Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
anderes gäbe, wäre ich nicht sicher, daß ich diesem anderen das überlassen würde, was mir zugedacht ist.
    Ich will nicht auf die Lüge eingehen, die ich über dreißig Jahre gelebt habe. Mein neuer Freund, Mr. Ben-Gadíz, wird Dir alles ausführlich erklären. Für jetzt mag genügen, daß mir die Lüge nie bewußt war, noch — Gott im Himmel — die schreckliche Rolle, die man Dir aufzwingen würde.
    Ich komme aus einer anderen Zeit, in der man Schulden bei ihrem richtigen Namen nannte und in der man Ehre nicht für einen Anachronismus hielt. Ich zahle willig meine Schulden, in der Hoffnung, daß damit ein Rest meiner Ehre wiederhergestellt werden möge.
    Wenn wir uns nicht wieder begegnen sollten, so sollst Du wissen, daß Du mir große Freude in mein Leben gebracht hast. Wenn es je eines Beweises bedürfte, daß wir besser sind als die, von denen wir abstammen, so bist Du dieser Beweis.
    Laß mich ein Wort bezüglich Deiner Freundin Helden hinzufügen. Ich glaube, sie ist ein Mensch, wie ich ihn mir als Tochter gewünscht hätte. Das steht in ihren Augen, in ihrer Stärke. Ich habe sie nur ein paar Stunden lang gekannt, und in der Zeit hat sie mein Leben gerettet und war bereit, ihr eigenes dafür zu opfern. Es ist wahr, daß wir oft in einem Augenblick der Klarheit ein ganzes Leben erfassen. Für mich hat es diesen Augenblick gegeben, und ihr gilt meine tiefe Zuneigung.

    Lebe wohl, mein Noel.
    In Liebe
    A LTHENE
     
    Noel blickte zu Yakov auf, der am Fenster des Apartments stand und in das graue Licht des frühen Wintermorgens hinausschaute. »Was war das, was sie niemanden anders tun lassen wollte?« fragte er. Langsam löste er sich aus dem Dunkel seiner Verzweiflung.
    »Sich mit meinem Bruder treffen«, antwortete Helden von der anderen Seite.
    Noel ballte die Faust und schloß die Augen. »Ben-Gadíz hat gesagt, dein Bruder habe veranlaßt, daß man dich tötet.«
    »Ja. Er hat viele Menschen töten lassen.«
    Holcroft wandte sich dem Israeli zu. »Meine Mutter hat geschrieben, Sie würden die Lüge erklären.«
    »Ich überlasse das Helden. Ich kenne einen großen Teil der Geschichte, aber sie kennt sie ganz.«
    »Bist du deshalb nach London gegangen?« fragte Noel.
    »Deshalb habe ich Paris verlassen«, antwortete sie. »Aber ich war nicht in London. Ich war in einem kleinen Dorf am See von Neuchâtel.«
    Sie erzählte ihm die Geschichte Werner Gerhardts, die Geschichte von der Wolfsschanze, von der Münze mit den zwei Seiten. Sie gab sich Mühe, sich an jede Einzelheit zu erinnern, die ihr der Letzte der >Abwehr< gegeben hatte.
    Als sie zu Ende war, stand Holcroft auf. »Also war ich die ganze Zeit nichts als ein Strohmann. Der Strohmann für die andere Seite der Wolfsschanze.«
    »Sie sind die Kombination, mit der die Safes der Sonnenkinder geöffnet werden«, sagte Ben-Gadíz. »Sie waren derjenige, der die Einhaltung aller Gesetze gewährleistete. Derart ungeheure Geldmittel kommen nicht einfach so auf den Markt. Der ganze Rattenschwanz von Vorschriften muß erfüllt werden, sonst treten Hindernisse auf. Das konnte sich die Wolfsschanze nicht leisten. Es war ein brillantes Täuschungsmanöver. «
    Noel starrte die Wand neben der Schlafzimmertür an. Er stand da und nahm das Bild in sich auf, das sich ihm bot. Die
schwach beleuchtete Tapete, das undeutliche Muster aus ineinanderverschlungenen Kreisen. Das schwache Licht — oder sein gestörtes Sehvermögen — ließ sie so schnell rotieren, daß ihm schwindlig wurde, schwarze Punkte, die verschwanden, um wieder zu großen Kreisen zu werden. Kreise. Kreise der Täuschung . In jenen Kreisen gab es keine geraden Linien der Wahrheit. Nur Täuschung. Nur Lügen!
    Er hörte den Schrei, der sich seiner Kehle entrang, und spürte den Aufprall seiner Hände an der Wand, spürte, wie er wie wild auf sie einschlug, von dem einzigen Wunsch beseelt, die schrecklichen Kreise zu zerstören.
    Andere Hände berührten ihn. Sanfte Hände.
    Ein Mann hatte in seiner Seelenqual nach ihm gerufen. Und dieser Mann war falsch!
    Er spürte Tränen in seinen Augen und wußte, daß sie wirklich da waren, weil die Kreise verschwammen, ihre Form verloren. Und Helden hielt ihn fest, zog sein Gesicht an das ihre. Und ihre sanften Finger wischten ihm die Tränen weg.
    »Geliebter. Du mein einziger Geliebter...«
    »Ich... werde... töten!« Wieder hörte er seinen eigenen Schrei, hörte die schreckliche Brutalität in seinen Worten.
    »Das werden Sie«, antwortete eine Stimme,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher