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Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise

Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise

Titel: Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise
Autoren: Verschiedene
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Bewegung, ächzte in den Schweißnähten, als das Rad mehr und mehr an Fahrt gewann und sich anschickte, die Gesetze der Natur zu seinen Gunsten zu verändern. Das blaue Licht an der Spitze der Armaturen glühte sanft auf und begann im Rhythmus des Schwungrades zu pulsieren. Die kleinste der fünf Zeitanzeigen sprang um eine Einheit nach vorn – eine Minute.
    Plötzlich standen zwei Gestalten vor der Maschine. David Filby und Mrs. Watchett waren wie aus dem Nichts aufgetaucht. Wieder sprang der Zeitmesser um. Die beiden Menschen wechselten die Positionen, von einem Augenblick zum nächsten. Und jetzt konnte der Mann im Sessel der Maschine auch Wortfetzen von dem verstehen, was sie ihm verzweifelt zuriefen.
    »George, bleib –«
    »O mein Gott, was –«
    »– bitte dich, um –«
    »– mit Ihnen, Mr. Wells?«
    Dann sprang die nächstgrößere der Anzeigen um eine Stelle vor – eine Stunde –, und die Gestalten verschwanden so plötzlich, wie sie gekommen waren. Das Rad hinter dem einsamen Mann rotierte nun immer schneller und schneller. Längst hatten sich die kunstvollen Gravuren darauf verwischt und in einen grauen, wirbelnden Schleier verwandelt, und auch das Schwungrad selbst schien mit jeder Sekunde durchscheinender und unwirklicher zu werden.
    Herbert George Wells atmete tief ein – und schob den Kristall nun vollends bis zum Anschlag nach vorn. Ein heftiger Ruck ging durch die gesamte Konstruktion, als die Zeitmaschine sich wie unter einem Schlag aufbäumte. Der Stundenmesser übersprang gleich drei Einheiten auf einmal, und die Finsternis der Winternacht, die eben noch die Maschine wie einen schützenden Mantel umhüllt hatte, fiel so plötzlich von ihr ab, daß der Mann in den Lederpolstern geblendet die Augen schloß.
    Der Schnee war in diesen wenigen Sekunden zu einer dicken Schicht angewachsen, die nun wie Zuckerwatte auf den Mauern und Ästen thronte – und im nächsten Moment wieder verschwunden war. Der gleißende Ball der Sonne stieg am östlichen Horizont auf, zog in wilder Hast seine Bahn über den Himmel und verschwand hinter dem Schieferdach des Hauses.
    Und wieder Dunkelheit.
    Und wieder Tag.
    2. Januar 1885.
    3. Januar... 4. Januar...
    Das blaue Licht am Armaturenbrett erlosch, und die gelbe Lampe glühte auf. Das Schwungrad verschwand in einem Wirbel grauer Nebel. Der Wechsel von Tag und Nacht war nur mehr ein stetiges Flackern in der Wirklichkeit, die Sonne ein glühender Ring, der wie ein Reifen aus Licht um die Erde lag.
    Februar... März... April...
    Der Frühling währte nur Sekunden. Das Aufblühen der Natur war eine Eruption: Weißen Rauchwolken gleich stoben die Blüten aus den Kirsch- und Apfelbäumen, reiften die Früchte und fielen herab, schoß das Gras aus dem Boden und wuchs höher und höher, bis es verwelkte.
    Und das Haus verfiel.
    Seine letzte Fahrt hatte George Wells in seiner Werkstatt begonnen, hatte von dort nach draußen geblickt und den Wandel der Zeiten erlebt. Nun erst sah er das Haus in seiner Gesamtheit, wie die Mauern sich mit wildem Efeu überzogen, wie sich die Farbe von den Wänden löste, wie sich Fenster und Türen schließlich wie von Geisterhand mit Brettern verschlossen.
    Seine Augen brannten, doch er wagte kaum, sie für einen Moment zu schließen, aus Furcht, er könnte ein wichtiges Ereignis versäumen, jetzt, da ein Jahr nur wenig mehr als zwanzig Sekunden währte.
    Januar 1886... Februar... März...
    Und das Haus stand noch immer. Sie wagten nicht, es niederzureißen, in der Hoffnung, er könnte eines Tages zurückkehren.
    Aber sie würden vergebens ausharren. Eine neue Welt wartete auf ihn; ein Paradies, in dem er ein Lehrer sein würde über Hunderte von Menschen. Über Kinder, nicht älter als siebzehn Jahre, die vom Leben nicht mehr wußten, als daß es irgendwann begonnen hatte und irgendwann enden würde, noch bevor sie das achtzehnte Jahr erreichten. Ein Leben, das sie nur zu einem einzigen Zweck gelebt hatten: als Nahrung für eine Rasse fetter, bleichhäutiger Kreaturen, die in der Degeneration ihrer moralischen Werte zu Kannibalen geworden waren.
    Aber dieses Joch war nun vorbei. Natürlich lebten viele der Morlocks noch, obwohl er selbst die Revolte der friedlichen Eloi gegen die Herrscher in der Tiefe angeführt und etliche von ihnen getötet hatte. Aber der Bann, der aus den Menschen über Jahrhunderte hinweg tumbes Schlachtvieh gemacht hatte, war gebrochen. Und durch die Bücher, die er mit auf diese zweite Reise genommen hatte,
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