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Der Hexer von Quin

Der Hexer von Quin

Titel: Der Hexer von Quin
Autoren: Hans Kneifel
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Schleier legten sich vor meine inneren Augen. Das magische Bild wurde trüb.«
    »Morgen sehen wir alles in sonnenheller Klarheit«, sagte Luxon. »Was die Gefahren betrifft, so glaube ich dir jedes Wort. Wir sind nahe der Düsterzone und in fremdem Land.«
    Varamis stieß einen tiefen Seufzer aus.
    »Das ist richtig. Die Zeiten können nur noch besser werden! Wenn sie Wachen aufgestellt haben auf den Inseln, so werden sie die Lichter der Flotte sehen, Shallad.«
    »Sie sehen uns auch im ersten Sonnenlicht. Läßt du mir noch ein paar Stunden Schlaf.«
    »Es sind genug Männer an Deck, die Wache halten«, versicherte Varamis und stolperte hinaus.
*
    Wachsamkeit, Erwartungsfreude und Mißtrauen stritten gegeneinander in den Herzen der Männer, die seltsame Formen aus dem ruhigen Meer auftauchen sahen. Hinter kleinen Inseln und Felszacken, an denen weiß und gischtend die Brandung hochwirbelte, erstreckte sich schattenhaft eine größere Landmasse. Der Wind drehte abermals, und die meisten Segel wurden gerefft und abgeschlagen. Riemen schoben sich aus den Luken, als die Rhiad auf die breite Passage zwischen zwei Inseln zusteuerte.
    Beide Inseln waren von weiß schäumenden Brechern umgeben. Ein hoher Sockel schien aus Fels und Gestein und riesigen Formen zu bestehen, die aus der Ferne dämonischen Fetzen glichen. Darüber erstreckte sich Grün in allen Schattierungen. Nach Osten wirkten diese beiden Inseln abweisend und wie Bollwerke zwischen Luxons Flotte und dahinter liegenden Landschaften.
    »Cassons« Befehle gingen von Schiff zu Schiff.
    Ein Dutzend der größeren Schiffe löste sich aus dem Halbkreis und wurde auf die Passage zu gerudert. Krieger in Waffen erschienen an Bord. Niemand glaubte an einen Kampf, aber man blieb wachsam. Hunderte Augenpaare suchten die Inseln ab. Es gab keine Wachtürme, keine Feuer und keinen Rauch auf hochgelegenen Plattformen. Die Inseln wirkten leer und unbewohnt von Menschen.
    Luxon und Hrobon, innerlich unruhig und gewiß, keineswegs in einem leeren und ungefährlichen Landstrich zu segeln, standen im Bug und versuchten, mehr Einzelheiten zu erkennen.
    »Also doch!« fauchte Hrobon. Luxons Augen folgten seinem ausgestreckten Arm. Zwei Bugspriete und zwei gekrümmte Segel schoben sich hinter den Klippen der Insel an Steuerbord hervor. Zwei weitere Schiffe folgten. Sonnenlicht funkelte auf den Tropfen, die von schnell durchgezogenen Ruderblättern sprangen.
    »Ich habe es fast erwartet«, stieß Luxon hervor, winkte nach hinten und hörte das Fußtrappeln seiner Männer. »Irre ich? Oder sehen diese verdammten Schiffe aus wie jene, mit denen Quaron über uns gekommen ist?«
    »Leider hast du recht«, bekräftigte Hrobon. Er wandte sich an die Krieger.
    »Zu den Waffen!« sagte er schneidend. »Bevor wir frisches Wasser trinken können, müssen wir gegen jene Schiffe kämpfen. Es sind Sklavengaleeren. Wie auch immer – es sind Vorposten der Zaketer. Seht das goldgelbe Bildnis des Lichtboten auf den Segeln.«
    Die Krieger hämmerten mit den Griffen gegen die Schilde und warfen Luxon aufmunternde Blicke zu. In den langen Tagen der Seefahrt hatten sie erkennen können, daß Luxon oder Casson einer der Ihren war; er beanspruchte keinerlei Vorrechte, ruderte mit ihnen, schleppte Lasten oder zerrte an Tauen. Er war so ganz anders als sein fetter, despotischer Vorgänger – ihr Schicksal war untrennbar mit seinem verbunden und umgekehrt. Luxon hob die Schultern. Er starrte tief in die Augen des Heymal.
    »Sind’s Feinde?« fragte er halblaut. »Oder wollen sie uns ein Willkomm bringen?«
    »Ich sehe, daß der Kopf des Lichtboten grimmig von ihren Segeln funkelt. Warten wir’s ab. Greifen sie an, wissen wir, was wir zu tun haben.«
    Bevor Luxon in seine Kabine hastete, um sich zu bewaffnen, erwiderte er voller Überzeugung:
    »Du hast recht, Hrobon. Wenn sie Frieden wollen, dann soll es nicht an uns liegen.«
    Er rannte davon.
    Die vier Schiffe wurden von Sklaven gerudert. Ein ablandiger Wind, der aus der Mitte des Archipels kam, blähte ihre Segel. Gleichzeitig aber schlugen die Riemen hin und her. Wer auch immer ruderte – sie wußten, daß es einen Angriff galt. Nacheinander bogen die Schiffe von Steuerbord nach Osten, bildeten eine Linie und rasten mit schäumenden Bugwellen auf die Rhiad und die begleitenden Logghard-Segler zu. Auf jedem Segel glänzte golden das Antlitz des Lichtboten, umgeben von verschlungenen Locken. Der Ausdruck dieses Gesichtes war böse, grimmig. Alles
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