre meinen Körper. Und wie! Vor allem meinen Oberkörper. Meine Beine mucken weniger. Wahrscheinlich weil sie durchs Joggen einiges an Kummer gewöhnt sind. Peinlich – Muskelkater durch Yoga! Wie tief bin ich gesunken? Oder ist das gut? Ein Zeichen, dass Yoga etwas bewirkt? Ist das die Tiefenmuskulatur, die im Yoga angeblich rausgekitzelt wird? Bilde ich schon Muskeln? Sollte ich über die Anschaffung eines knappen eng anliegenden Tank-Tops nachdenken? Am besten gleich bauchfrei?
    Ich verschiebe Yoga auf den frühen Abend und surfe ein bisschen im Internet. Yoga-Klamotten … Yoga-Accessoires … Yoga und das Drumherum bieten neue ungeahnte Shoppingmöglichkeiten. Eine ganz neue Welt tut sich auf. Ich stoße auf für mich befremdliche Dinge: Nasenspülungen, Zungenschaber, ayurvedische Kajalstifte und Yogibottle-Trinkflaschen. Extra Yoga-Trinkflaschen? Es sind ganz normale Plastikflaschen, wie man sie in jedem Fitnessstudio sieht. Oder bei jedem Radfahrer. Was macht so eine Flasche zur Yogi-Trinkflasche? Vielleicht der Aufdruck: wahlweise Shanti („Friede“) oder OM („heilige Silbe“) oder Love. „Wasser hat besondere Energien“, steht im
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