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Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn

Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn

Titel: Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn
Autoren: Verschiedene
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Umgebung reichlich fehl am Platz wirkten. Gott sei Dank.
    Sie standen so steif wie bemalte Statuen in drei Reihen gestaffelt vor mir und hatten den Blick starr geradeaus gerichtet. Ein Sergeant mit martialisch aufgezwirbeltem Schnurrbart trat einen Schritt vor und bellte seine Befehle mit einer Lautstärke, als gälten sie den in den hintersten Winkeln des Dorfes versteckten Arabern, und nicht den hundert Mann vor ihm.
    Die Truppe schwenkte wie ein Mann herum und gab mir den Blick auf ihren Kommandanten frei – wenigstens vermutete ich, daß es ihr Kommandant war: ein hagerer Militär um die Fünfzig, der so aussah, als wäre er gerade aus einem Modejournal für Armeeoffiziere entsprungen, und nicht aus der Wüste. Sein roter, mit goldenen Tressen und Binsen besetzter Uniformrock war aus bestem Material und saß wie angegossen. Ebenso die dunklen Reithosen, die in blitzblank geputzten Stiefeln steckten, in denen ich mich hätte spiegeln können.
    Der Offizier sah mir aus kleinen, grauen Augen entgegen, steckte seinen Revolver mit einer eckigen Bewegung in die Gürteltasche zurück und legte beide Hände um den Griff seines prunkvollen Säbels. Seine linke Augenbraue sank etwas herab, als er noch einmal Luft holte und mit schnarrender Stimme zu sprechen begann: »Hatten verfluchtes Glück. Wenn nicht zufällig einer meiner Späher gesehen hätte, wie die verwünschten Eingeborenen über sie herfielen, wären Sie jetzt ein verdammt toter Mann.«
    Ich nickte, versuchte zu lächeln und verzog statt dessen schmerzhaft das Gesicht, als meine Unterlippe abermals aufriß. »Besten Dank«, sagte ich gequält. »Das war wirklich Rettung in letzter Sekunde! Wenn Sie einen Augenblick später gekommen wären...«
    Der Offizier blinzelte, kam mit steifen Schritten auf mich zu und maß mich mit der Art von herablassend-abschätzendem Blick, zu der auf der ganzen Welt nur Soldaten der höheren Charge fähig sind. »Sind Sie ein verdammter Yankee oder ein guter Englishman?« fragte er, sichtlich über meinen amerikanischen Akzent befremdet.
    »Ich bin Robert Craven aus London, Ashton Place 9«, antwortete ich automatisch.
    Meine Worte zeigten eine größere Wirkung, als ich selbst gehofft hatte, denn der Offizier riß die Augen auf, daß ihm das Monokel herausgefallen wäre, hätte er eines getragen. Ganz offensichtlich kannte er London, und ebenso offensichtlich wußte er, was die Adresse zu bedeuten hatte, die ich ihm nannte.
    Immerhin gibt es in Old London nur wenige noch feudalere Gegenden als der Platz, an dem Andara House liegt – Schloß Windsor zum Beispiel und die Houses of Parliament gehören dazu. Das Stadtviertel, aus dem der Colonel stammte, mit Sicherheit nicht.
    Er räusperte sich mehrmals, bis er sich wieder gefaßt hatte, verschränkte die Hände hinter dem Leib und begann abwechselnd auf Zehenspitzen und Absätzen zu wippen, während sein Blick finster über das Dorf glitt. »Man muß diesen verdammten Eingeborenen immer wieder einmal zeigen, daß wir die Herren hier sind. Sonst werden sie verdammt frech und fallen über unsereins her. Auch wenn wir nicht gerade wie ein Gentleman aussehen!«
    Ich ging gutmütig über die kleine Spitze hinweg und überlegte, wie ich die Soldaten jetzt nur noch dazu bringen konnte, mir den Weg in die Moschee freizumachen, damit ich an das darin verborgene Tor und auf diese Weise wieder nach Hause kam. Das dumme Gesicht, das der Colonel machen würde, wenn ich vor seinen Augen verschwand, konnte ich dann zwar nicht mehr sehen, mir aber jetzt schon lebhaft vorstellen.
    Doch der Offizier hatte ganz andere Absichten bezüglich meiner Person. Offensichtlich hatte er mein Schweigen falsch gedeutet, denn er räusperte sich abermals, hörte endlich auf, auf der Stelle zu wippen, und blieb auf den Zehenspitzen stehen, wodurch er mir immerhin fast bis zur Krawattennadel reichte. »McFarlane!« brüllte er. »Wir marschieren in unser verdammtes Lager zurück!«
    Sprach’s, drehte sich auf der Stelle herum und stieg auf sein Pferd, das von einem arabischen Diener herbeigeführt wurde.
    »Los, mitkommen!« Der Sergeant schnauzte mich an wie einen seiner Rekruten, als ich dem Colonel nicht sofort folgte.
    »Aber ich muß...«, protestierte ich, kam aber nicht weiter, denn McFarlane schnitt mir mit einer herrischen Bewegung das Wort ab.
    »Gar nichts müssen Sie! Wir haben sie nicht aus den Klauen dieser Kerle geholt, um sie jetzt zurückzulassen! Verstanden?« brüllte er. Gleichzeitig winkte er
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