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Der Hexer - NR46 - Das Rätsel von Stonehenge

Der Hexer - NR46 - Das Rätsel von Stonehenge

Titel: Der Hexer - NR46 - Das Rätsel von Stonehenge
Autoren: Verschiedene
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wie von Furien gehetzt los.
    Bald schon hatte Jeany den Unheimlichen weit hinter sich gelassen. Auch das Bellen der Hundemeute wurde schnell leiser und verwehte im Wind, bis sie nichts mehr hörte als das leise Wispern des Nebels; und eine Stille, die auf ihre Weise beinahe unheimlicher war als das schrille Heulen der Verfolger zuvor.
    Nach wenigen Minuten erreichte Jeany einen Kiesweg, den sie zu kennen glaubte. Unwillkürlich bog sie nach rechts ein und hastete den flachen Hügel hoch, zu dessen Kuppe der Weg führte. Der Kies knirschte unter ihren Schuhen so laut, daß ihre Verfolger dieses Geräusch unmöglich überhören konnten. Und doch schien es so, als wäre die Welt um sie mit einemmal von einer gespenstigen Stille erfüllt, in der die Erinnerung an das blutgierige Jaulen der Hunde und die harten Stimmen der Hundewärter und Ritter zu einem unwirklichen, angstmachenden Traum wurden.
    Auch die Schmerzen schwanden mit jedem Schritt, den Jeany den Hügel emporstieg. Nach einer Weile wurde der Weg wieder eben; der Nebel riß auf. Nicht weit vor sich entdeckte Jeany ein seltsames Gebilde, das noch halb von Nebelschwaden verhüllt war und dennoch seltsam deutlich gegen den Hintergrund abstach. Es war ein kreisrunder Ring aus mächtigen Felsblöcken, die so groß waren, daß nur Riesen sie zusammengetragen haben konnten.
    Sie kannte diesen Ring. Sie hatte ihn niemals gesehen, aber sie – etwas in ihr – kannte dieses Gebilde. Und es erfüllte sie gleichzeitig mit Entsetzen wie mit einem absurden, vollends unbegründeten Gefühl tiefer Sicherheit.
    Wie von einem Magneten angezogen, lief Jeany auf den Steinring zu. Kurz bevor sie ihn erreichte, blieb sie plötzlich stehen und preßte die Handflächen gegen die Stirn. Eine Flut von Bildern brach über sie herein; Bilder, die sie niemals erblickt hatte und die ihr doch allesamt sehr vertraut vorkamen; es war kein Sehen, es war vielmehr ein Wiedersehen:
    Noch immer sah sie den Ring der zyklopischen Steine im hellen Mondlicht vor sich. Doch war es nun ein vollkommener Ring, dem nicht mehrere der Quader fehlten. Neun Menschen traten, aus verschiedenen Richtungen kommend, in den Kreis ein und reichten einander die Hände.
    Jeany begann zu zittern, als sie den festen, warmen Druck zweier Hände in den ihren zu spüren glaubte. Sie sank in die Knie und blickte starr auf ihre Hände.
    Natürlich waren sie leer, und ihre Finger klamm vor Kälte. Doch die Erinnerung an jene warmen Hände ließ sich nicht vertreiben. Jeany fühlte noch einen Nachhall der gewaltigen Kräfte, die damals von den anderen auf sie übergegangen waren und die ihr heute so schrecklich und grauenhaft erschienen.
    Wider Willen streckte Jeany die Hand aus und berührte eine der mächtigen Steinsäulen mit den Fingerspitzen. Die dem Felsquader innewohnende Kraft ließ sie sofort zurückzucken, doch fast war es zu spät. Denn im gleichen Moment packte sie ein starker Sog wie mit Geisterklauen und riß sie auf den Stein zu. Sie schrammte mit dem Kopf über die schorfige Oberfläche und schmeckte ihr eigenes Blut auf den Lippen.
    Einen Augenblick später gab der Stein wie Gummi nach, und Jeany wurde immer weiter in ihn hineingezogen.
    In den massiven Fels...
    Jeany stieß einen gellenden Schrei aus und begann sich mit aller Kraft gegen den Sog zu wehren. Die ersten Sekunden erschien es ihr, als ob jeder Widerstand sinnlos sei, doch dann merkte sie, daß sich der Verschmelzungsprozeß mit dem Stein verlangsamte. Sie setzte noch einmal alle Energien frei, kämpfte mit Kräften, die nicht die ihren waren und die sie nicht verstand, aber vollkommen beherrschte, und kam allmählich frei, obwohl ihr die Anstrengung beinahe den Schädel zu sprengen drohte. Gerade als sie glaubte, das Grauen nicht länger ertragen zu können, hörte der Sog auf. Jeany stolperte überrascht nach hinten und setzte sich reichlich unsanft hin.
    Stöhnend betastete sie die schmerzenden Partien und starrte dabei mit grauem Gesicht die Steinsäule an. Ihre Mundwinkel zitterten vor Schmerz und Erregung, und in ihren Augen stand noch ein letzter Widerschein dessen, was sie in dem Moment gesehen hatte, als der Sog zusammengebrochen war.
    Jeany hatte das Paradies geschaut.
    Oder zumindest etwas, das dem Paradies sehr nahe kam. Es war ihr wie eine sonnenüberstrahlte Insel in einem stillen See erschienen. Wie ein friedlicher Hain voller Bäume und Früchte, in dem der Abendwind sein Lied spielte.
    Jeany spürte plötzlich Trauer, eine
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