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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman
Autoren: Eva Maaser
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Meuchelmördern zu schützen.
    Königin Brunichild sah den Jungen beim Toben zu. Beide waren annähernd gleich gekleidet, und der geringe Größenunterschied verwischte sich in der Bewegung. Durch die Rundbogenfenster fiel strahlendes Licht herein, und sobald die Kinder in eine dieser Lichtbahnen eintauchten, verwandelten sie sich auf geheimnisvolle Art in ein Doppelwesen. Beide waren schlank und flink, und es war eine Freude, sie zu beobachten. Auf ihre Plänkeleien hatte Brunichild noch nie etwas gegeben.
    „Merkwürdig“, sagte sie versonnen, „wie ähnlich sie sich sehen. Fast wie Brüder.“
    Felix hatte dunkleres Haar als Bertho, ansonsten bestand tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit. Aletha hütete sich, etwas dazu zu sagen. Sie saß mit Brunichild ein wenig abseits, und natürlich wagte es niemand, ihre Unterhaltung zu stören. Jeder wusste, dass Aletha eine Vertraute der Königin war.
    In der Tür tauchte ein stämmiger Mönch auf, ein Lehrer der Palastschule, der Bertho abholen wollte. Es bedurfte manchmal eines gewissen handfesten Nachdrucks, um den kleinen König von der Notwendigkeit des Unterrichts zu überzeugen.
    „Bertho!“, rief Brunichild bestimmt, „es ist Zeit für dich. Geh jetzt.“
    Ihr Sohn blieb stehen und warf einen raschen Blick auf den Mönch, der die Hände verschränkt hielt und die Knöchel knacken ließ. „Und Felix?“ Bertho zog einen Flunsch.
    „Ich habe Felix versprochen, dass er in den Stall darf, solange du deinen Unterricht hast“, mischte sich Aletha ruhig ein. „Er kann genug Latein und ist dir im Lesen und Schreiben ohnehin weit voraus. Sieh zu, dass du ihn einholst. Das wird einem schlauen Burschen wie dir doch gelingen, oder?“ Sie zwinkerte dem kleinen König zu und war insgeheim froh, dass Bertho nicht ihr Sohn war.
    Sobald dieser mit seinem Lehrer verschwunden war, trat Felix zu den Frauen. „Ich darf wirklich gehen?“, fragte er, als traue er seinem Glück nicht.
    Brunichild zog ihn an sich und strich ihm liebevoll die verschwitzten Haare aus der Stirn. „Ich danke dir, dass du so viel Geduld mit Bertho hast. Das ist wirklich sehr freundlich und großherzig von dir. Weißt du, er hängt so sehr an dir, und ich vertraue fest darauf, dass du ihm ein guter und edler Freund bist. Dabei fällt mir ein, dass ich dir nichts zu deinem letzten Geburtstag geschenkt habe. Was wünschst du dir?“
    In Felix’ Augen trat erst ein verlegener, dann ein sehnsüchtiger Ausdruck. „Dass Vater bald zurückkommt.“
    So leicht lässt sich mein Sohn nicht bestechen, dachte Aletha, nicht einmal von einer Königin.
     „Felix“, sagte Brunichild kühl, „du darfst jetzt in den Stall zu den Pferden. Über das Geschenk reden wir später.“
    „Und Vater?“ Der Junge ließ nicht locker. „Er ist schon so lange weg. Kannst du ihm nicht einen Trupp Krieger entgegenschicken? Ich würde gern mit ihnen ziehen, lieber heute als morgen.“ Er schaute zur Tür, durch die Bertho gerade mit seinem Lehrer verschwunden war.
    „Felix“, mahnte Aletha, „wo bleiben deine Manieren! Spricht man so mit der Königin?“
    Schuldbewusst senkte Felix den Kopf, schielte aber dennoch zu Brunichild, die leicht die Stirn runzelte.
    „Glaub mir, deinem Vater geht es gut“, versicherte sie. „Wer so klug und umsichtig ist wie er, dem geschieht so leicht nichts Böses.“
    Skeptisch betrachtete Felix die Königin aus weit geöffneten, wachen Augen, aber auf einen gebieterischen Wink von ihr machte er sich endlich davon.
    „Hast du eine Nachricht von Wittiges erhalten?“, fragte Brunichild, sobald er den Raum verlassen hatte.
    Aletha faltete die Hände im Schoß und starrte darauf nieder. Brunichild hatte ins Gotische gewechselt. Sie war eine Tochter Athanagilds, des verstorbenen Herrschers über das westgotische Reich von Toledo. Als sie mit sechzehn Jahren zur Hochzeit ins fränkische Austrasien gereist war, hatte Aletha sie begleitet – eine vierzehnjährige Sklavin und Magd. Elf Jahre waren seitdem vergangen.
    „Nein, nichts.“
    „Wir auch nicht, das heißt Gogo und ich. Wir wissen nicht, wie er dort unten vorankommt. Ich weiß nur, dass er Regensburg sicher erreicht und Truppen ausgehoben hat. Der comes von Regensburg hat es uns wissen lassen, vor zwei Tagen ist sein Bote eingetroffen. Sag mal“ -  sie  schaute Aletha eindringlich an –, „ihr versteht euch doch, du und Wittiges? Du bist? mit eurer Ehe zufrieden?“
    „Ja.“
    Die Einsilbigkeit, zu der Aletha gelegentlich
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