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Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Titel: Der Himmel über Garmisch (German Edition)
Autoren: Martin Schüller
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konnten.
    Schwemmer war mit Burgl im vorletzten Jahr bei der Einweihung gewesen und hatte die liebevoll und völlig unterschiedlich eingerichteten Zimmer bewundert. Allein die Badausstattungen mussten ein Vermögen gekostet haben, und auch die schicke kleine Hotelbar hatte Schwemmer sehr gefallen. Natürlich hatte das Lenerl zu kämpfen, doch langsam, aber sicher hatte sie sich einen Ruf in Garmisch erarbeitet. GAP bräuchte mehr von diesen Unternehmern, hatte Burgl damals gesagt, solche, die nach vorne blickten, statt sich damit zu begnügen, schöne Berge und Deutschlands einzigen olympischen Wintersportort zu besitzen.
    Schwemmer kannte keine konkreten Zahlen, aber es lag auf der Hand, dass Magdalena bis über beide Ohren in Schulden steckte, und mehr als viertausend Euro, das musste ihr wirklich wehtun. Und selbst wenn der Zechpreller irgendwann und irgendwo erwischt wurde, das Geld würde sie doch nicht zurückbekommen, einfach weil der Mann es nicht hatte.
    Schwemmer konnte nicht helfen, und das ärgerte ihn.
    »Was Dringendes?«, fragte Schafmann.
    »Nicht wirklich.« Schwemmer reichte ihm die Papiere. »Zechprellerei. Der Täter war schon über alle Berge, als das Hotel angerufen hat.«
    Schafmann nickte und stand auf. »Ich geb’s ans K2«, sagte er und öffnete die Tür.
    »Sag mal … Welchen Wein würdest du zu Fischpflanzerln mit Lauchgemüse süßsauer trinken wollen?«, fragte Schwemmer.
    Schafmann sah ihn entgeistert an. »Das fragst du einen Mann mit Magenproblemen?« Er schüttelte den Kopf und ging hinaus.
    * * *
    Magdalena führte Kant die Treppe hinauf in sein Zimmer. Die Jungs vom Service hatten den Koffer auf dem dafür vorgesehenen Gestell abgelegt und die beiden Anzugetuis in den Schrank gehängt. Auf dem Beistelltisch stand ein frischer Strauß Frühlingsblumen in einer chinesischen Porzellanvase, daneben ein kleiner Teller mit Petit Fours. Das Bett hatte zwei mal zwei Meter und war mit schneeweißem Leinen bezogen, darüber hing eine teure Mark-Rothko-Reproduktion.
    Das Fenster bot den Blick über die von der Schneeschmelze wild reißende Loisach auf die Kramerspitz.
    Kant öffnete das Fenster, und das Rauschen des Flusses drang herein.
    »Ganz schön laut«, sagte er und schloss das Fenster wieder.
    »Die Zimmer nach hinten haben nicht diese Aussicht«, sagte Magdalena freundlich, »aber wenn Sie möchten …«
    »Danke«, sagte Kant. »Oder: Passt schon. So sagt man doch bei Ihnen?«
    Sie wusste das Lächeln in seinen Mundwinkeln nicht zu deuten. Entweder war Kant ein Riesensnob, oder er nahm sie auf den Arm. Beides konnte sie nicht besonders leiden, obwohl ein sehr großer Prozentsatz ihrer Gäste zu der ersten Kategorie zählte.
    » W-LAN ?«, fragte Kant.
    »Selbstverständlich«, antwortete Magdalena. »Wenn Sie Probleme haben sollten, wenden Sie sich jederzeit an den Empfang.«
    Kant nickte einigermaßen wohlwollend.
    »Frühstück gibt es, wann immer Sie mögen, aber leider verfügen wir über kein eigenes Restaurant.«
    »Welches können Sie empfehlen?«
    »Wir haben eine Liste, damit Sie nach Ihrem Geschmack auswählen können. Ich werde sie Ihnen bringen.«
    »Lassen Sie mal … Einen Stern werde ich hier wohl nicht finden, oder?« Wieder lächelte Kant sie auf seine undurchsichtige Art an.
    »Da müssten Sie ins St. Benoît nach Oberammergau. Das ist nicht besonders weit. Wenn Sie möchten, reservieren wir Ihnen dort einen Tisch.«
    Kant nickte zufrieden. »Ein andermal gern. Heute werde ich mir erst mal Garmisch anschauen.«
    »Wenn Sie keine weiteren Wünsche haben …« Mit einem Nicken zog Magdalena sich zurück und schloss die Tür hinter sich. Sie blieb, die Klinke in der Hand, einen Moment stehen und runzelte die Stirn. Aus dem Mann wurde sie nicht schlau.
    Plötzlich bewegte sich die Klinke in ihrer Hand, und die Tür öffnete sich. Magdalena merkte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss, aber Kant sah sie an, als sei es völlig selbstverständlich, dass sie immer noch vor seiner Tür stand.
    »Noch etwas«, sagte er. »Es wäre schön, wenn mein Name Außenstehenden gegenüber nicht erwähnt würde.«
    »Das werden wir einrichten«, sagte Magdalena und ließ sich keine Verwunderung anmerken. »Wenn der Kunde gestiefelte Maiglöckchen will, bekommt der Kunde gestiefelte Maiglöckchen«, hatte ihr Chef in Augsburg immer gesagt, und sie hatte oft genug gestiefelte Maiglöckchen geliefert.
    Kant ließ ein Lächeln aufblitzen und schloss die Tür wieder.
    Magdalena ging
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