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Der Hexer - NR49 - Hochzeit mit dem Tod

Der Hexer - NR49 - Hochzeit mit dem Tod

Titel: Der Hexer - NR49 - Hochzeit mit dem Tod
Autoren: Verschiedene
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lahm. Aber irgendwie spürte er, daß das sowieso geschehen würde, und mit der gleichen unerschütterlichen Sicherheit spürte er auch, daß es keine Rolle mehr spielte.
    Er widersprach nicht mehr, sondern zog die Tür hinter sich zu und nannte dem Fahrer die Adresse des Andara-House.
    Es begann zu regnen, als sie losfuhren.

    * * *

    Die Dunkelheit war so vollkommen, als hätte sich eine Glocke aus schwarzem Stahl über die Stadt gestülpt.
    Hinter den Fenstern war nichts mehr. Der Garten, die Mauer, der Platz, die Stadt (die ganze Welt!) waren verschwunden. Fort, als hätte es sie nie gegeben. Der Sturm heulte und tobte weiter um das Haus, aber nun war er unsichtbar. Ich fühlte die Urgewalt des Bösen, die das Gebäude erzittern ließ, spürte das heiße elektrische Zischen der Blitze und hörte das ungeheure Dröhnen und Bersten, mit dem sie einschlugen, nicht sehr weit entfernt.
    Aber ich sah – nichts.
    Mühsam arbeitete ich mich auf die Beine, sah mich im Zimmer um –
    und erstarrte zum zweiten Mal, als mein Blick auf die Zeiger der Uhr fiel.
    Sie waren stehengeblieben.
    Im gleichen Moment, in dem der zwölfte, endgültige Schlag erklungen war, waren sie erstarrt, als wäre die Zeit selbst stehengeblieben.
    Vielleicht war sie es.
    Vielleicht war...
    Ich wußte es.
    Ich wußte, was das Unwetter bedeutete. Mitternacht. Priscyllas Worte. Ihr entsetzlich falsches Benehmen. Das Beben. Die Schwärze. Das Verschwinden der Sterne.
    Ich hatte es gewußt, noch ehe die Uhr zum zweiten Mal schlug, aber ich hatte mich geweigert, es zu begreifen, und ich weigerte mich auch jetzt noch.
    Es war unmöglich.
    Es konnte nicht sein, weil es nicht sein durfte.
    Und doch war es wahr.
    Endlos, sicher länger als eine Minute, stand ich so erstarrt da, gelähmt vor Entsetzen und Grauen und unfähig, den Blick von den Zeigern der Uhr zu wenden, die stehengeblieben waren, weil
    die Zeit stehengeblieben war!
    Dann hörte ich die Schritte. Sie waren leise. Nicht wie die eines Menschen, der sich bemühte zu schleichen, aber leise wie von weit, unendlich weit her. Und etwas an ihrem Klang war entsetzlich falsch. Es war irgendwie ein Platschen, ein schreckliches, nasses Geräusch wie von etwas Großem, unmenschlich Massigem, das sich die Treppe hinunter bewegte.
    Aber außer mir und Priscylla war doch niemand im Haus!
    Langsam, wie unter Zwang und fast gegen meinen Willen, ging ich zur Tür und trat auf den Gang hinaus.
    Es war Priscylla.
    Und auch wieder nicht.
    Sie bewegte sich ein Stück vor mir, langsam, ohne Hast, hoch aufgerichtet und mit starrem Blick, und es war Priscylla, aber ihr Schatten war nicht der eines Menschen, und ihre Schritte erzeugten dieses entsetzliche feuchte Schlurfen, und wo sie entlangging, blieben dunkelbraune schmierige Flecken auf dem Teppich zurück. Und unter ihrem Arm trug sie ein uraltes, verwittertes Buch. Ein Buch, das ich nur zu gut kannte...
    Einen Moment lang betete ich darum, wahnsinnig zu werden.
    Aber selbst diese Gnade blieb mir verwehrt.
    Ich folgte Priscylla. Hinter meinem Rücken tobte der unsichtbare Höllensturm weiter gegen das Haus, und unter meinen Füßen bebte die Erde.
    Ein tiefes, unsäglich qualvolles Stöhnen lief durch die Wände des Hauses. Ich spürte die ungeheuren, magischen Energien, die in die Struktur dieses Gebäudes eingebettet waren, und die sich aufbäumten wie ein titanisches Raubtier.
    Und versagten.
    Was immer es war, das Priscylla entfesselt hatte, es war stärker.
    Priscylla erreichte das Erdgeschoß, wandte sich nach rechts und blieb stehen.
    Mein Herz machte einen entsetzten Sprung, als sie sich zu mir herumdrehte und mich ansah. Ihre Augen waren...
    O Gott, ihre Augen!
    Ich durfte nicht in ihre Augen sehen. Nicht in diese entsetzlichen AUGEN!
    »Worauf wartest du, Liebling?« fragte Priscylla lächelnd. »Es ist Zeit. Siehst du das Buch? Komm, wir müssen in die Bibliothek.«
    Ihre Stimme klang monoton und leiernd, aber von ungeheurem suggestivem Zwang, dem ich mich nicht widersetzen konnte.
    Mechanisch wie eine Puppe setzte ich mich in Bewegung.
    Trotzdem blieb ich Herr meines Bewußtseins. Ich hatte meinen Willen verloren, aber wie um mich noch mehr zu quälen, hatte dieses entsetzliche DING, in das Priscylla sich verwandelt hatte, mir meine Fähigkeit des freien Denkens belassen.
    Der Traum!
    »Wir müssen in die Bibliothek«, wiederholte Priscylla.
    Es war der Traum. Es waren die Worte, die sie in meinem Traum gesprochen hatte, und mit einem Male begriff ich,
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