Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise

Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise

Titel: Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
neben mir hockte. Und erst, als eine schlanke Hand mich bei der Schulter packte und unsanft rüttelte, kehrte ich aus den schrecklichen Visionen in die Wirklichkeit zurück.
    Sill el Mot! Natürlich; ich war nicht allein gewesen, wie mir mein verwirrter Verstand hatte vorgaukeln wollen. Mit mir hatte sich auch Sill el Mot aus dem Chaos gerettet: Sill el Mot, die Templerjägerin; Sill el Mot, ohne deren Hilfe ich den letzten, verzweifelten Kampf kaum überlebt hätte.
    Und diese Erinnerung brach den Bann. Ich kauerte mich nicht länger hilflos zusammen, apathisch und resigniert dem Wüten des Sandsturmes ausgeliefert, sondern ergriff rasch den dargebotenen Arm und zog mich in die Höhe.
    Weit kam ich nicht. Der Orkan fing sich in meiner Jellaba, riß mich zurück und wieder zu Boden. Für ein paar schreckliche Sekunden verlor ich den Kragen, den ich mir schützend vor das Gesicht gepreßt hatte, und schluckte glühenden Sand. Nur mit größter Mühe gelang es mir, die Panik zu unterdrücken und methodisch nach dem Stoff zu suchen.
    Sill el Mot fiel neben mir in die Knie, preßte ihren Kopf gegen meine linke Schulter und umschlang mit beiden Armen meinen Rücken. Für einige Augenblicke wurde ihr schwarzes Cape zu einem winzigen, flatternden Zelt, das zumindest unsere Gesichter vor dem allgegenwärtigen Sand schützte. Ich spürte ihre erhitzte Wange an der meinen, hörte ihren keuchenden Atem an meinem Ohr. Meine Hände tasteten nach den Rändern des Umhanges und zogen ihn fest zusammen. Für Sekunden kehrte eine unwirkliche, trügerische Ruhe ein.
    »Es ist der Wind des Todes«, keuchte Sill. »Wenn er uns erreicht, sind wir verloren!«
    Ich hustete trocken. »Wenn er uns erreicht? Ich schätze, wir stecken schon mittendrin!«
    Ich konnte fühlen, wie ihr Körper erschauderte. »Du Narr«, erwiderte sie mit einer Stimme, die mich den Schrecken erahnen ließ, noch bevor sie ihn aussprach. »Dies hier ist nur ein schwacher Vorbote des Sturmes! Unsere Körper werden zerrissen und unsere Gebeine über die ganze Wüste verstreut, wenn sein Herz uns erreicht!«
    Für Sekunden war ich nicht fähig, auch nur ein Wort hervorzubringen. Die wahnwitzige Vorstellung, bei lebendigem Leibe durch einen gigantischen Fleischwolf gedreht zu werden, würgte schmerzhaft in meinem Hals. Mir wurde klar: Wenn es noch eine Rettung gab, mußten wir sie schnell finden. Wie lange mochte die Frist noch währen, bis Wind und Sand das vollbrachten, was unseren menschlichen und dämonischen Gegnern nicht gelungen war: uns zu töten?
    Um uns herum wuchs das Wüten des Sturmes weiter an und zerrte wie mit unsichtbaren Händen an unserer Kleidung. Sill brachte ihren Mund näher an mein Ohr heran; trotzdem konnte ich ihre Worte kaum vernehmen, mit denen sie gegen das rasende Toben anschrie.
    »Du allein kannst uns noch retten, Sidi! Deine Magie hat die Templer und das WESEN bezwungen; jetzt benutze sie, den Todeswind zu brechen!«
    Ihre Worte klangen bitter in mir nach. Natürlich – für Sill war ich ein mächtiger Zauberer, ein Held. Wie konnte sie auch wissen, daß dieser Ausbruch magischer Energien, dessen Zeuge sie geworden war, fast meine ganze Macht auf einen Schlag verbraucht hatte? Ich würde Tage brauchen, um wieder einigermaßen zu Kräften zukommen.
    Und doch hatte sie recht – das magische Erbe in mir war unsere letzte Chance. Es mußte mir einfach gelingen, es noch einmal zu erwecken.
    Ich konzentrierte mich, löste mich ab von all den äußerlichen Eindrücken, dem Brausen des Windes, dem wilden Flattern des Tuches über meinem Kopf, den spitzen Stichen der Sandkörner, die auf ungeschützte Haut trafen, tauchte immer tiefer hinab bis auf den Grund meiner Seele, bis alles um mich herum in einem ungewissen Dunkel versunken war.
    Sammelte mich ein letztes Mal.
    Rührte noch einmal an jenen verbotenen, unseligen Kräften.
    Und schleuderte sie hinaus aus der Finsternis in das tobende Inferno.
    Es war wie eine lautlose Explosion, die mich einen Herzschlag lang taub und blind werden ließ. Ich schrie und hörte meine Stimme nicht. Ich sprang auf und merkte es erst, als das Dunkel von mir abfiel.
    Ich stand da, die Arme zu beiden Seiten weit von mir gestreckt, stand inmitten einer vollkommen windstillen, gut fünfzig Yards messenden Glocke, über der sich der Sand ballte und mit wütender Gewalt auf das unsichtbare Hindernis einschlug!
    Und fühlte, wie die Glocke unter diesen Schlägen erbebte, wie feine Risse sich bildeten und an der Mauer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher