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Der Hexer - NR46 - Das Rätsel von Stonehenge

Der Hexer - NR46 - Das Rätsel von Stonehenge

Titel: Der Hexer - NR46 - Das Rätsel von Stonehenge
Autoren: Verschiedene
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ihrer Furcht neue Nahrung zu geben, hörte sie nun auch das Gebell der Hunde wieder näher kommen, und die Stimmen der schwarzen Ritter hallten dumpf und drohend durch den dichten Nebel an ihr Ohr.
    Jeany wirbelte auf dem Absatz herum und rannte den Weg hinab. Zumindest hatte sie die Absicht, es zu tun. Doch nach drei, vier Yards prallte sie gegen eine unsichtbare Wand und stürzte zu Boden. Für einige Sekunden tanzten bunte Sterne vor ihren Augen. Sie fühlte sich schwach, so unendlich schwach. Ein dumpfes, an- und abschwellendes Rauschen war in ihren Ohren.
    Allmählich klärte sich ihr Blick wieder, doch das Rauschen blieb, wurde dabei lauter und lauter, bis es wie ein Orkan dröhnte und ihre Trommelfelle vibrieren ließ. Jeany verzog schmerzerfüllt das Gesicht und preßte die Hände auf die Ohren.
    Es half nichts; das Dröhnen schwoll noch weiter an, bis Jeany sich halb wahnsinnig vor Schmerzen am Boden wand und ihre Qualen hinausschrie. Doch sie konnte ihre Stimme gegen das Dröhnen in ihren Ohren nicht einmal hören.
    Gerade, als sie glaubte, endgültig wahnsinnig zu werden, wurde das Dröhnen plötzlich leiser. Doch es dauerte noch eine Weile, bis Jeany es als das erkannte, was es wirklich war: das böse, meckernde Lachen eines alten Mannes.
    Jeany fuhr wie von der Tarantel gestochen hoch.
    »Corabhainn!«
    »Ich bin es«, klang es düster zurück. Die Steinsäule verblaßte, und der alte Mann trat aus ihr heraus, ein Schemen wie aus einem Alptraum, der sich zu entsetzlicher Wirklichkeit manifestierte. Er trug eine bodenlange blaue Kutte, und in seiner rechten Hand hielt er einen knorrigen Stab. Sein Gesicht war zu einer wütenden Grimasse verzerrt.
    Und in seinen Augen las Jeany ihren Tod.

    * * *

    Jack Fancer blickte zum zehnten Mal in ebenso vielen Minuten zur Uhr. Und zum zehnten Male hatte er das Gefühl, daß die Zeiger sich – wenn überhaupt – höchstens rückwärts bewegt haben konnten.
    Immer noch nicht Feierabend, dachte er enttäuscht und wandte sich wieder seiner Liste zu. Wenn wenigstens die Abrechnung stimmen würde, dann könnte er seinen Schreibtisch zusperren, sich zurücklehnen und warten, bis die Uhr die zwölfte Stunde schlug. Doch auch beim dritten Zusammenrechnen fehlten die zwei Pfund, sieben Schilling noch genauso wie beim ersten Mal.
    »Verdammt, irgendwo müssen sich die Kröten doch versteckt haben. Jamison ist glatt in der Lage, mir die Differenz vom Gehalt abzuziehen«, fluchte Jack und addierte die Beträge auf seiner Liste zum vierten Mal. Draußen setzte sich der letzte Zug aus London schnaufend in Bewegung, und die wenigen Fahrgäste, die aus den Waggons gestiegen waren, verschwanden rasch im Nebel. Bis auf einen recht jungen Mann, dem Jack den feinen Pinkel auf den ersten Blick ansah.
    Wütend über die Ungerechtigkeit dieser Welt, die es zuließ, daß ein Mann in einem Anzug herumlief, der gut seine 100 Pfund wert war, während er sich selbst um lächerliche zwei Pfund, sieben Schilling Sorgen machen mußte, rechnete Jack seine Liste ein weiteres Mal durch. Gerade als er die fehlende Summe entdeckt zu haben glaubte, sprang die Tür mit lautem Krachen auf, und der feine Pinkel stolzierte wie ein Pfau herein.
    Jacks Laune sank noch weiter. »Was wollen Sie?« fragte er mürrisch.
    »Eine Fahrkarte nach London. Erster Klasse, wenn’s geht.«
    Jack holte den Billetblock aus der Schublade und füllte den Fahrschein aus. Für einen Augenblick überlegte er, ob er dem Pinkel nicht die zwei Pfund, sieben Schilling dazuschreiben sollte – der Laffe sah nicht so aus, als würde er es überhaupt merken, und der Betrag würde ihm sicher nicht weh tun. Doch dann dachte Jack daran, daß Jamison in solchen Sachen keinen Spaß verstand. Da war es dann doch leichter, die Summe aus der eigenen Tasche zu bezahlen und wenigstens seinen Job zu behalten.
    »Macht zehn Pfund, drei Schilling«, sagte er und schob dem Mann den Fahrschein zu. Der ergriff ihn mit einer fahrigen Geste und zog mit der anderen Hand eine Zwanzig-Pfund-Note aus der Jackentasche. Jack steckte den Schein in die Geldkassette und kramte das Wechselgeld zusammen.
    Fast fünfmal so viel, wie ich brauche, dachte er, plötzlich ärgerlich über seine eigene Ehrlichkeit. Teufel auch, die Welt war ungerecht.
    »Sir, Ihr –«
    Jack sprach nicht weiter, sondern blickte den Fremden verwirrt an.
    Der Mann schien ihn gar nicht mehr wahrzunehmen. Er sah ihn an, aber sein Blick ging förmlich durch Jack hindurch. Und in seinen
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