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Der Hexer - NR49 - Hochzeit mit dem Tod

Der Hexer - NR49 - Hochzeit mit dem Tod

Titel: Der Hexer - NR49 - Hochzeit mit dem Tod
Autoren: Verschiedene
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herein.
    Instinktiv sah ich zum Fenster.
    Auch das letzte bißchen Licht war erloschen. Die Dunkelheit lastete wie eine Mauer vor dem Fenster, und es war mehr als bloße Dunkelheit, mehr als die pure Abwesenheit von Licht. Etwas war da, etwas, das Licht und Geräusche und alle Dinge meiner Welt durch seine bloße Anwesenheit vertrieb, und das näher kam. Näher und näher und immer näher. Der Boden zitterte. Ein tiefes, schmerzhaft klingendes Stöhnen lief durch das Haus. Die Blitze zuckten immer rascher.
    Und dann traf einer das zerborstene Fenster.
    Eine Linie aus unerträglich grellem, zischendem Licht jagte im Zickzack über den Boden, brannte eine rauchende Spur in die Dielen, berührte fast spielerisch die Bücherregale und setzte sie in Brand, huschte weniger als einen Yard an mir vorbei –
    und bohrte sich in das grüne Ding in Priscyllas Händen.
    Das Siegel und ihr Körper glühten auf. Ein entsetzlicher, durch und durch unmenschlicher Schrei übertönte das Heulen des Sturmes und das unheimliche elektrische Zischen des Blitzes. Ich spürte die ungeheure Energie, die durch das SIEGEL floß und irgend etwas in Gang setzte, etwas, das ich nicht verstand, dessen Konsequenzen aber entsetzlich sein mußten.
    Der Blitz erlosch nicht.
    Er erstarrte.
    Es war unmöglich, widersprach allen Naturgesetzen, aber es geschah: der Blitz fror regelrecht ein, wurde zu einem zuckenden, hin und her peitschenden Tentakel aus purer, blauweiß knisternder Energie, der beinahe liebkosend über den grünen Riesenkristall strich.
    Dann traf ein zweiter, noch ungeheuerlicherer Schlag das Haus.
    Diesmal explodierte die Tür der Bibliothek.
    Wie von einem Hammerschlag getroffen, flog sie nach innen, prallte mit solcher Wucht gegen die Wand, daß sie in mehrere ungleich große Teile zerbarst, und fing Feuer. Ein zweiter, blauweißer Blitz fraß sich seinen Weg durch Mauerwerk und Holz und traf das grüne Etwas in Priscyllas Händen. Eine Hitzewelle ließ den hereinwirbelnden Schnee verdampfen. Ich bekam kaum noch Luft.
    Ein dritter Blitz stanzte wie eine Lanze aus purem Licht durch das Dach des Hauses, brannte ein mannsgroßes Loch durch Fußböden und Decken und traf zielsicher das SIEGEL. Der Energiefluß verstärkte sich. Priscylla schrie jetzt nicht mehr. Ihr Körper war zur Unkenntlichkeit verbrannt, aber etwas hielt ihn noch aufrecht. In ihren Augen war noch Leben.
    Und ich wußte, daß es noch nicht vorbei war.
    Dreizehn GROSSE ALTE.
    Ein Blitz für jeden. Irgendwie war dieses Wissen mit untrüglicher Sicherheit in mir, von einem Moment auf den anderen. Wenn der dreizehnte Blitz herabzuckte und das SIEGEL traf, würde es geschehen.
    Wieder rollte der Donner, und wieder brannte sich ein armdicker Tentakel aus gleißendem Licht seine Bahn durch das Haus. Überall waren Flammen. Die Luft, die ich atmete, schien zu kochen. Aber ich mußte zu ihr! Ich mußte sie aufhalten! Mit einer Kraft, von der ich selbst nicht mehr wußte, woher ich sie nahm, stemmte ich mich in die Höhe und taumelte auf Priscylla zu.
    »Nein!« keuchte ich. »Priscylla – tu es nicht!«
    Ich sah den Hieb nicht einmal kommen.
    Priscylla fuhr mit einem entsetzlichen, zischelnden Laut herum, hielt den Kristall für einen Moment nur mit einer Hand und schlug mit der anderen zu.
    Es war wie der Tritt eines wütenden Giganten.
    Wie ein Spielzeug wurde ich durch die Luft gewirbelt, flog quer durch die verwüstete Bibliothek und prallte gegen das brennende Bücherregal, das unter meinem Gewicht krachend zerbarst. Ich versuchte den Sturz abzufangen und spürte, daß ich plötzlich keine Kraft mehr in den Beinen hatte.
    Der vierte Blitz zerfetzte die Wände und hämmerte in das Ding in Priscyllas Händen...

    * * *

    Obwohl die rasende Fahrt zu Ende war und sie angehalten hatten, zitterte der Wagen noch immer, denn die Pferde waren halb wahnsinnig vor Angst; der Kutscher vermochte sie nur noch mit letzter Kraft zu halten. Die Nähe des Feuers trieb sie fast zur Raserei.
    Howard starrte aus ungläubig aufgerissenen Augen auf das brennende Gebäude.
    Andara-House brannte wie eine Fackel. Ein Teil des Dachstuhles war bereits zusammengebrochen; ganze Wolken von weißglühenden Funken stoben wie leuchtende Höllenkäfer aus dem Haus, und überall waren Flammen, Flammen, Flammen...
    Aber das war nicht das Schlimmste. Das Schlimmste war das halbe Dutzend Blitze, das sich wie ein Bündel leuchtender Feuerlanzen aus den Wolken herabgesenkt hatte und im Inneren des Hauses
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