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Der Hexer - NR48 - Geistersturm

Der Hexer - NR48 - Geistersturm

Titel: Der Hexer - NR48 - Geistersturm
Autoren: Verschiedene
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Blick zur Uhr.
    »Ja, und danach gibt es sicherlich auch wieder einen Grund, um aufzubleiben«, sagte Mary gereizt. »Mit ein paar Litern Kaffee und einem Dutzend Tabletten können Sie es bestimmt noch ein paar Stunden aushalten, falls Sie vorher nicht wieder vor Schwäche zusammenbrechen. Robert, Sie richten sich zugrunde. Meinen Sie wirklich, Priscylla damit helfen zu können? Hören Sie auf mich, mein Junge, versuchen Sie wenigstens, bis zum Morgen noch ein paar Stunden zu schlafen.«
    Unter normalen Umständen hätte ich ihr recht gegeben und wäre spätestens jetzt ihrer Aufforderung gefolgt und hätte mich hingelegt. Was mich davon abhielt, war nicht mehr nur das Wissen, daß ich mich hinterher nur um so müder fühlen würde.
    Es war Angst.
    Nackte, panische Angst vor weiteren Träumen, wie ich einen an Bord der NAUTILUS gehabt hatte.
    Einen Alptraum, der mich dazu treiben würde, im Schlaf unbewußt irgendwelche Dinge zu tun, so wie ich mich am Stockdegen verletzt hatte. Der magische Angriff gerade hatte gezeigt, daß ich auch in diesem Haus nicht vor dem fremden Einfluß geschützt war, wie ich bislang gehofft hatte. Im Schlaf hätte ich mich gegen die Beeinflussung nicht wehren können, hätte sie nicht einmal wahrgenommen. Und wenn, dann erst nach dem Aufwachen – nachdem ich mir mit dem Degen möglicherweise nicht mehr nur den Finger geritzt, sondern die Kehle durchgeschnitten hätte.
    Ich wandte mich ab, um mir meine Unsicherheit und Angst nicht allzu deutlich anmerken zu lassen – und im gleichen Augenblick zuckte ich zusammen.
    Der Raum hatte sich verändert.
    Ich wußte nicht zu sagen, worin die Veränderung bestand, aber sie war da:
    Auf den ersten Blick schien alles wie zuvor; alle Möbel standen noch an ihrem Platz, das Feuer im Kamin brannte noch, und doch war alles mit einem Schlag anders geworden.
    Die Veränderung war mit dem Auge nicht wahrzunehmen, aber ich spürte sie so deutlich, als ob ich alles sehen könnte.
    Die Atmosphäre im Raum hatte sich auf furchterregende Art gewandelt; jeder Gegenstand schien ein unheimliches und bedrohliches Eigenleben zu entwickeln. Ich hatte den Eindruck, als wären die Schatten in den Ecken länger und stofflicher geworden, als würden sie aus ihren Winkeln hervorkriechen, um mit unsichtbaren Armen nach mir zu greifen.
    Ich vernahm unheimliche Geräusche, Laute, die nicht an mein Ohr drangen, sondern direkt in meinem Gehirn aufklangen. Sie waren düster und so unvorstellbar fremdartig, daß sie sich jedem Versuch einer Beschreibung entzogen, meine Angst aber erneut zu blinder Panik anfachten.
    Ich wußte einfach, daß ich in Gefahr war, wenngleich die Bedrohung auch gänzlich anderer Art war, als der magische Angriff zuvor. Deutlich spürte ich, daß sich etwas Fremdes eingeschlichen hatte. Es war wie ein eisiger Pesthauch, der mich mit einem Mal einhüllte.
    Und dann erkannte ich, was mich so erschreckte.
    Die Petroleumlampe auf meinem Schreibtisch und das zuckende Kaminfeuer reichten nicht aus, das Zimmer vollständig zu erhellen. Aber sie genügten, daß ich selbst einen deutlichen Schatten warf, der bei jeder meiner Bewegungen unruhig über die Möbel und Wände huschte.
    Aber es war nicht mein Schatten, obwohl ich ihn verursachte...
    Es war der Schatten eines Dinges, größer als ich, so verzerrt, daß er wie die boshafte Karikatur eines menschlichen Wesens anmutete, doch mit einem Paar riesiger Flügel versehen, und von einer Schwärze, die mehr war als nur die Abwesenheit von Licht.
    Vielmehr eine Finsternis, die wie ein gestaltgewordenes Nichts wirkte, als würde die Welt dort, wo mein Schatten sie berührte, zu existieren aufhören, um sie mit tiefer, lichtschluckender Nacht zu erfüllen.
    Ich spürte eine Berührung am Arm und schrie instinktiv auf. Doch sofort beruhigte ich mich wieder, als ich erkannte, daß es nur Mary war.
    »Robert, was ist nun schon wieder?«
    Ich gab keine Antwort, sondern konzentrierte mich weiterhin auf den Schatten. Mit Entsetzen stellte ich fest, daß mein erster Eindruck richtig gewesen war.
    Der Schatten kam näher, fast unmerklich, aber zu deutlich, als daß ich es als Einbildung abtun könnte. Ich wich zurück, doch sofort vollzog die gestaltlose Kreatur die Bewegung nach und rückte sogar noch einige Handbreit näher.
    Natürlich, kein Mensch konnte vor seinem eigenen Schatten fliehen.
    Ich hatte derartiges schon einmal erlebt; es lag Jahre zurück, und doch erinnerte ich mich so deutlich daran, als ob es gestern
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