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Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume

Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume

Titel: Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume
Autoren: Verschiedene
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hatte auch versprochen, nicht allein zu kommen, sondern Robert Craven mitzubringen. Der Gedanke an den Sohn seines Freundes Roderick Andara erfüllte Nemo mit zwiespältigen Gefühlen. Craven hatte das magische Erbe seines Vaters angetreten, aber noch nicht gelernt, es völlig zu beherrschen. Auch wenn er mehr als einmal bewiesen hatte, daß er unter den gegebenen Umständen ein würdiger Nachfolger Andaras war, erschien er Nemo manchmal noch zu ungestüm und leichtsinnig. Einfach ausgedrückt: noch ein wenig grün hinter den Ohren.
    Die Lage war mehr als verzwickt.
    Craven konnte sich ebenfalls in dieser mysteriösen Stadt aufhalten und ihm nach Howards Niederlage vielleicht als einziger Mensch helfen. Wenn er sich aber auf die Suche nach dem Hexer machte, bestand die Gefahr, sich in dem Labyrinth hoffnungslos zu verirren. Dennoch entschloß Nemo sich dazu. Wenn Craven wirklich hier war, mußte er ihn finden. Nur gemeinsam mit ihm konnte er hoffen, Es zu bezwingen. Und wenn der Hexer nicht mitgekommen war...
    Nemo brauchte nicht viel Phantasie, um sich sein Schicksal für diesen Fall vorzustellen.
    Nach wenigen Minuten bereute Nemo seinen Entschluß bereits, die bizarre Stadt zu durchsuchen. Das war der Zeitpunkt, zu dem er merkte, wie verwinkelt das Labyrinth wirklich war. Es war absolut hoffnungslos, hier jemanden zu finden. Seine einzige Chance lag in einer Rückkehr zu dem turmartigen Klotz. Verzweifelt hielt er nach bekannten Punkten Ausschau, doch so verschieden die Gebäude auch waren, schienen sich alle auch auf unbegreifliche Art zu gleichen. Irgendwo tief in seinem Geist glaubte er ein häßliches, abgrundtiefes böses Lachen zu hören.
    Obwohl er sich kaum mehr als hundert Schritte von dem Klotz entfernt hatte, dauerte es mehr als zwei Stunden, ihn wiederzufinden, und als er den Ausgangspunkt seiner Odyssee wieder erreicht hatte, konnte er kaum glauben, daß es ihm überhaupt gelungen war.
    Nichts schien sich verändert zu haben. Aus dem Inneren des Gebäudes drang immer noch der monotone Singsang aus unverständlichen Lauten.
    Besorgt blickte er zum Himmel. Die Sonne war merklich tiefer gesunken, und es konnte nicht mehr lange dauern, bis sie ganz hinter dem Horizont versinken würde.
    Als er den Blick wieder senkte, stockte Nemo der Atem.
    Kein Wunder. Es geschah nicht oft, daß man dem leibhaftigen Teufel gegenüberstand.

    * * *

    Ich versuchte etwas zu sagen, aber meine Kehle war wie zugeschnürt, und ich brachte nicht mehr als ein trockenes Krächzen zustande. Gerade noch war ich in einer Zelle in Necrons Drachenburg gewesen, und nun befand ich mich plötzlich in London.
    Drachenburg? Necron? Die Gedanken führten einen wirren Tanz in meinem Kopf auf, und nach Sekunden hatte ich sie bereits wieder vergessen. Die Drachenburg lag irgendwo in Amerika, und dort war ich nicht mehr gewesen, seit ich mit meinem Vater nach England aufgebrochen war.
    »Robert, was ist mit dir?« vernahm ich Shadows Stimme. Die Worte kamen mir seltsam vertraut vor, ohne daß ich sie einzuordnen wußte. Es war diese seltsame Art von deja-vu-Erlebnissen, die man immer für Erinnerungen hielt, auch wenn sie in Wirklichkeit meist nur Visionen darstellten. Dennoch wußte ich Shadows nächste Worte bereits im voraus.
    »Es war nur ein Traum«, nahm ich ihr die Worte vorweg. Nicht weil ich wirklich davon überzeugt war – in diesen Minuten war ich viel zu verwirrt, um von irgend etwas anderem, als daß ich lebte, überzeugt zu sein –, sondern weil etwas in mir mich dazu trieb. Ich wollte nicht, daß sie mir erst erzählte, daß ich geschlafen hatte.
    Beinahe willenlos ließ ich mich von ihr zu einer Couch führen. Ihre Finger kraulten sanft meinen Nacken. Sie zog mich zu sich heran und küßte mich. Die Berührung ihrer Lippen wühlte wie Feuer in mir, und für eine Weile vergaß ich alles, was mich bedrückte. Ich schloß meine Augen und gab mich ganz ihren Händen und Lippen hin.
    Bis ich plötzlich glaubte, schleimige schuppige Tentakel zu spüren, die über mein Gesicht strichen.
    Der Gedanke war völlig abwegig, aber er zerbrach die Illusion. Mit einem unbeherrschten Schrei sprang ich auf, sprengte den Griff der Arme um meinen Kopf – und blickte in Shadows fassungsloses Gesicht. Natürlich befand sich kein tentakelschwingendes Schleimmonster bei mir. Immer noch befanden wir uns in meinem Wohnzimmer, aber etwas an der Umgebung schien auf unbegreifliche Art falsch zu sein. Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Die
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