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Der Hexer - NR39 - Die Rache des Schwertes

Der Hexer - NR39 - Die Rache des Schwertes

Titel: Der Hexer - NR39 - Die Rache des Schwertes
Autoren: Verschiedene
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kräftiger Tritt ließ sie zerbrechen. Unter den gewaltigen Schwertern der Tempelritter zerbarsten sie zu Dutzenden.
    »Bravo, Bruder van Retten! Du verstehst zu kämpfen wie ein Franzose!« lachte de Saint Vire, der Sekretär des Desert-Masters, der für diese Schlacht seinen Federkiel mit dem Schwert vertauscht hatte.
    »Vorsicht«, schrie Hendrik und führte einen pfeifenden Hieb gegen einen Felstroll, der hinter de Saint Vire auftauchte. Der kleine Franzose wirbelte herum und riß das Schwert hoch. Doch dann krachte Hendriks Klinge zum zweitenmal auf den Troll nieder und beendete seine Existenz.
    »Merci bien, Bruder!«
    »Nicht schwätzen, kämpfen«, fauchte Hendrik und stürmte weiter, um wieder an de Valois’ Seite zu gelangen. Er hatte jeden Zweifel, jede Verwirrung und jede Furcht verloren.
    Sie waren seit mehr als einer Stunde in dieser entsetzlichen Festung des Wahnsinns, und van Retten vermochte die verschiedenen Schrecken, die auf sie eingestürmt waren, schon gar nicht mehr zählen. Der Weg hierher war nicht nur mit den zerborstenen Überresten ihrer Feinde, sondern auch den Leichen der Mamelucken und schmerzhaft vieler Tempelrittern markiert.
    Aber an all dies dachte Hendrik van Retten nicht einmal. Jetzt fühlte er sich in seinem Element. Hier war das Schwert eines Mannes und der Arm, der es schwang, wichtiger als sein Rang und sein Name. Er schalt sich beinahe wegen seiner Kleinmütigkeit, die er während der Vorbereitungen zu dieser Schlacht gezeigt hatte, und bat den Desert-Master in Gedanken um Vergebung. Er empfand es beinahe als Gnade, diesen Tag erleben zu dürfen.
    Hendrik van Retten war nicht mehr der Mann, als der er hergekommen war. Aber das merkte er nicht einmal.
    »Gott will es!« hallte sein Schlachtruf von den Wänden wider.
    »So ist es, Bruder van Retten«, hörte er de Valois’ Stimme durch das Kampfgetöse hindurch. »Gott will es!« Unter diesem Ruf kämpften sich die Templer Schritt für Schritt voran, geleitet von dem schier unerschöpflichen Willen des Desert-Masters, der für sie jene leuchtende Feuersäule darstellte, die schon Moses aus Ägypten in das gelobte Land geführt hatte.
    Eine weitere Felsmauer tauchte vor ihnen auf, funkelnd wie tausend Edelsteine. De Valois schritt durch sie hindurch, ohne sie überhaupt zu beachten. Hendrik und de Saint Vire wollten ihm folgen, da hörten sie die überraschten Schreie einiger Kameraden.
    »Diamanten und Rubine, welch ein Reichtum!« – »Schnell, laßt uns einige Steine herausbrechen!« – »Es wäre eine Schande, diese Pracht unbeachtet zu lassen!«
    De Saint Vire versuchte sich Gehör zu verschaffen. »De Lougniere, de Reilliand, kommt, laßt das Zeug in Ruhe«, schrie er die Männer an. »Es ist Teufelswerk!«
    Er erntete nur geringschätzige Blicke. Die beiden Templer schleuderten ihre Schilde zu Boden, griffen zu den größten Edelsteinen in der Wand und brachen sie mit ihren Schwertern los; faustgroße, schimmernde Brocken, die wie kleine Sterne in ihren Händen flammten.
    In der ersten Sekunde.
    Dann wurden sie schwarz, zogen sich zusammen wie kleine Luftballons, aus denen mit einem Schlag die Luft entwich – und die beiden Templer begannen zu schreien.
    Ihre Körper glühten von innen heraus auf. Kleine weiße Flämmchen hüllten ihre Hände ein, rasten an ihren Armen und Schultern empor und setzten ihre Kleider und Haare in Brand.
    Als de Valois zurückkehrte, fand er nur noch zwei qualmende Aschehäufchen vor. Sein Gesicht wurde noch schmaler, als es schon war, als er das Kreuz über die Überreste der Gefährten schlug und sich dann mit zorniger Stimme an die anderen Templer und Mamelucken wandte.
    »Wir führen hier keinen Krieg gegen Heiden oder menschliche Feinde, sondern stehen dem Verderben selbst gegenüber. Alles um uns ist vom unreinen Atem des Antichristen befleckt und der ewigen Verdammnis anheim gegeben. Hier gibt es keine Beute zu erringen, sondern unsterblichen Ruhm für unsere Seelen.« Er legte eine genau bemessene Pause ein und fuhr mit dramatisch erhobener Stimme fort: »Vergeßt nie, in wie vielen Verkleidungen das Böse auch an euch herantritt. Seid stark im Herzen und im Geiste, Brüder, und streitet wacker für Gott und das Heil!«
    »Für Gott und das Heil!« antworteten die Templer im Chor.
    Der Desert-Master nickte zufrieden. Als de Valois diesmal den Raum verließ, sah sich keiner mehr nach den glitzernden Steinen um. Hendrik selbst war es, der als erster hinter de Valois den nächsten
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