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Der Hexer - NR46 - Das Rätsel von Stonehenge

Der Hexer - NR46 - Das Rätsel von Stonehenge

Titel: Der Hexer - NR46 - Das Rätsel von Stonehenge
Autoren: Verschiedene
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Trägheit Lügen strafte, warf einen schnellen Blick darauf und entblößte seine Zahnstummel zu einer Grimasse, die ich mit einiger Mühe als Grinsen einordnen konnte.
    »Zu Ihren Diensten, M’lord.«
    An seinem Dialekt erkannte ich, daß ich mich irgendwo in Hampshire aufhalten mußte. Na, wenigstens hatte ich es nicht weit nach Hause.
    »Wann fährt der nächste Zug nach London ab?« fragte ich.
    »Vor einer Minute«, erklärte er fröhlich. Unter anderen Umständen hätte ich vielleicht darüber gelacht, aber im Moment war mir nicht zum Scherzen zumute. Ganz und gar nicht.
    Und meine Gedanken mußten wohl ziemlich deutlich auf meinem Gesicht abzulesen sein, denn das Grinsen des Gepäckträgers gefror förmlich.
    »Aber M’lord, Sie... Sie sind doch gerade eben aus Richtung London gekommen?« stotterte er, deutete aber dann meinen ungeduldigen Blick richtig und meinte schließlich kleinlaut:
    »Also heute abend geht keiner mehr. Da müssen Sie schon bis morgen früh warten. Um fünf Uhr fährt der erste. Wenn ich Ihnen einen guten Gasthof empfehlen darf – der ›Rote Ochse‹ ist gleich um die Ecke.«
    »Danke«, antwortete ich, wählend ich mich innerlich schüttelte. Fünf Uhr morgens! Zivilisierte Menschen pflegten um diese Zeit zu Bett zu gehen!
    »Fahren nicht später noch Züge nach London?« fragte ich ihn hoffnungsvoll. »So um drei, vier Uhr nachmittags?«
    »Wohl, wohl, M’lord. Fünf nach drei kommt der Eilzug aus Plymouth hier durch.«
    Fünf nach drei... nun, das war genau der Zug, den ich brauchte, um vorher noch gemütlich frühstücken und den Tag ohne ungesunde Hast beginnen zu können. Ich bedankte mich, wandte mich um und wollte den Bahnhof verlassen, um den »Roten Ochsen« anzusteuern, besann mich dann aber eines besseren. Wenn ich schon einmal hier war, konnte ich ebensogut gleich die Fahrkarte lösen, um morgen nicht etwa vor verschlossenem Schalter zu stehen.
    So lenkte ich meine Schritte zur Bahnhofstür. Mich fröstelte. Die Kälte dieser Jahreszeit – schließlich schrieben wir den 6. Januar 1887 – begann sich unangenehm bemerkbar zu machen. Und trotzdem – mir schien, als wäre es eine sehr sonderbare, unnatürliche Kälte
    Als wäre dieser Gedanke ein Stichwort gewesen, begann ich immer stärker zu frieren. Es war ein sonderbares Gefühl – ich fror nicht wirklich, aber etwas...
    ... schien in meinen Körper zu kriechen. Ein Gefühl wie klammer Nebel, der sich um meine Glieder legte und in jede einzelne Pore kroch.
    Ich schauderte.
    Irgend etwas stimmte hier nicht, und es war nicht nur die Tatsache, daß ich noch immer keinen blassen Schimmer hatte, was ich hier überhaupt tat; geschweige denn, warum ich hergekommen war.
    Und vielleicht war es gar kein Zufall.
    Voller neu erwachtem Mißtrauen sah ich mich um.
    Auf den ersten Blick wirkte der kleine Bahnhof harmlos.
    Auf den zweiten nicht mehr. Ich konnte nicht beschreiben, was es war, aber irgend etwas hier war...
    Unheimlich.
    Unheimlich und falsch.
    Ebenso unheimlich und falsch wie der grauschwarze Nebel, der sich in dichten Schwaden über der Ortschaft zusammenballte. Der Gedanke, in die wabernde graue Wolke hineintreten zu sollen, erfüllte mich mit Widerwillen, beinahe mit einem Gefühl körperlichen Ekels...
    Ich öffnete die Tür zum Schalterraum heftiger, als nötig gewesen wäre, und trat hastig ein. Der Beamte sah mißbilligend von einer Liste auf, mit der er beschäftigt war. »Was wollen Sie?« fragte er unfreundlich.
    »Eine Fahrkarte nach London!« Aber noch während ich antwortete, spürte ich, daß es in dem Raum noch kälter als draußen war.

    * * *

    Obwohl Rauhreif im Gras glitzerte und es immer kälter wurde, hatte Jeany plötzlich das Gefühl, von dunklen Flammen umgeben zu sein. Flammen, die so heiß loderten, daß die Luft um sie zu flirren begann. Jeder Atemzug wurde zu einer Qual, der Schweiß brannte in ihren Augen, jede Bewegung kostete sie mehr und mehr Kraft. Jeany wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn und wich einige Schritte zurück. Sofort wurde es kühler; die unsichtbaren Flammen schienen niedriger zu lodern. Sie spürte zwar noch immer die dämonische Ausstrahlung, doch sie war jetzt merklich schwächer geworden.
    Doch Jeany gab sich keiner sinnlosen Hoffnung hin. Wer auch immer seine magischen Klauen nach ihr ausstreckte, er war nicht schwächer geworden. Eher schien es ihr, als würde er nur einen Augenblick seine Kräfte sammeln, um danach um so härter zuzuschlagen.
    Wie um
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