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Der Hund des Todes

Der Hund des Todes

Titel: Der Hund des Todes
Autoren: Agatha Christie
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Detektive, seine Tochter zu suchen, und hinterließ ihr für den Fall, dass sie gefunden würde, sein ganzes Vermögen.«
    Cleveland hörte sehr aufmerksam zu. Er hatte keinen Grund, Mr Dinsmeads Geschichte anzuzweifeln. Sie war die Erklärung für Magdalens dunkle Schönheit und vielleicht sogar für ihr unnahbares Wesen. Trotzdem – obwohl die Geschichte selbst wahr sein konnte, steckte mehr dahinter. Dinsmead hatte irgendetwas verschwiegen. Doch Cleveland hatte nicht die Absicht, ihn misstrauisch zu machen. Im Gegenteil.
    »Eine sehr interessante Geschichte, Mr Dinsmead«, sagte er. »Ich beglückwünsche Miss Magdalen. Als Erbin und von solcher Schönheit hat sie ein schönes Leben vor sich.«
    »Das hat sie«, pflichtete ihr Vater ihm mit Wärme bei, »und sie ist auch ein ungewöhnlich braves Mädchen, Mr Cleveland.«
    »Also«, sagte Cleveland, »ich muss jetzt wohl aufbrechen. Lassen Sie mich Ihnen noch einmal für Ihre Gastfreundschaft danken, Mr Dinsmead. Sie kam genau im richtigen Augenblick.«
    In Begleitung seines Gastgebers ging er ins Haus zurück, um sich von Mrs Dinsmead zu verabschieden. Sie stand am Fenster, kehrte ihnen den Rücken zu und hörte sie nicht eintreten. »Mr Cleveland ist da und möchte Lebewohl sagen, Mutter.«
    Mrs Dinsmead zuckte nervös zusammen, fuhr herum und ließ etwas fallen, das sie in der Hand gehalten hatte. Cleveland hob es auf. Es war eine Miniatur von Charlotte, in einem Stil gemalt, der vor etwa fünfundzwanzig Jahren modern gewesen war. Er bedankte sich auch bei Mrs Dinsmead, und wieder fiel ihm ihre verängstigte Miene auf. Sie senkte halb die Lider und warf ihm einen verstohlenen Blick zu.
    Die beiden Mädchen waren nirgends zu sehen, doch es gehörte zu Clevelands Plan, so zu tun, als sei er nicht besonders interessiert daran, sich auch von ihnen zu verabschieden. Außerdem hatte er eine ganz bestimmte Vermutung, die sich bald als richtig erweisen sollte.
    Er war auf dem Weg zu seinem Wagen etwa eine halbe Meile den Hügel hinuntergegangen, als sich auf der einen Seite des Pfades die Büsche teilten und Magdalen heraustrat.
    »Ich musste Sie noch einmal sehen«, sagte sie.
    »Ich habe Sie erwartet«, erwiderte Cleveland. »Sie waren es doch, die gestern Abend das SOS auf die Tischplatte schrieb, nicht wahr?«
    Magdalen nickte.
    »Warum?«, fragte Cleveland freundlich.
    Sie wandte sich zur Seite und begann Blätter von einem Strauch abzureißen. »Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Ich weiß es wirklich nicht.«
    »Erzählen Sie.«
    Magdalen holte tief Atem. »Ich bin eine praktisch denkende Person«, sagte sie, »ich bilde mir keine Dinge ein und neige nicht zu Übertreibungen. Sie, das weiß ich, glauben an Geister und Gespenster. Ich nicht. Und wenn ich Ihnen sage, dass in diesem Haus«, sie wies den Hügel hinauf, »etwas nicht geheuer ist, dann meine ich damit, dass man es ganz deutlich spüren kann. Es ist nicht nur ein Echo der Vergangenheit. Es fing schon an, als wir herkamen. Jeden Tag wird es schlimmer. Vater ist verändert, Mutter ist verändert, Charlotte ist verändert…«
    »Ist Johnnie verändert?«, fiel Cleveland ihr ins Wort.
    Mit wachsendem Verstehen im Blick sah Magdalen ihn an. »Nein«, sagte sie, »wenn ich genau überlege - Johnnie ist wie immer. Er ist der einzige, der von allem unberührt bleibt. Auch gestern Abend beim Tee war er wie immer.«
    »Und Sie?« fragte Mortimer.
    »Ich hatte Angst – entsetzliche Angst, wie ein Kind, und ich wusste nicht, wovor. Vater benahm sich so seltsam. Ich finde kein anderes Wort dafür – er war seltsam. Er redete über Wunder, und ich betete – betete wirklich darum, dass ein Wunder geschehen möge. Und dann klopften Sie an die Haustür.«
    Sie brach unvermittelt ab und musterte ihn herausfordernd. »Ich komme Ihnen wohl ziemlich verrückt vor«, sagte sie dann.
    »Nein«, erwiderte Cleveland, »im Gegenteil, ich halte Sie für äußerst vernünftig. Alle vernünftigen Leute spüren eine nahende Gefahr.«
    »Sie verstehen mich nicht«, sagte Magdalen, »ich hatte keine Angst um mich…«
    »Um wen dann?«
    Doch wieder schüttelte sie nur verwirrt den Kopf. »Ich weiß es nicht. Als ich das SOS schrieb, geschah es ganz impulsiv. Ich hatte die zweifellos lächerliche Idee, dass ich nicht mit Ihnen sprechen dürfte. Dass die anderen es nicht erlauben würden, meine ich. Ich weiß nicht, um was ich Sie eigentlich bitten wollte und was Sie tun sollten. Ich weiß es auch jetzt nicht.«
    »Macht nichts«,
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