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Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn

Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn

Titel: Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn
Autoren: Verschiedene
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Nizar auch nur mit einem Wort zu widersprechen.

    * * *

    Es waren nur Sekunden, aber wie oft in solchen Augenblicken zogen sie sich endlos dahin.
    Die Menge hatte sich wie eine braun-graue Flutwelle über mir geschlossen, und hatte ich im ersten Augenblick noch das Glück gehabt, daß sich die Araber eher darum schlugen, wer mich schlagen durfte – ich verpfände mein Ehrenwort, daß das nicht halb so lustig war, wie es sich anhören mag! –, so vergingen doch nur Augenblicke, bis ein wahrer Hagel von Hieben und Tritten auf mich herunterprasselte. Dem Lärm und den Schreien nach zu urteilen, mußten rings um mich herum die wildesten Raufereien im Gange sein, aber davon hatte ich herzlich wenig. Ich hatte alle Hände und Füße voll damit zu tun, am Leben zu bleiben.
    Ein Fuß traf meine Seite und trieb mir die Luft aus den Lungen. Ich packte ihn, verdrehte ihn samt dem daranhängenden Bein und warf den Kerl in hohem Bogen von meiner Brust herunter, bekam in der nächsten Sekunde einen gemeinen Hieb gegen die Kehle und schlug blindlings zurück, während ich würgend nach Luft rang. Eine Hand krallte sich in mein Haar und zog meinen Kopf zurück, und jemand versuchte, mit einem Dolch an meine Kehle heranzukommen.
    Ich riß das Knie hoch, trat zu und traf, und der Dolch verschwand – aber nur, um gleich darauf von einer schmutzigen Faust abgelöst zu werden, die mir die Nase blutig schlug.
    Ich biß kurzerhand hinein.
    Eine Sekunde später bekam ich einen Hieb gegen die Schläfe, der mich halb besinnungslos in die Arme meiner Peiniger sinken ließ.
    Plötzlich mengten sich in das Heulen und Toben der entfesselten Araber andere Geräusche; Laute, die ich im ersten Moment nicht zu identifizieren wußte. Aber ich registrierte zumindest, daß sich irgend etwas im Heulen der arabischen Lynchgesellen änderte. Mit einem Male klangen die Schreie mehr erschrocken als zornig. Dann hörte ich ein dumpfes, monotones Stampfen, das mir in diesem Moment herrlicher erschien als der Engelschor, auf den ich eigentlich vorbereitet gewesen war. Der Tritt fester Stiefel und das Klirren von Metall. Dann klang eine harte, befehlsgewohnte Stimme auf, so laut, daß sie selbst über dem Kreischen der Muslime deutlich zu verstehen war:
    »Achtung! Kompanie rechts schwenkt! Halt! Erstes Glied, legt an! Feuer!«
    Der peitschende, lang nachhallende Knall einer Gewehrsalve ließ das Dorf erzittern. Die Araber, die mich gepackt hatten, fuhren heulend herum, erblickten das Karree der Rotröcke, bei dem eben das zweite Glied vortrat und die Gewehre anlegte, und ließen mich endlich los. Von einer Sekunde auf die andere verwandelte sich der Mob in eine kreischende, kopflos flüchtende Menge, die jegliches Interesse an dem Ungläubigen verloren hatte.
    Stöhnend richtete ich mich auf, tastete mit den Fingerspitzen über meine geschwollenen Lippen und stöhnte ein zweites Mal, als ein scharfer Schmerz durch meinen Kiefer schoß. Rings um mich verwehte die Staubwolke, die der eilige Rückzug meiner Gegner hinterlassen hatte, aber in der Luft lag noch immer der deutliche Geruch nach Mord und Blut, und für einen Augenblick drohte ich, nun wirklich das Bewußtsein zu verlieren.
    Ich kämpfte die Dunkelheit zurück, die nach meinen Gedanken greifen wollte, stand mit wackeligen Knien auf und wischte mir mit dem Handrücken das Blut aus dem Gesicht.
    Dann blickte ich zu meinen Rettern hinüber – und ließ ein überraschtes Keuchen hören. Für einen Augenblick zweifelte ich an dem, was ich da sah. Das britische Empire hatte tatsächlich im richtigen Augenblick eine Kompanie strammer Highlander in die Wüste geschickt, um mich zu retten!
    Umständlich klopfte ich mir den Staub von den Kleidern und hob meinen Stockdegen auf. Die Klinge war ein Stück aus der hölzernen Hülle gerutscht, aber die Waffe schien unbeschädigt, was man von ihrem Besitzer nicht unbedingt sagen konnte. Mein Jackett war an zahllosen Stellen zerrissen und mit Blut- und Schmutzflecken übersät, und meine Hose brauchte dringend Faden und Zwirn, denn beide Knie blickten durch große Löcher und von meinem rechten Hosenbein fehlte das untere Stück. Nun gut, dachte ich sarkastisch. Besser von ihr als von dem Bein, das darin steckte...
    Jetzt erst fühlte ich mich in der Lage, die britische Armee zu begrüßen und mich für die unerwartete Hilfe zu bedanken. Es handelte sich tatsächlich um eine Kompanie schottischer Hochlandsoldaten, die mit ihren Kilts und Pelztaschen in dieser
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