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Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn

Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn

Titel: Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn
Autoren: Verschiedene
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in diesem Land geschehen wird. Wir werden die fremden Herrscher dorthin zurückjagen, wo sie hergekommen sind, ganz gleich, ob es Briten oder Osmanen sind.«
    »Genau das bedeutet dieses Wort«, sagte ich, und fügte mit einem traurigen Lächeln hinzu: »Und meistens geht es schief. Wollt ihr euch dem Mahdi anschließen?«
    »Dem Mahdi?« Bei Kurz sprach das Wort aus, als hätte ich ihn gefragt, ob er sich dem Osterhasen unterordnen wolle. Dann schüttelte er heftig den Kopf. »Nein, Robert Craven«, sagte er. »Die Inglesen mögen dies glauben, doch es stimmt nicht. Unser Verbündeter ist tausendmal mächtiger, als es der Mahdi jemals sein wird. Sein Name ist Nizar.«
    »Der Zauberer, von dem du mir erzählt hast?«
    Hassan Ben Ismail nickte. »Du wirst ihn kennenlernen, Robert Craven«, sagte er. »Dir wird etwas vergönnt sein, wessen sich nur die wenigsten Sterblichen rühmen können. Schon bald sogar. Aber ich weiß nicht, ob ich dich darum beneiden soll.«
    Einen Moment lang blickte er mich noch ernst an, dann schwang er sich mit einer müden Bewegung vom Rücken seines Kamels, klatschte in die Hände und deutete auf mich. Ein Beduine packte den Zügel meines eigenen Reittieres, brachte das Kamel mit einem raschen Ruck dazu, sich schwankend hinzulegen, und ein anderer zerrte mich aus dem Sattel und in die Höhe. Ich fiel prompt auf die Nase, denn meine Füße waren abgestorben und so nutzlos wie Eisklötze, die an meinen Beinen hingen. Sie fühlten sich auch ungefähr so an. Der Aufprall war so hart, daß mir für einen Moment die Sinne zu schwinden drohten.
    Ein Guß kalten Wassers und ein Peitschenhieb rissen mich jäh wieder in die Höhe. Ich stöhnte, biß schmerzerfüllt die Zähne zusammen und stemmte mich wenigstens auf die Knie hoch, um weiteren Prügeln zu entgehen.
    »Komm mit, Robert Craven«, sagte Bei Kurz ruhig. Zwei seiner Krieger ergriffen mich unter den Armen, versuchten mich auf die Füße zu stellen und schleiften mich kurzerhand mit sich, als sie begriffen, daß ich nicht aus eigener Kraft gehen konnte. Ihr Ziel war jedoch keines der Zelte, sondern ein runder Fleck sorgsam geglätteten Wüstensandes in der Nähe des Wassers, aus dessen Mitte drei übermannshohe Pfähle emporragten.
    An einem von ihnen stand ein Mann. Seine Hände waren über dem Kopf zusammengebunden, zwischen den Stricken spannte sich ein wuchtiger Eisenring, der in den oberen Teil des Pfahles eingelassen war. Er war wach, aber sein Gesicht war bleich wie das eines Toten, und in seinen Augen saß ein Ausdruck tiefen, mit entsetzlicher Furcht gepaarten Schmerzes.
    Auf ein weiteres Händeklatschen Hassans hin wurde ich an den zweiten Pfahl gestellt und auf die gleiche Weise gefesselt wie der Mann neben mir. Die beiden Araber, die mich banden, lösten meine Fußfesseln, und selbst die Hanfstricke um meine Handgelenke wurden ein wenig gelockert. Ich stöhnte vor Schmerz, als das Blut in die schon fast abgestorbenen Glieder zurückzufließen begann.
    Irgendwie hatte ich erwartet, daß Hassan Bei Kurz noch einmal mit mir reden würde. Aber er stand nur noch einen Moment reglos da, blickte mich mit einer Mischung aus Schadenfreude und Mitleid an, dann drehte er sich um und tauchte in der Masse der anderen unter.
    Aber ich sah ihn noch einmal, kurze Zeit darauf, als er Letitia in eines der schwarzen Zelte hineinzerrte.

    * * *

    Es war spät in der Nacht, als sie wieder an die Oberfläche kamen. Guillaume hatte längst vergessen, wie viele schwarze Gänge sie durchquert, durch wie viele Schächte sie gekrochen und wie viele Treppen sie hinaufgestolpert waren. Die Geisterstimme hatte Wort gehalten – die lebenden Mumien waren nicht wieder aufgetaucht, sondern so rasch und lautlos hinter ihnen zurückgeblieben, wie sie gekommen waren.
    Wovor sie ihr unsichtbarer Führer nicht hatte schützen können, war die Angst. Sie war mit ihnen gegangen wie ein zweiter, unsichtbarer Schatten, und das Entsetzen in Guillaumes Seele hatte einen Grad erreicht, den er sich vor wenigen Stunden nicht einmal hätte vorstellen können. Und er wußte, daß er es niemals mehr würde vergessen können. Ganz gleich, was geschah – etwas in ihm hatte sich verändert. Für immer.
    Keuchend stemmte er sich in die Höhe, wartete, bis auch Renard wieder genug Kraft gesammelt hatte, auf eigenen Beinen zu stehen, und sah sich um. Es war sehr dunkel, und die Wüste schien sich in alle Richtungen zu erstrecken, so weit der Blick reichte.
    »Wo sind wir?« fragte
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