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Der Hexer - NR49 - Hochzeit mit dem Tod

Der Hexer - NR49 - Hochzeit mit dem Tod

Titel: Der Hexer - NR49 - Hochzeit mit dem Tod
Autoren: Verschiedene
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daß es kein Traum gewesen war, sondern eine Warnung, eine entsetzliche Vision dessen, was nun geschah.
    In Priscyllas Augen (Augen???!) blitzte es spöttisch auf, als lese sie meine Gedanken. Wahrscheinlich tat sie es. Wahrscheinlich hatte sie es vom allerersten Moment an getan. Ein düsteres, unendlich böses Wissen flammte im Blick ihrer leeren Augenhöhlen.
    Ihre Hand machte eine einladende Bewegung. »Komm, Liebling«, sagte sie. »Es ist Zeit.«
    Zeit? Wozu?!
    Mit verzweifelter Kraft bäumte ich mich gegen den suggestiven Zwang auf. Aber es war, als versuchte ich eine Springflut mit bloßen Händen aufzuhalten. Das war nicht mehr Priscylla. Das war nicht einmal mehr ein Mensch.
    »Priscylla«, wimmerte ich. »Bitte. Du...«
    Priscylla lachte. Es war ein Laut, wie ich ihn niemals zuvor im Leben gehört hatte. »Komm, Liebling«, kicherte sie. »Wehr dich nicht. Es ist soweit«
    Ihr Gesicht zerfiel. Wurde zu der entsetzlichen Grimasse aus meinem Traum, nur daß es diesmal kein Traum, sondern Realität war, und daß ich nicht einfach daraus erwachen konnte.
    Und ich gehorchte. Meine Arme und Beine bewegten sich ohne mein Zutun. Wie eine Puppe folgte ich ihr in die Bibliothek.
    Es war kein Verdacht mehr gewesen, sondern Gewißheit, und trotzdem schrie ich wie unter Schmerzen auf, als ich sah, wie Priscylla direkt zu dem Kamin mit dem Ölbild darüber trat, hinter dem sich der Wandsafe verbarg.
    Und in ihm fünf der SIEBEN SIEGEL DER MACHT.
    Der Alptraum wurde wahr. In jeder Einzelheit.
    Priscylla legte das Buch behutsam auf den Kaminsims. Sie riß das Bild achtlos herunter, blickte die Drehknöpfe dahinter einen Moment lang irritiert an und machte sich dann an den Zahlenschlössern zu schaffen. Dabei murmelte sie ein einzelnes Wort; nein, kein Wort, mehr ein kehliger, unglaublich düster klingender Laut, der etwas in mir sich wie unter Schmerzen krümmen ließ.
    Ich schrie auf. Eisiger Schrecken lähmte mich, ein Grauen, das mir schier den Verstand raubte. Überdeutlich spürte ich die Anwesenheit von etwas ungeheuer Bösem, das durch ihren Ruf herbeigelockt worden war. Obwohl sie nur leise gesprochen hatte, schien der düstere Laut von den Wänden widerzuhallen und bei jedem Echo noch an Kraft zu gewinnen.
    Ich durfte nicht mehr länger zögern. Auch wenn Priscylla die Kombination des Safes nicht kannte, wußte ich, daß sie ihn öffnen würde. Gott, was war ein Safe gegen ein Wesen von ihrer Macht!
    Und ich hatte all dies ja schon einmal erlebt. Ich wußte, was geschehen würde. Aber ich wußte auch, daß es einen Unterschied gab: Diesmal würde kein Professor Denham auftauchen, um mich im letzten Moment zu retten.
    Diesmal war ich auf meine eigenen, lächerlichen Kräfte angewiesen. Ein Kind gegen einen finsteren Gott.
    »Priscylla«, stöhnte ich. »Nicht!«
    Priscylla fuhr blitzartig herum.
    Ein eisiger Splitter schien in mein Herz zu fahren.
    Wahnsinn hatte ihr Gesicht verzerrt. Ihr Mund war weit aufgerissen; Schaum stand vor ihren Lippen. Ihre Augen waren voller schwarzer, gräßlicher Bewegung.
    Ohne auch nur auszuholen, versetzte sie mir mit der Hand einen Schlag, der mich quer durch den Raum schleuderte, bis eines der Regale meinen Sturz reichlich unsanft abbremste. Abermals splitterte Holz.
    Halb ohnmächtig sank ich an der Wand entlang zu Boden.
    Ein greller Schmerz fuhr durch mein Rückgrat, raste durch meinen Körper und explodierte in meinem Nacken. Alles verschwamm vor meinen Augen, ein blutiger Nebel senkte sich über mein Bewußtsein. Der unvorstellbare Schmerz lähmte mich; selbst meine Stimmbänder verweigerten mir den Dienst, als ich schreien wollte.
    Eine dunkle, betäubende Woge spülte mein Bewußtsein hinweg. Alles um mich herum versank in Finsternis, und der Wunsch wurde fast übermächtig, mich in dieses nachtschwarze Dunkel hineinfallen zu lassen, um dem Schmerz und der fast noch schlimmeren Verzweiflung wenigstens für eine Weile zu entfliehen.
    Aber irgendwo in einem verborgenen Winkel meines Gehirns regte sich Widerstand, ein letztes Aufbegehren meines Verstandes, das mich zwang, gegen die beginnende Ohnmacht anzukämpfen.
    Ich mußte... aufstehen. Kämpfen.
    Es schienen nicht meine Gedanken zu sein, die dies dachten.
    Da war etwas in mir, etwas, das mich zwang, am Leben zu bleiben, die Bewußtlosigkeit zurückzudrängen und mich stöhnend in die Höhe zu stemmen.
    Mühsam hob ich den Kopf und versuchte die Benommenheit fortzublinzeln. Die Schleier vor meinen Augen lichteten sich ein
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