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Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise

Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise

Titel: Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise
Autoren: Verschiedene
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würde eine neue, bessere Epoche für die Eloi anbrechen, eine Zeit des Lernens und der Rückbesinnung auf die Errungenschaften der früheren Welt.
    Wieder blickte George auf die Zeitmesser vor sich. Eben sprang die Anzeige auf den September des Jahres 1886 um. Wenn seine Berechnungen stimmten, mußte nun das rote Licht aufglühen und anzeigen, daß die Maschine ihre Endgeschwindigkeit erreicht hatte: in jeder Sekunde ein volles Jahr!
    Und trotzdem würde die Fahrt noch Stunden dauern, denn sein Ziel war die Welt des Jahres 802701 – eine kaum mehr vorstellbare Zukunft, in der Weena auf ihn wartete. Weena, die er vor dem Ertrinken gerettet und die als einzige der damals noch apathischen Eloi seinen Wissensdurst über die Wunder dieser für ihn so fremden Welt gestillt hatte! Weena, die er aus den Klauen der Morlocks befreien konnte, als sie längst verloren schien. Weena, in die er sich unsterblich verliebt und die seine Liebe erwidert hatte...
    Ein furchtbarer Schlag riß ihn aus seinen Erinnerungen. Die Maschine schwankte; Funken stoben hinter seinem Rücken auf, als das Schwungrad aus seiner Bahn gerissen wurde. Ein helles, durchdringendes Kreischen wie von einem bremsenden Zug erfüllte die Luft. Blitzschnell griff George Wells nach dem gläsernen Steuerkristall – die einzige Chance, die Maschine zu stoppen –, doch es war zu spät.
    Die Zentrifugalkraft wirbelte das Rad herum, hob die gesamte Konstruktion zwei Yards vom Boden ab – und stürzte mit zerstörerischer Gewalt zurück auf die Erde.
    Herbert George Wells blieb nicht einmal die Zeit, einen Gedanken daran zu fassen, was eigentlich geschehen war. Das letzte, was er sah, war, daß sich die Umgebung rasend schnell veränderte. Hatte ihn während der bisherigen Reise stets das Bild seines Hauses und Gartens in London begleitet, so war nun plötzlich eine weite, grasbewachsene Ebene um ihn herum... dann ein graues Häusermeer... eine zerklüftete Schlucht... und schließlich – Fels.
    Das Schwungrad schlug auf, grub sich tief in den Boden – und zerbrach. George Wells wurde aus dem Sitz geschleudert, wirbelte haltlos durch die Luft und auf eine steinerne Wand zu.
    Nicht nur in der Zeit! war sein letzter, erstaunter Gedanke. Ich bin auch durch den Raum gereist!
    Der furchtbare Aufprall löschte sein Gedächtnis aus...

    * * *

    Wenn es so etwas wie das biblische Chaos gab, so erlebte ich es in diesen Minuten. Die Welt um mich herum war versunken in einem Inferno von heißem Sand, der mir in Mund und Augen drang und die Haut von meinen Knochen zu reißen begann, wo ich sie unverhüllt trug. Alles, was ich zu fühlen und sehen vermochte, war heißer Schmerz und wirbelnde graue Bewegung.
    Und trotzdem – verglichen mit dem Chaos, das in meiner Seele tobte, war dieser vernichtende Sandsturm ein lauer Sommerwind. Wenn ich nur an die letzten Minuten zurückdachte, spürte ich eine finstere Woge in mir aufsteigen, eine furchtbare, alles erstickende Leere. Heute glaube ich, daß allein der körperliche Schmerz mich vor dem Irrsinn bewahrte.
    Die Erinnerung an die Geschehnisse in der Sandrose brannte wie Feuer in meinem Hirn. Ich war mit einem WESEN verschmolzen, hatte meine magischen Kräfte mit einer Kreatur vereinigt, die ich nicht einmal begreifen konnte. Für Sekunden hatte ich den Wahnsinn gespürt, der aus den Tiefen meiner Seele hervorgebrochen war, um mich vor dem Unfaßbaren zu schützen. Hätte der geistige Kontakt nur einen Herzschlag länger angedauert, ich wäre...
    Ich weiß nicht, was aus mir geworden wäre. Vielleicht ein Dämon der Hölle. Vielleicht ein stammelnder Idiot. Vielleicht hätte ich auch einfach aufgehört zu existieren.
    Ich zwang mich, die furchtbaren Gedanken beiseite zu drängen. Ich hatte gesiegt, und nur das zählte in diesem Augenblick. Das Wagnis war einem Selbstmordversuch gleichgekommen, doch ich hatte es überlebt. Die Mameluken und Templer waren hinfortgeschleudert und in einem gewaltigen magischen Sturm über alle Länder und Epochen verteilt worden. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte ich durch die Augen der Kreatur den Riß in der Zeit gesehen, hatte miterlebt, wie das Weltengefüge selbst erbebte und einen Mahlstrom gebar, der meine Feinde verschlungen hatte wie ein hungriges, reißendes Tier.
    »Der Todeswind, Robert!«
    Die Stimme war dicht an meinem Ohr erklungen, doch als ich erschrocken herumfuhr und die Augen zu einem winzigen Spalt öffnete, konnte ich nicht mehr als einen vagen Schemen erkennen, der
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