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Der Hexer - NR39 - Die Rache des Schwertes

Der Hexer - NR39 - Die Rache des Schwertes

Titel: Der Hexer - NR39 - Die Rache des Schwertes
Autoren: Verschiedene
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der GROSSEN ALTEN selbst aufgehalten hatte, strahlten dieses Gefühl von Verderben und einem Tod aus, der keiner war, sondern der Beginn eines nie endenden Schreckens. Die dämonenhafte Woge des Bösen bereitete mir derartige geistige Qualen, daß ich aufschrie.
    »Sidi, was ist?« fragte Sill erschrocken. Ihre Stimme drang nur verzerrt und unendlich leise in mein Unterbewußtsein vor, doch sie half mir, mich aus den mit schwarzem Schrecken erfüllten Tiefen emporzureißen, in denen ich mich zu verlieren drohte. Mein Herz schlug wie rasend, und obwohl meine Lungen so schnell arbeiteten, daß sie schmerzten, hatte ich das Gefühl zu ersticken.
    War es möglich? dachte ich entsetzt. War dies der Grund, aus dem ich hierher gelockt worden war? War das SIEGEL, das ich gefunden hatte, vielleicht nur ein Köder? Der Köder in einer Falle, in der einer der GROSSEN ALTEN selbst auf mich wartete, um sich endlich des lästigen Sterblichen zu entledigen, der ihnen so viele Schwierigkeiten bereitet hatte?
    Dann spürte ich den Unterschied.
    Nein – es war kein GROSSER ALTER selbst, dessen Nähe ich fühlte. Es schien mir nun eher, als wenn sich dort einer ihrer Handlanger über längere Zeit festgesetzt hatte.
    Mir kamen Gesprächsfetzen in den Sinn, die ich während des Rittes von den Templern und Mamelucken gehört hatte. Einer der legendären Master des Ordens stand im Begriff, mit seinen Leuten irgendeine Festung des Verderbens anzugreifen.
    Hatte der Desert-Master es auf dieses fremde Ding abgesehen, das sich in der Bastion des GROSSEN ALTEN eingenistet hatte?
    Das nächste, was ich klar vor meinen Augen sah, war die Verbindung, die zwischen dieser unbekannten Kraft und Sill bestand.
    Ich erschrak. Sill war SEIN Geschöpf!
    Doch sie war nicht SEINE Sklavin, wurde mir im gleichen Augenblick klar. Dies überraschte mich. Bis jetzt war ich gewöhnt, daß Wesen wie die GROSSEN ALTEN oder mächtige Magier wie Necron in ihren Dienern nur ein Werkzeug sahen, das man benützen – und wegwerfen – konnte, wie es ihnen beliebte.
    Doch hier lag die Sache anders. ER gab ihr die Kraft (und vielleicht sogar die Jugend), die Sill für ihren Feldzug gegen die Templer brauchte. Dafür war sie bereit, für IHN zu arbeiten. Es war ein Geschäft auf Gegenseitigkeit, in dem der freie Wille beider Partner entschied.
    Und so ging es weiter. Während ich scheinbar reglos über dem Rücken des Kamels hing, ergoß sich ein Strom von Wissen in mein Bewußtsein, von dem ich nicht wußte, woher es kam, an dem aber kein Zweifel bestand. Es war keine Stimme, keine bewußte Übermittlung von Worten oder Begriffen. Ich wußte einfach. Es war, als hätte ich all diese Dinge schon immer gewußt und nur für eine Weile vergessen.
    Gut eine Stunde ritten wir zwischen sich abwechselnden Sand- und Felsformationen hindurch, und während all dieser Zeit sickerte Wissen in mein Bewußtsein, mehr und deutlicher, je weiter wir uns dem Quell dieser düsteren Ausstrahlung näherten.
    Und dann erreichten wir das Tal.

    * * *

    Guillaume de Saint Denis war der Verzweiflung nahe. Äußerlich war ihm nichts anzumerken: Der grauhaarige Templer ritt mit unbewegtem Gesicht an der Spitze der kleinen Kolonne, hoch aufgerichtet, trotz der leicht hängenden Schultern und der verkrampften Haltung, in der er die rechte, verwundete Hand auf den Sattel vor sich gebettet hatte.
    Sein Gesicht glänzte vor Schweiß, und seine Augen hatten einen matten, leicht fiebrigen Glanz angenommen. Wem immer dies aufgefallen wäre, hätte es auf die Verwundung zurückgeführt und auf die tagelangen Strapazen, die er durchgestanden hatte. Und es wäre nicht einmal falsch gewesen – Guillaume de Saint Denis war mit seinen Kräften am Ende. Er hatte körperlich mehr gegeben, als so mancher andere Mann in seinem Alter gekonnt hätte, und selbst ihn würden die Strapazen umbringen, wenn er sich nicht bald die Ruhe gönnte, nach der sein Körper schrie.
    Und doch verschwendete er kaum einen Gedanken daran, ebensowenig wie an Sill el Mot, den Templerjäger, den... nein, die sie nach so langer Zeit nun endlich in ihrer Gewalt hatten, oder an Robert Craven, den englischen Magier, der ihm so viele Schwierigkeiten bereitet hatte – nicht einmal an das Auge des Satans, das er nun endlich zu seinen Brüdern bringen und mit dessen Hilfe sie die Festung des Antichristen vernichten konnten.
    Er hätte all dies getauscht gegen eine einzige Stunde mit ihr.
    Gegen eine Minute.
    Gegen einen einzigen Blick aus
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