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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman
Autoren: Eva Maaser
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retten.
    Brunichild verzog verächtlich den Mund. „Natürlich hat er sie freigelassen, nachdem ich ihm entwischt bin. Das war kein Gnadenakt von ihm. Er hat in Rouen versucht, mich mit seiner Macht über die Kinder zu erpressen, hat aber eingesehen, dass ich mich nicht erpressen lasse. Er konnte nichts mehr mit ihnen anfangen.“ Chilperich hatte sie allen Ernstes heiraten wollen! Bischof Praetextatus von Rouen hätte sie trauen sollen. Mit dieser Ehe wären ihrem Erzfeind ihr Sohn, der Erbe von Austrasien, wenn nicht gleich das ganze Land in die Hände gefallen. Sie hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht, einen gründlicheren, als er ahnte. Das war eine der guten Erinnerungen, eine, die ihr bewies, dass sie ihr Schicksal noch selbst bestimmen konnte. Sie allein .
    „Geht es dir besser?“, fragte Aletha. „Hast du aufgehört, dich selbst zu zerfleischen?“, fügte sie nicht gerade zartfühlend hinzu. „Das ist gut.“ 
    Brunichild antwortete nicht, lächelte aber hintersinnig.
    Aletha traute dem Umschwung nicht. Ihr Blick überflog die Gruppe der Gefolgsleute. „Merkwürdig, wo ist dieser kleine Priester geblieben, der fast täglich herkam? Du weißt, wen ich meine? Der aus Reims, der mit den brennenden Augen eines Fanatikers. Ich könnte mich schütteln, wenn ich nur an ihn denke. Falls du ihn fortgeschickt hast, war das eine weise Entscheidung.“
    Brunichild hatte gerade erst das Schwarz abgelegt, das sie in Trauer um Sigibert getragen hatte. Für diesen Frühlingstag hatte sie als Übergewand ein Wollkleid in einem Blauton gewählt, der auf die Farbe ihrer Augen abgestimmt war und ihr goldblondes Haar zum Leuchten brachte. Ein mit großen Saphiren besetzter Halsschmuck fügte sich raffiniert in den Ausschnitt ihres Kleides, der so viel Haut sehen ließ, wie es noch als schicklich gelten mochte. Helle, makellose Haut.
    Ihre siebenundzwanzig Jahre sah man der Königin nicht an. Trotz mehrerer Geburten besaß sie immer noch die schmale Taille eines jungen Mädchens. Ihre Jugendlichkeit und Schönheit machten sie zu einer Legende. Von den alten anstrustiones Sigiberts fragten sich einige, ob sie sich Hoffnung auf eine Verbindung mit ihr machen konnten, aber bisher hatte sie nicht erkennen lassen, dass sie sich wieder zu vermählen gedachte. Aletha wäre herzlich froh darüber gewesen, hätte es doch bedeutet, dass sie von ihren rabenschwarzen Rachegedanken endlich abgelenkt wäre.
    „Dieser Priester? Wie hieß er noch? Decius, wenn ich mich recht erinnere. Ich habe ihn davon überzeugt, dass es für seinen Kampf um Moral und höhere Gerechtigkeit ein lohnendes Ziel gibt“, erklärte Brunichild betont ausdruckslos.
    Irgendwie fühlte sich Aletha durch diese Erklärung keineswegs beruhigt, eher das Gegenteil traf zu.
    3
    Schade, dass er sich mit der jungen Frau nicht verständigen konnte, zumindest nicht mit Worten. Wittiges hätte ihr gern in ihrer Sprache ins Ohr geflüstert, wie schön und begehrenswert sie sei. Mit grenzenloser Zärtlichkeit strich er ihr stattdessen mit zwei Fingern über die Wange. Sie zuckte nicht so heftig zurück, dass es eindeutig als Abwehr zu deuten gewesen wäre. Also war sie vorbereitet. Vorsichtig nahm er eine ihrer glatten, im Licht wie dunkle Seide schimmernden Haarsträhnen in die Hand. Voll trunkener Inbrunst beobachtete er das Spiel des Lichts darauf, die feinen Reflexe, die wellenförmig darüber hinglitten. Langsam rückte er ihr noch näher.
    Sie stank nicht nach Stall. Haar, Haut und Gewänder strömten einen unwiderstehlich erotischen Duft aus, in den sich eine Ahnung vom Rauch der Versammlungshalle mischte. Traumverloren legte er eine Hand um ihren Nacken, zog sie zu sich heran, bis er sie auf die pulsierende Stelle unter dem Ohr küssen konnte.
    Aber vielleicht war alles nur ein Missverständnis? Wittiges rückte von ihr ab und betrachtete sie prüfend, obwohl es ihm schwerfiel, sich länger zurückzuhalten. Auf der wochenlangen Reise hatte er nur eine Magd gehabt, eine Alamannin, die sich ihm eher widerwillig hingegeben hatte. Ein schmutziger, schneller Akt mit fadem Nachgeschmack.
    Die Awarin hatte sich nicht geregt und hielt den Blick gesenkt.
    In diesem Augenblick hätte sie aufstehen und ihn verlassen können. Er hätte sie ... er hätte sie vielleicht nicht aufgehalten.
    Wie hieß sie? Er wollte wenigsten ihren Namen wissen.
    Im Licht der blakenden Lampe zitterte sie unmerklich.
    Hatte sie Angst vor ihm? Wie sollte er ihr die Angst
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