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Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Titel: Der Himmel über Garmisch (German Edition)
Autoren: Martin Schüller
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eigentlich noch nicht rumgesprochen haben.«
    Andi stieß ein kleines Lachen aus. »Dahin nicht«, sagte er. »Vielleicht kennt er wen hier.«
    »Bestimmt sogar. Aber keinen Meixner. Er muss irgendwas mit den Schedlbauers zu tun haben.«
    »Ist doch alt, die Geschichte, oder?« Andi sah sie mit seinen traurigen Augen an.
    »Ja«, seufzte Magdalena. »Alt genug hoffentlich.«
    »Und?«, fragte Andi.
    »Was, und?«
    »Ich meine: Er weiß davon, der Düsseldorfer. Und?«
    »Ach so. Ja … Ich konnte ja schlecht an der Bar darüber reden, ich weiß also nichts Genaues … Er wollte mich morgen Abend zum Essen einladen. Ins St. Benoît.«
    Andi senkte unstet den Blick.
    »Aber morgen hab ich Spätschicht«, sagte sie.
    »Die haben einen Stern«, sagte Andi, ohne sie anzusehen.
    »Ich weiß.«
    »Und du bist doch neugierig …?«
    »Aufs St. Benoît? Schon. Aber das rennt ja nicht weg.«
    »Nein, auf ihn . Den Düsseldorfer.«
    »Ich wüsst halt gern, wieso er nach der Schedlbauer-Geschichte gefragt hat.«
    »Dann geh doch«, sagte Andi, den Blick immer noch gesenkt.
    »Spät-schicht« , wiederholte sie singend.
    »Kann ich doch«, sagte Andi.
    »Klasse, und wer macht die Nacht?«
    »Ich eben.«
    »Andi, hör auf«, sagte sie ärgerlich. »Guck mal in den Spiegel. Du kannst keine Doppelschicht fahren.«
    »Doch«, sagte er. Trotzig hob er den Blick und sah sie an. »Er hat nur für drei Tage reserviert. Dann ist er weg.« Er sah wieder zu Boden und kaute auf der Unterlippe. »Chancen nutzen. Sagst du doch immer«, sagte er leise.
    Magdalena sah ihn irritiert an, aber Andi starrte weiter auf seine Füße.
    »Na schön«, sagte sie. »Wenn du unbedingt willst.«
    Andi grinste schief, als wisse er selbst nicht, was ihn zu diesem Angebot veranlasst hatte.
    Magdalena lächelte, aber plötzlich riss es sie in die Höhe.
    »Aber ich hab nichts anzuziehen!«, sagte sie.
    * * *
    Ein halbes Dutzend Batteriescheinwerfer erhellte den Grund der Klamm, als sich der Mann von der Bergwacht langsam hinabseilte.
    Schwemmer wusste nicht, wohin mit seinen Händen. Er hasste tatenloses Zusehen, aber es gab schlicht nichts, was er hätte tun können. Neben ihm stand der Chef der Bergretter. Manchmal brüllte er Kommandos in sein Walkie-Talkie.
    Der Mann am Seil ließ sich bis zu den Hüften in die eiskalte Partnach hinab und wurde sofort von der Strömung erfasst und ins Schwingen gebracht. Er versuchte ein ums andere Mal, den treibenden Körper zu greifen, aber immer wieder entglitt er ihm. Eine schier endlose Minute versuchte er vergeblich, ihn zu packen, dann endlich, als die Leiche auf dem Rücken schwimmend an ihm vorbeitrieb, erwischt er mit zwei Fingern den unteren Rand eines Hosenbeins, aber es gelang ihm nicht, seinen Griff zu stabilisieren. Der träge Körper zog den Mann am Seil in die Richtung, die der Strudel vorgab. Er versuchte, das Bein auch mit der anderen Hand zu greifen, doch bevor er es richtig zu fassen bekam, drehte sich der Körper auf den Bauch. Das schmale Stück Stoff entwand sich seinem Griff.
    Doch nun war die Route des Leichnams in dem Strudel gestört, und am Ende der nächsten Runde schien der Körper sich nicht sicher, welchen Weg er nehmen sollte. Und dann ergriff ihn das Wasser und zog ihn einfach weg.
    Der tote Körper trieb in weniger als zwei Metern Entfernung an Schwemmer vorbei, und genau in diesem Moment drehte die Strömung ihn auf den Rücken. Die Gliedmaßen standen in absurden Winkeln von ihm ab, und als sein Gesicht in das Licht der Scheinwerfer geriet, sah Schwemmer, dass er keines mehr hatte.
    Der Chef der Bergretter sah Schwemmer an und zuckte die Achseln.
    * * *
    Es überraschte Schwemmer immer wieder, dass seine Frau menschenleere Räume dazu bringen konnte, schlechte Laune auszustrahlen.
    So wie die Küche, die er nun betrat. Das Haus war dunkel, Burgl war im Bett, die Küche war aufgeräumt bis auf die eine Spur zu auffällig platzierte leere Rieslingflasche.
    Schwemmer sah an sich hinunter. Schuhe und Socken hatte er an der Haustür liegen lassen. Seine feuchten Füße hinterließen Spuren auf dem Steinboden, und es war bezeichnend, dass der ihm nicht kalt vorkam. Die Hosenbeine waren voller Schmutz und Schlamm, das Hemd an den Ärmeln durchnässt, und die Feuchtigkeit auf dem Rücken fühlte sich nach Schweiß an.
    Er zog sich aus, warf die Sachen in den Flur und stellte sich unter die heiße Dusche.
    In seinem dicken Bademantel, mit Filzpantoffeln an den Füßen, ging er ins Wohnzimmer
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