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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag
Autoren: Robert Ludlum
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die hohl in den Tiefen seines Bewußtseins widerhallte. Sie war laut und gehörte Yakov Ben-Gadíz, der Helden beiseite geschoben und ihn herumgerissen hatte, und jetzt seine Schultern gegen die Wand preßte. »Das werden Sie!«
    Noel versuchte, mit seinen brennenden Augen klar zu sehen, sein Zittern zu unterdrücken. »Sie wollten verhindern, daß ich sie sehe!«
    »Ich wußte, daß ich das nicht konnte«, sagte Yakov leise. »Ich wußte es, als Sie mich ansprangen. Ich habe eine Ausbildung hinter mir wie wenige andere Menschen auf der Welt, aber Sie haben etwas Außergewöhnliches in sich. Ich möchte keine Spekulationen darüber anstellen, aber ich bin dankbar, daß Sie nicht mein Feind sind.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Ich gebe Ihnen die Alternative von Har Sha’alav. Sie wird alle Disziplin fordern, deren Sie fähig sind. Ich will offen sein: ich könnte es nicht, aber vielleicht können Sie es.«

    »Was?«
    »Sie sollen die Konferenz in der Bank über sich ergehen lassen. Mit den Mördern Ihrer Mutter, mit dem Mann, der den Tod Heldens und den von Richard Holcroft angeordnet hat. Ihm sollen Sie gegenübertreten; ihnen beiden. Unterschreiben Sie die Papiere.«
    »Sie sind verrückt! Total verrückt!«
    »Nein! Wir haben die Gesetze studiert. Man wird von Ihnen verlangen, daß Sie eine Erklärung unterzeichnen. Und mit dieser Erklärung übertragen Sie Ihre sämtlichen Rechte an die Miterben. Wenn Sie das tun, unterzeichnen Sie ein Todesurteil. Unterzeichnen Sie! Es wird nicht Ihr Todesurteil sein, sondern das der anderen!«
    Noel sah in Yakovs dunkle, flehende Augen. Da war sie wieder: die klare, unbedingte Wahrheit. Einen Augenblick lang sprach keiner von ihnen, und dann begann Holcroft langsam seine Kraft und Selbstkontrolle wiederzugewinnen. Ben-Gadíz ließ seine Schultern los.
    »Die werden mich suchen«, sagte Noel. »Sie werden glauben, ich sei in von Tiebolts Räume eingedrungen.«
    »Das haben Sie auch getan; die Fäden sind nicht mehr an der Tür. Sie haben gesehen, daß niemand dort war, also sind Sie weggegangen.«
    »Wohin? Das werden sie wissen wollen.«
    »Kennen Sie sich hier in der Stadt aus?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Dann haben Sie ein Taxi genommen; Sie sind am See entlanggefahren, haben an einem Dutzend Piers und Anlegeplätzen nach Leuten Ausschau gehalten, die vielleicht Ihre Mutter gesehen haben könnten. Das ist plausibel; die meinen, Sie seien in Panik geraten.«
    »Es ist fast halb acht«, sagte Noel. »Noch eineinhalb Stunden. Ich gehe jetzt in mein Hotel. Wir treffen uns nach der Konferenz mit der Bank.«
    »Wo?« fragte Yakov.
    »Nehmen Sie sich ein Zimmer im Excelsior, tragen Sie sich als Ehepaar ein. Sehen Sie zu, daß Sie nach halb zehn, aber lange vor Mittag dort sind. Mein Zimmer ist dreihundertelf.«
Er stand vor der Hoteltür; es war drei Minuten nach acht. Er konnte drinnen zornige Stimmen hören. Von Tiebolt führte das große Wort, sein Ton war schneidend, gewalttätig.
    Gewalt . Holcroft atmete tief und drängte die Instinkte zurück, die ihn wie Feuer durchpulsten. Er würde dem Mann gegenübertreten, der seine Mutter und seinen Vater getötet hatte, würde diesem Mann in die Augen sehen und seine Wut nicht erkennen lassen.
    Er klopfte an die Tür und stellte dankbar fest, daß seine Hand nicht zitterte.
    Die Tür öffnete sich, und er starrte dem blonden Mörder in die Augen, der die geliebten Menschen getötet hatte.
    »Noel! Wo sind Sie gewesen? Wir haben überall gesucht!«
    »Ich auch«, sagte Holcroft, dem es nicht schwerfiel, Müdigkeit vorzutäuschen, während es fast unmöglich war, seinen Haß zu unterdrücken. »Ich habe die ganze Nacht nach ihr gesucht. Ich konnte sie nicht finden. Ich glaube nicht, daß sie überhaupt hierher gekommen ist.«
    »Wir werden uns weiter bemühen«, sagte von Tiebolt. »Trinken Sie eine Tasse Kaffee. Wir fahren bald zur Bank, und dann ist alles vorbei.«
    »Ja, nicht wahr?« sagte Noel.
     
    Sie saßen zu dritt auf einer Seite des langen Konferenztisches, Holcroft in der Mitte, Kessler zu seiner Linken, von Tiebolt zur Rechten. Ihnen gegenüber hatten die zwei Direktoren der Grande Banque de Genève Platz genommen.
    Jeder von ihnen hatte einen ordentlichen Stapel von Dokumenten vor sich, alle identisch und in derselben Reihenfolge. Ihre Augen folgten den mit Maschine geschriebenen Worten, Seite um Seite wurde umgelegt, und über eine Stunde verstrich, bis das Dokument zur Gänze verlesen war.
    Jetzt blieben noch zwei
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