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Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise

Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise

Titel: Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise
Autoren: Verschiedene
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allen Einzelheiten erkennen konnte. Es zeigte einen aufrecht stehenden Menschen mit seltsam langgezogenem, spitzem Gesicht, der in der Rechten einen gebogenen Stab und in der Linken einen Klöppel hielt. Irgendwie erinnerte mich die Gestalt an etwas, das ich vor langer Zeit in London gesehen hatte... im Britischen Museum. Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
    »Anubis«, keuchte ich.
    Sill nickte. »Der hundsköpfige Totengott«, erwiderte sie mit tonloser Stimme. »Wir haben die verbotene Pyramide der Dhahab gefunden. Wir sitzen unter der Opferplatte an ihrer Spitze.«

    * * *

    Trotz allem hatte ich nicht daran geglaubt, daß der Sandsturm noch an Wut zunehmen könne.
    Ich hatte mich geirrt. Über unseren Köpfen, jenseits der yarddicken Steinplatte, stürzte die Welt zusammen. Es war nicht mehr das bloße Heulen des Windes und das Prasseln von Sand; es war, als schlüge Thors Hammer gegen den Fels, und das Dröhnen seiner urgewaltigen Schläge hallte in unseren Ohren wider.
    Und es wurde von Sekunde zu Sekunde schlimmer. Hatten die massiven Felsen zunächst noch Schutz verheißen, so schmolz das Gefühl von Sicherheit nun dahin wie Eis in der Wüste. Die wütenden Böen fuhren mit ungestümer Kraft unter den Stein, packten unsere Körper und versuchten uns gleichsam ins Freie zu zerren, als Beute für den Sturm.
    Längst waren wir bis in den hintersten Winkel zurückgewichen und klammerten uns wie hilfesuchend aneinander, doch schon jetzt war abzusehen, daß es kein Entkommen vor dem Inferno gab. Selbst wenn es uns gelang, dem immer stärker werdenden Sog zu widerstehen, selbst wenn die tonnenschwere Opferplatte dem Orkan trotzte, würden wir bald schon unter den Sandmassen elendiglich ersticken.
    Wir saßen in einer gottverdammten Falle, aus der es kein Entrinnen gab. Und ich war ratlos wie selten zuvor. Von meiner magischen Macht konnte ich mir keine Hilfe mehr erwarten; ich war ausgebrannt bis auf den kleinsten Funken. Allein, daß ich noch nicht vollends zusammengebrochen war, schien mir wie ein Wunder.
    Und damit nicht genug – ich brauchte nur in Sill el Mots Augen zu blicken, um zu wissen, daß uns das Herz des Sturmes noch nicht einmal erreicht hatte.
    Doch gleichzeitig sah ich noch etwas anderes in ihrem Blick; etwas, das mich beinahe tiefer berührte als die Gewißheit, sterben zu müssen. Etwas, das mein Herz traf und mit Traurigkeit erfüllte.
    Es war die Hoffnung in ihren Augen, ich würde uns retten können. Sie legte ihr Schicksal in meine Hände!
    Und das war es letztendlich, was mir den Mut zurückgab. Wie hatte ich aufgeben können, solange noch ein Funken Leben in mir war? Mehr als einmal hatte ich schon vor schier unmöglichen Situationen gestanden, und immer war es mir geglückt, sie zu meistern. Ich hatte gegen die GROSSEN ALTEN bestanden; wie konnte mich dann ein Sandsturm vernichten?
    Natürlich; es war reines Wunschdenken, doch es half mir, mich noch einmal aufzuraffen und um unser beider Leben zu kämpfen.
    Ich berührte Sill an der Schulter und wies auf die Bilder im Stein. »Da war von einem Tor die Rede!« brüllte ich gegen den tosenden Sturmwind an. »Gibt es vielleicht einen Weg hinab in die Pyramide?«
    Sill schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht!« rief sie zurück. »Die Dhahab sind eine Legende, genau wie dieser Tempel. Es heißt, ihre Opfer wären zu Anubis hinabgefahren, nachdem man ihnen das Herz aus der Brust geschnitten hat, aber ich glaube nicht...«
    Der Orkan heulte wütend auf und riß ihr die Worte von den Lippen, noch ehe sie mein Ohr erreichten. Fast, so dachte ich erschrocken, als wäre er ein lebendiges, denkendes Wesen. Als wolle er verhindern, daß ihm seine Beute doch noch entkam. Als hätten wir eine Möglichkeit gefunden, uns zu retten!
    Ich fuhr hoch, stieß mir prompt den Schädel an der niedrigen Decke und begann in aller Hast über den Stein zu tasten. Ich hatte genug über aztekische Tempelanlagen und Pyramiden gelesen, um zu wissen, daß meist ein komplizierter Mechanismus den geheimen Eingang sicherte. Irgendein verborgener Hebel, ein Sandgewicht, das man verschieben mußte, eine – eine Rinne! Ich hätte fast geschrien vor Freude, als meine Finger eine schmale Kerbe ertasteten, die schräg nach oben verlief – und in einer winzigen Öffnung endete, die durch die Opferplatte führte.
    Hastig verfolgte ich ihren Lauf auch in die entgegengesetzte Richtung. Kein Zweifel, ich hatte das Tor gefunden: auch am unteren Ende verschwand die
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