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Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn

Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn

Titel: Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn
Autoren: Verschiedene
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gegeben hatte, wurde auf die gleiche Weise versorgt. Offenbar hatte man nicht vor, uns einfach hier stehen zu lassen, bis wir starben.
    Aber Hassan Bei Kurz hatte ebenso offenbar dazugelernt. Die Frauen, die uns fütterten und wuschen, blickten nicht einmal zu mir auf, und ich sah aus den Augenwinkeln, daß ein gutes halbes Dutzend Männer im Halbkreis hinter uns Aufstellung nahmen und ihre Gewehre auf uns anlegten. Ich war sehr sicher, daß ich mich von Kugeln durchsiebt wiederfinden würde, wenn ich auch nur versuchte, eine unserer Helferinnen zu hypnotisieren.
    Ganz davon abgesehen, daß ich nicht mehr die Kraft dazu gehabt hätte. Das Wasser hatte meinen Durst halbwegs gestillt, und auch die Schmerzen in meinen Hand- und Fußgelenken hielten sich in erträglichen Grenzen, jetzt, nachdem meine Wunden gewaschen worden waren. Aber die Wüstensonne hatte das letzte bißchen Kraft aus meinem Körper herausgesaugt. Ich bezweifelte, daß ich noch genug Energie gehabt hätte, davonzukriechen, selbst wenn meine Fesseln gelöst worden wären.
    Zumindest hatte das Wasser meine Lebensgeister weit genug geweckt, daß ich den Kopf drehen und zum ersten Male meinen Leidensgenossen wirklich betrachten konnte, und fast, als spüre er meinen Blick, hob in diesen Moment auch er den Kopf und sah mich aus roten, beinahe zugeschwollenen Augen an.
    Es war ein sehr junger Mann, jünger noch als Hassan Ben Ismail. Sein Gesicht war verquollen und zeigte die Spuren von Schlägen, mit denen man ihn mißhandelt hatte, bevor er hier angebunden worden war.
    Aber trotz des erbarmungswürdigen Zustandes, in dem er sich befand, gewahrte ich in seinen Augen unbeugsamen Stolz. Und als er sah, daß ich seine Blicke erwiderte, rang er sich sogar zu einem gequälten Lächeln durch.
    »Wie ist dein Name, Giaur?« fragte er, mühsam und in gebrochenem, aber sehr deutlich akzentuiertem Englisch.
    »Robert«, antwortete ich. »Und deiner, Muslim?«
    Der Araber lachte leise; er hatte genau verstanden, warum ich das letzte Wort auf die gleiche Weise betont hatte wie er den Giaur. »Ali«, sagte er. Er hustete, rang einen Moment mühsam nach Atem und lachte wieder. »Robert«, wiederholte er meinen Namen. »Es ist gut, wenigstens den Namen des Mannes zu wissen, an dessen Seite man sterben wird.«
    »Werden wir das denn?« fragte ich.
    Ali nickte. »O ja«, sagte er. »Schau dich nur gut um, Robert. Die Sonne, die du dort oben am Himmel siehst, wird die letzte sein. Sobald es dunkelt, werden sie kommen.«
    »Wer?« fragte ich.
    Ali sah mich verwirrt an. »Das weißt du nicht? Wer bist du, daß du Nizars Kreaturen geopfert werden wirst, ohne jemals von ihnen gehört zu haben?«
    »Jemand, den das Schicksal damit geschlagen hat, ständig zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein«, antwortete ich und zog eine Grimasse. »Und du? Gehörst du zu den Beni Ugad?«
    In Alis Augen blitzte es auf. »Du beleidigst mich, Sterbensgenosse!« Er spie aus. »Diese verfluchten Hunde haben meinen Vater und zahlreiche meiner Brüder getötet, und du fragst mich, ob ich zu ihnen gehöre?«
    »Verzeih«, sagte ich. »Ich wollte dich nicht verletzen. Was ist passiert?«
    »Mein Vater, Scheik Achmed, weigerte sich, sich Nizar zu unterwerfen!« sagte Ali – nein: er schrie es. Seine Stimme bebte vor Wut. »Sie haben ihn umgebracht. Nizars Kreaturen brachten seinen Leichnam in unser Lager und forderten uns auf, uns zu unterwerfen. Als wir uns weigerten, kam Hassan Ben Ismail mit seinen Mördern. Sie haben unser Lager niedergebrannt, viele unserer Weiber und Kinder verschleppt und ein Dutzend unserer tapfersten Krieger niedergemacht. Mich haben sie mitgenommen, um mich Nizar zu opfern, damit meine Krieger nicht länger Widerstand leisten!« Er lachte böse. »Dieser Hund Hassan irrt, wenn er glaubt, meine tapferen Brüder auf diese Weise einschüchtern zu können!« behauptete er. »Sie werden kämpfen, bis der Letzte von ihnen tot ist.« Er schwieg einen Moment, starrte in die hitzeflimmernde Luft über dem Lager und seufzte tief. Als er weitersprach, klang seine Stimme völlig verändert.
    »Hast du Angst?« fragte er.
    »Vor dem Sterben?« Ich nickte. »Jedermann hat Angst vor dem Sterben. Du nicht, Ali?«
    Ganz instinktiv wollte er den Kopf schütteln, aber dann zögerte er, sah mich auf sehr sonderbare Weise an und fuhr sich mit der Zunge über die aufgeplatzten Lippen. »Ich... weiß nicht«, gestand er. »Wenn ich ehrlich sein soll, habe ich niemals darüber nachgedacht. Ich
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