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Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Titel: Der Himmel über Garmisch (German Edition)
Autoren: Martin Schüller
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einen schnellen und doch liebevollen Kuss.
    Schwemmer ging zum Küchenschrank und holte den Korkenzieher aus der Schublade. Er öffnete eine Flasche und reichte sie Burgl.
    »Eigentlich zu teuer, um damit zu kochen«, murmelte er.
    »Man soll mit dem Wein kochen, den man dazu trinkt«, sagte Burgl und warf einen Blick auf das Etikett. » Halb trocken?«, fragte sie und schaute ihn konsterniert an.
    »Wenn du experimentieren darfst, darf ich das auch«, antwortete Schwemmer.
    Burgls Mund verzog sich zu einem unterdrückten Lachen. »Wo hast du den Spruch denn her?«
    Aber als sie an der Flasche roch, zog sie anerkennend die Augenbrauen hoch. Sie löschte den karamellisierten Puderzucker mit Wein und einem kleinen Löffel Essig ab und reichte ihm die Flasche zurück.
    »Krieg ich ein Glas?«, fragte sie, während sie in der Kasserolle rührte.
    Schwemmer nahm zwei Gläser aus dem Schrank und schenkte jeweils einen Schluck ein. Dann stellte er die Flaschen in den Kühlschrank.
    »Ist glaub ich noch ein bisserl zu warm«, sagte er und reichte Burgl das Glas. Sie stießen an und rochen aufmerksam, bevor sie tranken.
    »Respekt«, sagte Burgl. »Der ist gut. Hoffentlich passt er auch.«
    » Ich kann ja kochen, dann darfst du den Wein aussuchen.«
    Burgl ging nicht auf diesen Versuch einer Provokation ein. »Du kannst Knoblauch schälen«, sagte sie nur.
    Schwemmer bewaffnete sich gehorsam mit einem Küchenmesser und begann, die nun anfallenden niederen Arbeiten auf die Kommandos seiner Frau hin auszuführen.
    Als sie ihn für einen Moment in der Küche allein ließ, nutzte er die Gelegenheit und probierte das in Brühe, Wein und Zucker vor sich hin köchelnde Gemüse, dem allerdings noch der Lauch fehlte. Er verzog überrascht das Gesicht.
    Das war lecker.
    Er schloss schnell den Deckel und probierte den Riesling. Für seinen Geschmack passte er perfekt. Er nahm noch einen Schluck auf den Krois Ferdl und beschäftigte sich mit den Frühlingszwiebeln.
    »Deck doch schon mal den Tisch«, sagte Burgl, während sie die Fischpflanzerl in Weißbrotbröseln rollte.
    Schwemmer ging ins Esszimmer und hatte gerade die Teller in der Hand, als das Telefon klingelte.
    Als er auf dem Display die Handynummer des Kollegen vom Dauerdienst erkannte, ahnte er, dass der angenehme Teil des Abends vorüber war.
    * * *
    Magdalena saß hinter ihrem Empfangstresen und machte die Buchhaltung. Sie lächelte Kant professionell an, als er durch die Eingangstür trat.
    Er nickte ihr höflich zu. »Ist Ihre Bar offen?«, fragte er.
    »Selbstverständlich«, antwortete sie und wies zu der offenen Tür, aus der leise Jazzmusik drang.
    Sie stand auf und ging vor. Jemanden nur für die Bar einzustellen ging beim besten Willen nicht, also musste der dienstschiebende Portier den Service mit übernehmen. Vom Zeitaufwand war das leicht zu schaffen, allerdings machte es die Personalauswahl schwer. Jemand, der ein erstklassiger Portier und ein erstklassiger Barmann war, ließ sich kaum beeindrucken von dem Gehalt, das Magdalena zu zahlen in der Lage war.
    »Was darf ich Ihnen anbieten?«, fragte sie.
    »Einen Fernet-Branca. Gekühlt, wenn möglich«, antwortete Kant. Es versetzte ihr einen kleinen Schlag, als sei sie bei etwas Verbotenem ertappt worden. Sie sah ihn an, aber sein Blick streifte durch den Raum. Als er das große, schwarz gerahmte Porträtfoto sah, erschien eine steile Falte auf seiner Stirn.
    »Ist das von William Claxton?«, fragte er.
    »Ja«, antwortete Magdalena.
    »Ich erkenn ihn nicht«, sagte er mehr zu sich selbst und starrte auf den hinter dem Rauch seiner Zigarette versteckten, gedankenverlorenen Saxofonspieler. »Wer ist das?«, fragte er endlich.
    »Zoot Sims«, antwortete Magdalena.
    »Ah ja … Schönes Foto.«
    Magdalena kannte den Namen Zoot Sims nur, weil das Foto so teuer gewesen war. Sie hörte den Jazz ganz gern, den Andi auf dem MP 3-Player für die Bar zusammengestellt hatte, aber sie wusste fast nichts darüber. Kant schien sie aber beeindruckt zu haben.
    Er setzte sich auf einen der Hocker und griff nach seinem Fernet.
    »Zum Wohle«, sagte er und kippte das Glas hinunter. »Das Beste nach einem misslungenen Tag«, sagte er und lächelte kurz. »Haben Sie auch ein Bier für mich? Wein geht nach diesem Zeug natürlich nicht mehr.«
    Sie zählte die Biere im Angebot auf, und er entschied sich für ein Weißbier.
    Der Kölner aus Suite 2 und seine »russische Ehefrau«, wie er sie nannte, kamen herein und bestellten wie immer
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