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Der Hexer - NR46 - Das Rätsel von Stonehenge

Der Hexer - NR46 - Das Rätsel von Stonehenge

Titel: Der Hexer - NR46 - Das Rätsel von Stonehenge
Autoren: Verschiedene
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sonderbare Melancholie, die stärker war als jedes Gefühl, das sie jemals vorher empfunden hatte, und eine brennende Sehnsucht nach dieser Insel des Glücks.
    Der Ritter, die Verfolger und die mörderischen Hunde waren vergessen, unwichtig angesichts dessen, was sie gesehen hatte. Verzweifelt barg sie ihr Gesicht in den Händen und ließ ihren Tränen freien Lauf. Am liebsten wäre sie sofort wieder aufgesprungen, um sich dem Sog des Steines freiwillig auszuliefern und die Insel zu suchen.
    »Meine Heimat Avalon, ich will dich wiedersehen«, flüsterte sie voller Sehnsucht.
    Jeany erschrak bei diesen Worten. Weniger, weil sie plötzlich den Namen des Inselparadieses wußte, sondern vielmehr über ihre eigene Stimme, die nichts Mädchenhaftes mehr an sich hatte, sondern weit eher der Stimme einer reifen Frau glich.
    Noch mehr erschreckten sie jedoch die Gedanken, die in den unergründlichen Tiefen ihres Geistes erwachten. Was geschah mit ihr?
    Sie mußte fliehen, so schnell sie konnte. Sie spürte den Atem des Grauens, der dem Steinblock entströmte und jeden Augenblick stärker und mächtiger wurde. Denn hier lag die Pforte nach Avalon, und in Avalon erwartete sie ein Tod, der schlimmer war als bloßes Sterben.

    * * *

    Ich stolperte mehr aus dem Zug, als daß ich ging. Verwirrt blieb ich auf dem schmalen Bahnsteig stehen und sah mich um.
    Meine Situation war... absurd, sehr vorsichtig ausgedrückt.
    Das letzte, woran ich mich erinnerte, war, in eine Mietdroschke gestiegen zu sein, um... um...
    Verdammt, nicht einmal das wußte ich genau!
    Um was?! Es hatte irgend etwas mit Pri zu tun und Howard und Sha-
    Der Gedanke entschlüpfte mir, als wäre da irgend etwas, das nachhaltig verhindern wollte, daß ich dem Rätsel auf die Spur käme. Und selbst diese Erkenntnis war sonderbar nebelhaft...
    »Nur die Ruhe, alter Junge«, murmelte ich, um mich selbst zu beruhigen.
    Vor allem durfte ich jetzt nicht die Nerven verlieren. Es gab ein paar grundlegende Regeln, wie man sich in Situationen wie dieser verhalten sollte – und die erste war, einen kühlen Kopf zu bewahren, wollte man nicht Gefahr laufen, ihn zu verlieren...
    Das Stationsgebäude lag halb vom Nebel verborgen; trotzdem konnte ich erkennen, daß es nicht besonders groß war, genauso wie die Kirche, die schemenhaft dahinter zu sehen war.
    Der Bahnhof selbst war aus einfachen rotbraunen Backsteinen errichtet, die allerdings fingerdick mit fettem, schwarzem Ruß bedeckt waren. Nur ein einzelner weißer Fleck schien mit einer gewissen Sorgfalt freigehalten zu werden. Als ich näher trat, las ich den Namen der Station: Salisbury.
    Es hätte genausogut Little Fittledean oder Schlonzzglub heißen können. Der Name sagte mir nämlich überhaupt nichts. Es gab einfach keinen Grund für mich, hierzusein.
    Während ich mir noch den Kopf darüber zerbrach, wühlte ich mit der Rechten in meiner Hosentasche herum und fühlte plötzlich ein Stück Papier zwischen den Fingern. Ich zog es hervor in der vagen Hoffnung, daß es mir einen Anhaltspunkt geben könnte – aber es steigerte meine Verwirrung eher noch.
    Was ich gefunden hatte, war nichts anderes als eine Fahrkarte: eine Fahrkarte zweiter Klasse für die einfache Fahrt von London nach Salisbury.
    Sonst nichts. Ich war froh, als ich beim Durchsuchen meiner Jackentasche ein Bündel Pfundnoten und einige goldene Guineen fand. Wenigstens hatte ich mich mit genügend Geld versorgt, um nach London zurückfahren zu können. Und genau das hatte ich vor.
    Hinter mir erscholl ein schriller Pfiff. Der Zug setzte sich fauchend und kreischend in Bewegung. Eine fette schwarze Rußwolke drang aus dem Schornstein der Lokomotive und hüllte mich ein. Hustend und würgend arbeitete ich mich daraus hervor und schwor mir, nie mehr über Howards geliebte Virginias zu lästern. Die waren noch Gold gegen den Kohlenrauch einer Dampflok der britischen Eisenbahn. Andererseits hatte ich natürlich selten eine Eisenbahn in meinem Salon zu Gast...
    Ich klopfte die hartnäckigen Rußpartikel von meinem Anzug und blickte mich suchend um. Nicht weit entfernt lehnte einer der dienstbaren Geister dieses Bahnhofs gemütlich auf seiner Schubkarre und musterte mich mit einer Miene, die zeigte, daß er sich kein Geschäft mit einem Mann versprach, der als einziges »Gepäckstück« einen Spazierstock bei sich trug.
    Ich zauberte eine Münze aus meiner Tasche und schnellte sie ihm zu. Er schnappte sie mit einer Geschwindigkeit auf, die seine scheinbare
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