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Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume

Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume

Titel: Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume
Autoren: Verschiedene
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richtete ich meine Gedanken wieder auf die Realität, die uns umgab. »Wo sind wir hier überhaupt?«
    In einer ungeheuer menschlich wirkenden Geste zuckte Shadow die Schultern. »Diese Stadt hat viele Namen, aber keiner ist wirklich wahr. Selbst wenn ich dir eine Bezeichnung nennen würde, könntest du damit nicht viel anfangen!«
    »Und wie bist du hierhergekommen?«
    Sie dachte einen Moment angestrengt nach, dann schüttelte sie den Kopf. Ein gequälter Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. »Bitte, Robert, frage nicht. Ich kann dir keine Antworten geben, die ich selbst nicht weiß. Ich bin einfach hier, denn ich wußte, daß ich dich hier treffen würde. Mehr weiß ich selber nicht.«
    Gedankenverloren nickte ich. Wenn ich ehrlich war, hatte ich keine andere Antwort erwartet, auch wenn mir nicht klar war, woher dieses Wissen stammte. Etwas an allem hier war auf unbegreifliche Art absurd und falsch, doch ich kam nicht darauf, was es war. Etwas in mir schrie danach, Shadow einfach zu folgen, doch zugleich sträubte sich auch etwas in mir dagegen. Ich mußte mich zwingen, wieder an den Grund meines Hierseins zu denken.
    »Kannst du mich zu Howard und den anderen bringen?« fragte ich.
    Shadow nickte. Ein säuerlicher Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. Deutlich spürte ich die gekränkte Eitelkeit, die in der Bewegung mitschwang. »Wir müssen ins Zentrum der... Stadt. Dort wirst du Antworten auf viele Fragen finden. Aber das hat Zeit. Jetzt könntest du ohnehin nichts unternehmen. Erst mußt du wieder zu Kräften kommen.«
    Ich konnte mir durchaus vorstellen, was sie darunter verstand, und der Wunsch, mich ihr einfach hinzugeben, wurde fast übermächtig in mir. Dennoch kämpfte ich dagegen an. Mir war das kurze Stocken in ihrer Stimme nicht entgangen, das darauf hindeutete, daß sie erst etwas ganz anderes hatte sagen wollen. Die El-o-hym wußte mit Sicherheit mehr, als sie bislang zugegeben hatte, auch wenn es mir schwerfiel zu glauben, daß sie mich absichtlich hinterging.
    »Was hat es mit dieser Stadt auf sich?« unternahm ich einen letzten Versuch, doch noch etwas aus ihr herauszubekommen. »Wer hat sie erbaut? Warum stehen alle die Gebäude leer?«
    Shadow runzelte die Stirn. »Ich sagte doch schon, du wirst die Antworten auf viele Fragen noch bekommen, wenn die Zeit reif ist. Aber hier ist wirklich nicht der günstigste Ort zum Reden. Komm endlich mit.«
    Ihre Finger strichen mit unendlicher Zärtlichkeit über mein Gesicht, und mein Widerstand schmolz dahin. »Was sollen wir in dem völlig leeren Haus?« begehrte ich ein letztes Mal auf, während ich mich schon von ihr wie ein kleiner Schuljunge in das Gebäude ziehen ließ.
    »Wieso leer?« fragte Shadow verständnislos und machte eine weitausholende Bewegung mit der Hand. Zumindest so weitausholend, wie es die enge Kammer zuließ. Vor Entsetzen keuchte ich auf und taumelte zurück. Ich kannte diese Kammer. Necron hatte mich hier als ›Gast‹ eingesperrt; hier, tief im Inneren der Drachenfestung. Alles begann sich vor meinen Augen zu drehen. Mit einem Aufschrei riß ich mich von der El-o-hym los und schlug gepeinigt die Hände vors Gesicht.
    »Robert, was ist mit dir?« vernahm ich Shadows Stimme wie aus weiter Ferne und spürte gleichzeitig ihre Hand auf meiner Schulter. »Komm endlich zu dir. Du hast geträumt.«
    Geträumt!
    Wie ein Donnerschlag hallte das Wort hinter meiner Stirn wider. Zögernd öffnete ich die Augen wieder. Immer noch befanden wir uns in der karg eingerichteten Kammer. Verwirrt schaute Shadow mich an.
    »Du mußt aufwachen, Robert«, sagte sie eindringlich. »Was auch immer du geträumt hast, es ist vorbei.«
    »Wo... wo sind wir. Shadow, ich...«
    »Wo wir sind? Eine reichlich dumme Frage, findest du nicht? Schließlich hast du alle nur denkbaren Anstrengungen unternommen, um die Drachenburg zu erreichen.«
    »Die Drachenburg«, echote ich und versuchte meine Benommenheit wegzublinzeln.
    Geträumt. Alles nur ein Traum. Der Tod von Shadow, Necron, Shannon... die scheinbare Befreiung Priscyllas... unsere Rückkehr nach London... Sill el Mot... die Begegnung mit Sherlock Holmes... die Reise zu Nemos Stützpunkt – alles sollte nur ein Traum sein? Hatte unser Autor tatsächlich die Frechheit besessen, 17 Bände lang nur über einen Traum zu berichten? Na ja, zuzutrauen war es ihm.
    Ich hatte den Beweis vor mir. Kein Wunder, daß Shadow noch am Leben war, wenn ihr Tod niemals stattgefunden hatte. Aber wenn sie nicht gestorben war,
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