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Der Hexer von Quin

Der Hexer von Quin

Titel: Der Hexer von Quin
Autoren: Hans Kneifel
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wurden in Helmen, Netzen und Körben gesammelt. Die Gruppen, die in den Uferwald eingedrungen waren und Tiere geschossen hatten, konnten keine Spuren von Eingeborenen finden.
    Die Loggharder schliefen im Sand und im Schatten der Baumwipfel, einige Wachen suchten die nähere Umgebung ab, ruhig lagen die Schiffe im seichten Wasser.
    Die Nacht kam, die Glut des großen Feuers tauchte die weite Bucht in ein rotglühendes Licht. Riesige schwarze Schatten tanzten über den Sand und die Stämme der Bäume, wenn sich die Seefahrer bewegten. Einige Fackelflammen wanderten schwankend hin und her.
    In den Lauten der Tiere und der raschelnden Blätter gingen kurze, fauchende Geräusche unter.
    Auch das Schwirren fingerlanger Pfeile, die aus hohlen Rohren kamen, hörte niemand. Erst als ein Wachposten zusammenbrach und die Fackel durch die Luft flog und zwischen den schnarchenden Schläfern landete, sprangen einige Krieger auf und stießen laute Warnschreie aus.
    Die unsichtbaren Angreifer töteten viele Männer, ehe sie spurlos in der Nacht verschwanden.

2.
    »Beim stinkenden Fisch, Varamis! Tue etwas! Wir verlieren Männer und Schiffe!«
    Der Magier, der krampfhaft seinen geknickten Spitzhut festhielt, stand neben Casson auf dem Heck. Sie troffen alle vor Nässe und froren im schneidenden Wind. Die Rhiad kämpfte sich durch den Sturm und die aufgewühlte See. Der klapperdürre Magier warf Casson einen verzweifelten Blick unter fransigen Brauen zu.
    »Ich? Allein mit meiner Magie? Gegen diesen Sturm? Ich vermag es nicht, Casson!«
    »Du bist ebensowenig von Nutzen, wie die Coltekin«, knurrte Casson. »Es ist eine Fahrt ins Unglück!«
    Fünfzig Schiffe folgten der Rhiad. Wie viele es heute noch waren, wußte Casson nicht. Nur eines wußte der Shallad in der Maske des grauhaarigen, vollbärtigen Piraten der Strudelsee genau: Wenn die Stimmung der Männer auf den anderen Schiffen so schlecht war wie an Bord der Rhiad, dann bedeutete der Sturm wenig im Vergleich zu anderen Schrecknissen.
    Luxon oder Casson – das war der Besatzung der Rhiad gleichgültig. Für die Männer auf einem halben Hundert Schiffe leitete Casson den Vorstoß zum Ende der Welt, ins Reich der Zaketer oder ins Zentrum unvorstellbarer Gefahren.
    »Noch leben wir alle!« wich der Magier aus. Hrobon stand fest an der Reling, hielt sich mit der Linken am gespannten Tau fest und federte die schweren Stöße des Schiffsrumpfes mit den Knien ab. Der Heymalkrieger hatte den Kragen des schweren, feuchten Mantels hochgeschlagen und fröstelte trotzdem. Jede der riesigen Wogen sah er als einen persönlichen Gegner an.
    »Fünfzehn Tage seit den Hoffnungs-Inseln! Vier Tage Sturm! Zwei Schiffe von den Dämonen der Düsterzone verschlungen«, fluchte der Steuermann. »Und er hört nicht auf, dieser Sturm!«
    Obwohl die Nahrungsmittel knapper wurden und verdarben, obwohl das Wasser zur Neige ging und jeder Seemann an nichts anderes dachte als an das nächste Ufer, war noch keine Meuterei ausgebrochen. Luxon hätte es verstanden, fürwahr!
    »Ich sage dir«, begann Hrobon düster, »diese Fahrt steht unter schlechten Sternen, Luxon.«
    »Und ich antworte, daß wir keine andere Wahl haben. Mit jedem Tag kommen wir dem Zaketerreich näher.«
    »Oder neuen Dämonen aus der Düsterzone.«
    »Varamis wird uns davor beschützen«, erklärte Luxon und stieß sein typisches Casson-Gelächter aus; laut, dröhnend und mit einer Stimme, die so rauh wie der muschelverkrustete Rumpf war.
    »Varamis weiß, daß deinen mutigen Kriegern die Zähne ausfallen«, rief der Magier und zerrte mit der freien Hand an seinem schütteren Kinnbart. »Nicht einmal die Krankheiten habe ich besiegen können.«
    Luxon wußte, wie die Dinge standen. Sie standen nicht gut, aber er hatte schlimmere Abenteuer überlebt. Viele Gedanken folterten ihn, mehr als der Zustand der Flotte und die schwindende Gesundheit seiner Männer. Necron, sein Augenpartner! Wo war er? Lebte er noch?
    Seit Necron bei Skyll und Exinn, den Todespfeilern, in die Schattenzone einfuhr, auf dem halben Wrack des seltsamen Schiffes, hatte es keinen Augenkontakt mehr gegeben. Nur noch jene letzte Mitteilung ging immer wieder durch seine Überlegungen und seine Träume:
    Mythors Stimme und die des Steinmannes Sadagar – aus der Schattenzone! Also irrten Necron und Prinz Odam durch diese Zone der tödlichen, magischen Gefahren. Oder hatten die dunklen Mächte auch diese Freunde umgebracht?
    »Wasser! Sonne! Land!« brummte der Steuermann
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