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Der Hexer - NR49 - Hochzeit mit dem Tod

Der Hexer - NR49 - Hochzeit mit dem Tod

Titel: Der Hexer - NR49 - Hochzeit mit dem Tod
Autoren: Verschiedene
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Etwas so Entsetzliches, daß mein Geist sich weigert, seine wirkliche Form zur Kenntnis zu nehmen.
    Ich muß... etwas tun.
    Ich bin nicht weit von ihr entfernt, nur ein paar Schritte, und doch könnten es ebensogut Meilen sein. Meine Beine sind taub. Irgend etwas in meinem Rücken ist zerbrochen. Unterhalb meines Bauches spüre ich nichts mehr. Meine Beine brennen, aber ich fühle nicht einmal mehr den Schmerz.
    Dann fällt mein Blick auf etwas, das neben mir liegt.
    Mein Stockdegen...
    Ganz kurz blitzt ein Gedanke hinter meiner Stirn auf: ich weiß genau, daß ich ihn nicht mitgebracht habe, als ich hierhergekommen bin. Jetzt ist er da.
    Und er beginnt sich zu verändern...
    Der gelbe Kristall in seinem Knauf beginnt zu glühen, erstrahlt in einem schwefeligen, unangenehmen Licht. Schließlich pulsiert er wie ein unheimliches, schlagendes Herz aus Energie.
    Eine letzte Chance? Ein letztes Erbe meines Vaters, der all dies vorausgesehen hat und mir eine allerletzte Waffe hinterließ, das Entsetzliche doch noch zu verhindern? Oder ein weiterer, böser Scherz Priscyllas? Aber ich muß es versuchen.
    Meine Hände hinterlassen blutige Abdrücke auf dem Teppich, als ich nach dem Degen greife. Der Stahl fühlt sich kalt an, gleichzeitig ist er von etwas... Fremdem erfüllt, etwas, das fast so schrecklich ist wie das grüne DING in Priscyllas Hand. Vielleicht stärker.
    Der nächste Blitz. Rings um mich herum brennt das Haus wie eine Fackel, aber irgend etwas, eine unbeschreibliche, finstere Macht, schützt Priscylla und mich vor der Hitze, die die Bücher in den Regalen aufflammen und den Teppich zu grauer Asche zerfallen läßt. Das körperlose DING in der Energiekugel nimmt immer mehr und mehr Gestalt an. Ich erkenne peitschende Tentakel, einen amorphen, aufgedunsenen Balg, von plumpen Elefantenfüßen getragen, glotzende gelbe Augen über einem entsetzlichen Papageienschnabel...
    Ich muß es tun.
    Aber ich kann es nicht. Meine Beine sind gebrochen, meine Hände nur mehr nutzlose Klumpen Fleisch, in denen kein Gefühl ist, und der Weg zu Priscylla ist so weit, so entsetzlich weit.
    Aber ich muß. Noch Sekunden, und das Unbeschreibliche wird Wirklichkeit. Ich muß... zu ihr.
    Der Degen... die letzte Chance...
    Meine Hände krallen sich in den verkohlten Teppich. Ich muß zu ihr, ganz egal, wie.
    Ich habe noch Sekunden, aber wenn ich es nicht schaffe, wird die Welt untergehen, nicht im übertragenen Sinne, sondern ganz konkret, hier und jetzt.
    Ich muß es schaffen.
    Der zwölfte Blitz.
    Über mir beginnt das Haus zusammenzubrechen, aber ich bin Priscylla jetzt nahe. Etwas hat mir die Kraft gegeben, mich trotz meines zerschmetterten Rückgrats auf sie zuzuziehen. Ich bin ihr nahe. Noch einen Yard... einen halben...

    * * *

    Hier enden die Aufzeichnungen Robert Cravens, soweit sie mir übermittelt worden sind; auf einem Weg, über den zu schweigen ich geschworen habe. Niemand weiß, was aus Robert Andara-Craven wurde. Meine diesbezüglichen Nachforschungen, die ich mit großem Ernst angestellt habe, verliefen ausnahmslos im Sande.
    Aber wenn schon keinen Aufschluß über das weitere Schicksal Roberts, so brachten sie doch ein anderes Ergebnis: Wohin ich auch kam, wen immer ich auch ansprach, der mir in der Lage schien, Auskünfte über das zu erteilen, was vor genau einhundert Jahren in London geschah – überall stieß ich auf eine Mauer aus Furcht und Schweigen, die zu beweisen scheint, daß es sich bei den mir zugespielten Manuskripten um mehr handelt als um die Phantasien eines Wahnsinnigen.
    Ja, jetzt, wo alles zu Ende ist und ich Zeit und Muße finde, darüber nachzudenken, scheint mir vieles klarer, was vor einem Jahrhundert geschah. Wir alle wissen, daß die GROSSEN ALTEN die Welt nicht vernichteten, in jener Nacht. Aber etwas ist geschehen, damals. Etwas hat begonnen, das bis heute nicht sein Ende gefunden hat. Was bedeutet ein Jahrhundert für Wesen, die in Jahrmillionen zu rechnen gewohnt sind?
    Und seit einer Weile geschehen seltsame Dinge in meiner Umgebung: Menschen, die ich für Freunde hielt, wenden sich von mir ab; andere verschwinden einfach, und zwei sind unter höchst sonderbaren Umständen ums Leben gekommen. Manchmal habe ich das Gefühl, daß die Schatten in meiner unmittelbaren Nähe finsterer geworden sind; irgendwie massiv. Fast, als lebten sie. Und – merkwürdig genug – all meine Katzen sind vor mir geflohen in einer einzigen Nacht.
    Und es ist kalt. Gleich wie warm ich mich anziehe, ich
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