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Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise

Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise

Titel: Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise
Autoren: Verschiedene
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Atem wallte in nebelhaften Schwaden durch das Licht der elektrischen Lampe.
    Doch als er das Kleidungsstück anhob, verfing sich eines der Meßinstrumente in seinen groben Maschen und fiel zu Boden. George bückte sich, nahm den Höhenmesser auf und wollte ihn zurück in die Kiste legen, als sein Blick eher zufällig auf die Anzeige fiel.
    Er schrak zusammen. Das war doch unmöglich! Das Instrument mußte beim Aufprall Schaden genommen haben – es zeigte eine Höhe von minus 155,75 an – über einhundertfünfzig Kilometer unter dem Meeresspiegel!
    Und doch – als er mit dem Fingerknöchel gegen das Glas der Anzeige pochte, zitterte der Zeiger in gewohnter Manier. Das Gerät war in Ordnung. Wo, um alles in der Welt, war er gestrandet?
    Deutlich konnte er die Bilder der letzten Sekunden vor dem Aufprall noch vor seinem inneren Auge sehen. Die Maschine war gegen irgendein... Hindernis gestoßen, im September des Jahres 1886, war aus der Zeitbahn geraten und durch den Raum geschleudert worden! Und das nicht etwa gradlinig und horizontal, sondern, bedingt durch die Neigung des Schwungrades, fast diagonal in den Erdboden hinein. Daß er nicht augenblicklich den Tod gefunden hatte, war wohl nur demselben Umstand zu verdanken, durch den er auch der Lava entkommen war – erst beim Stillstand des Rades hatte die Zeitmaschine sich wieder materialisiert!
    Und nun saß er hier fest, in einer Luftkammer im Inneren der Erde, hundertsechsundfünfzig Kilometer von ihrer Oberfläche entfernt.
    Sofern er das Schwungrad nicht reparieren konnte! Und nicht einen zweiten, noch schwerwiegenderen Schaden entdeckte.
    George Wells legte den Höhenmesser in die Kiste zurück, klappte sie zu und erhob sich mühsam. Noch immer schmerzten ihn alle Knochen, und mit jedem Schritt gesellte sich ein neuer, feuriger Schmerz hinzu. Als er die Maschine erreichte, wurde ihm schwarz vor Augen, und er mußte sich an ihrem Gestänge festhalten. Für einen kurzen, schrecklichen Moment fürchtete er, das Bewußtsein zu verlieren, den unsichtbaren Schrecken, die auf ihn lauerten, hilflos ausgeliefert zu sein.
    Dann war es vorüber, und die Schwäche verging.
    Er stellte Notkiste und Lampe zu Boden, stemmte sich gegen die verbogene Konstruktion und richtete sie unter Einsatz all seiner Kräfte wieder auf.
    Der Schaden hielt sich in Grenzen. Die Kufen konnte er so belassen; sie erfüllten noch halbwegs ihren Zweck. Die Armaturen mußten lediglich mit einigen Ellen Draht wieder befestigt werden, und in der Motoraufhängung waren nur eine Ölleitung und ein Verbindungsträger gebrochen; kein Problem für einen geschickten Mechaniker wie ihn.
    Aber was nutzten ihm die raffiniertesten Provisorien, wenn der Hauptteil der Maschine, das große, tellerförmig gebogene Schwungrad, seinen Dienst nicht mehr tat?
    Ein Teil des Rades war schlichtweg pulverisiert worden, als es auf den granitharten Fels geprallt war, und durch die übrige Fläche führte ein fingerbreiter, gezackter Riß. Aussichtslos, das reparieren zu wollen. Er hätte eine komplette Werkbank und drei, vier Quadratmeter Kupferblech für diese Arbeit benötigt.
    Was also konnte er tun?
    Mit einem resignierten Seufzen ließ George Wells sich auf dem roten Lederpolster seiner Maschine nieder und strich gedankenverloren über den im Licht des Ruhmkorffschen Apparates glitzernden und gleißenden Steuerkristall. Sollte dies das Ende all seiner Träume sein, all der ehrgeizigen Pläne, die er für sich und das Volk der Eloi erdacht hatte? Sollte er Weena denn nie mehr wiedersehen, nie mehr den Duft ihres Haares riechen und ihr glockenhelles Lachen hören, wenn sie mit ihm durch die grünen Haine dieser fernen, so wunderbaren, paradiesischen Welt streifte? Sah so sein... Tod aus?
    Irgendwo in der Finsternis jenseits des Lichtkreises löste sich ein Stein aus dem Fels und polterte zu Boden, riß Herbert George Wells aus seinen schwermütigen Gedanken zurück in eine schreckliche, angsterfüllte Wirklichkeit.
    Sekundenlang saß er noch da, hörte, wie der Laut sich in den Tiefen der Höhle fortpflanzte und als geisterhaftes Echo dutzendfach an sein Ohr drang. Saß einfach da, zu keinem Gedanken und keiner Bewegung fähig, und wußte mit einem Male mit erschreckender Klarheit, daß er nicht allein war!
    Daß irgendwo dort draußen etwas auf ihn lauerte; etwas, das nun die Scheu vor dem Licht überwunden zu haben schien; etwas, das ihn mit neugierigen, unendlich fremden und kalten Augen musterte, und das näherkam,
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