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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag
Autoren: Robert Ludlum
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Schnell!«
    »Ich kann nicht. Ich kann ihn nicht verlassen. «

    Ben-Gadíz hob seine Pistole. »Wenn Sie es nicht tun, töte ich ihn jetzt. «
     
    Litvak betrat den Raum, in dem Ben-Gadíz auf dem Bett lag, die untere Hälfte seines Körpers von Verbänden umhüllt. Yakov starrte zum Fenster hinaus auf die schneebedeckten Felder und die Berge dahinter; er blickte starr und schien das Eintreten des Arztes überhaupt nicht zu registrieren.
    »Wollen Sie die Wahrheit hören?«
    Der Israeli drehte langsam den Kopf. »Es hat ja wenig Sinn, ihr aus dem Weg zu gehen, oder?«
    »Ich könnte Ihnen schlimmere Nachrichten bringen. Sie werden niemals mehr besonders gut gehen können; dazu ist der Schaden zu groß. Aber nach einer Weile werden Sie sich wieder bewegen können. Zuerst mit Krücken, später vielleicht mit einem Stock.«
    »Nicht gerade der Zustand für meine Arbeit?«
    »Nein, aber Ihr Geist ist intakt, und Ihre Hände werden heil. Ihre Musik wird es nicht beeinträchtigen.«
    Yakov lächelte traurig. »Ich war nie besonders gut. Meine Gedanken blieben nie bei der Sache. Ich war nicht so gut wie in meinem anderen Leben.«
    »Einen Verstand wie den Ihren kann man auch für andere Zwecke einsetzen.«
    Der Israeli runzelte die Stirn und blickte wieder zum Fenster hinaus. »Wir werden sehen, wenn wir wissen, was dort draußen übriggeblieben ist.«
    »Dort draußen ändert sich alles, Yakov. Schnell.«
    »Was ist mit Holcroft?«
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Eigentlich hätte er sterben müssen, aber er lebt noch. Nicht daß es für sein Leben einen großen Unterschied macht. Er kann nicht mehr zurück und wieder das sein, was er war. Er wird in einem halben Dutzend Ländern wegen Mordes gesucht. Oder sie würden ihn sofort abknallen.«
    »Sie haben gewonnen«, sagte Yakov, und seine Augen füllten sich mit Tränen. »Die Sonnenkinder haben gewonnen. «
    »Das werden wir sehen«, sagte Litvak, »wenn wir wissen, was dort draußen übriggeblieben ist.«

Epilog
    Bilder. Formlos, ohne Schärfe, ohne Bedeutung. Umrisse, in Dunst eingeätzt. Da war nur ein Bewußtsein. Keine Gedanken, keine Erinnerungen an Erfahrungen, nur Bewußtsein. Und dann begannen die formlosen Bilder Gestalt anzunehmen; die Nebel lösten sich und verwandelten Bewußtsein in Erkennen. Später würden sich die Gedanken einstellen; für den Augenblick reichte es, sehen zu können und sich zu erinnern.
    Noel sah ihr Gesicht über sich, gerahmt von in Wellen herunterfallendem blondem Haar, das sein Gesicht berührte. In ihren Augen standen Tränen; sie rannen ihr über die Wangen. Er versuchte, die Tränen wegzuwischen, aber er konnte das liebliche, müde Gesicht über sich nicht erreichen. Seine Hand fiel herunter, und sie nahm sie in die ihre.
    »Darling...«
    Er hörte sie. Er konnte hören. Was er sah und hörte, hatte Bedeutung. Er schloß die Augen und wußte, daß sich irgendwie bald wieder Gedanken einstellen würden.
     
    Litvak stand unter der Tür und sah zu, wie Helden Noels Brust und Wangen mit einem Schwamm betupfte. Er hatte eine Zeitung unter dem Arm. Er untersuchte Holcrofts Gesicht, das Gesicht, das im Kugelhagel so viel Schaden erlitten hatte. Da waren Narben an der linken Wange, an der Stirn und überall am Hals. Aber der Heilungsprozeß hatte begonnen. Von irgendwo im Haus war eine Violine zu hören, sie wurde von einem sehr fähigen Musiker gespielt.
    »Ich würde vorschlagen, daß Ihre Krankenschwester eine Gehaltserhöhung bekommt«, sagte Noel mit schwacher Stimme.
    »Für welche Dienste?« lachte Litvak.
    »Doktor, heil dich selbst.« Helden schloß sich dem Gelächter an.
    »Ich wollte, das könnte ich. Ich wollte, ich könnte vieles
heilen«, erwiderte der Arzt und ließ die Zeitung neben Holcroft fallen. Es war die Pariser Ausgabe der Herald Tribune. »Die habe ich Ihnen in Neuchâtel gekauft. Ich weiß nicht, ob Sie lesen wollen.«
    »Wie lautet die heutige Lektion?«
    »>Die Konsequenzen des Abweichlertums<, könnte ich mir als Schlagzeile vorstellen. Ihr Oberster Gerichtshof hat den Redaktionsstab der New York Times angewiesen, nicht mehr über das Pentagon zu berichten. Es geht natürlich um Fragen der nationalen Sicherheit. Besagtes Oberstes Gericht hat auch dem profunden Gedanken Ausdruck verliehen, man müsse, wenn Minderheiten die Allgemeinheit in ihrem Wohlbefinden bedrohen, um der Abschreckung willen schnelle und sichtbare Exempel statuieren.«
    »Heute ist John Smith eine Minderheit«, sagte Noel mit
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