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Der Hexer - NR30 - Buch der tausend Tode

Der Hexer - NR30 - Buch der tausend Tode

Titel: Der Hexer - NR30 - Buch der tausend Tode
Autoren: Verschiedene
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nach oben ging. Aber ich traf auf dem Wege nur einen einzigen von Necrons Kriegern. Er lebte nicht lange genug, mich auch nur mit einem erschrockenen Schrei zu verraten.
    Über der Burg herrschte heller Tag, als ich endlich wieder aus dem Bauch der Erde hervorkam und auf den Hof hinaustrat. Das ungewohnte Licht schmerzte in meinen Augen; im ersten Moment war ich fast blind. Ich blinzelte, blieb stehen und sah mich aus tränenden Augen um. Der Anblick hatte nichts von seiner bedrückenden Fremdartigkeit verloren, aber alle Schatten kamen mir ein wenig härter vor, die Linien noch etwas fremdartiger, der Odem des Bösen, der über dieser verfluchten Burg hing, ein wenig deutlicher.
    Ich verscheuchte den Gedanken, drehte mich einmal um meine Achse und entdeckte den Turm, von dem Shadow gesprochen hatte – ein korkenzieherartig gedrehtes, vollkommen absurdes Ding, das in einer obszön geformten Spitze endete. An seinem Fuß war eine Treppe mit unterschiedlich hohen Stufen, die zu einer einladend offen stehenden Tür von der Form eines aufgerissenen Drachenmaules führte.
    Als ich sie hinaufging, vertrat mir ein schwarzgekleideter Krieger den Weg. Ich warf ihn gegen die Wand, nahm seine eigene Waffe auf und tötete ihn. Es ging so rasch und mühelos, daß ich fast selbst erschrak. Nicht über die Leichtigkeit, mit der ich mit dem Drachenkrieger fertig geworden war; ich hatte nichts anderes erwartet. Aber ich befand mich in diesen Momenten in einem Zustand, der nicht mehr normal war; jene Art von kalter, berechnender Raserei, in dem die Berserker der Frühzeit mit bloßen Händen Ochsen getötet hatten, oder in dem die Soldaten unserer Zeit weiterkämpften, während sie schon längst zu Tode verwundet waren. Ich hätte den Krieger auch besiegt, wenn er mir sein Schwert durch die Brust gebohrt hätte. Aber was mich erschreckte, war die Kälte, die ich dabei verspürte.
    Der Turm war dunkel. Durch absurd geformte Fenster fiel zwar Licht auf die eng gewundene Treppe, die sein Inneres ausfüllte, aber irgend etwas schien die Helligkeit aufzusaugen, wie finsterer Nebel, der in der Luft hing. Trotzdem ging ich weiter, ohne auch nur im Schritt zu stocken, erreichte rasch den ersten Treppenabsatz und trat gebückt durch eine niedrige Tür.
    Eine Sekunde später sah ich mich einem zweiten Drachenkrieger gegenüber, der in der winzigen Kammer dahinter an einem Tisch saß und offensichtlich auf seinen Kameraden wartete, dem ich unten begegnet war. Bei meinem Eintreten fuhr er zusammen, griff nach seinem Schwert und versuchte aufzuspringen.
    Ich half ihm ein wenig dabei, und noch bevor er zwanzig Stufen unter mir auf der Treppe aufschlug, hatte ich die Kammer bereits durchquert und nahm den nächsten Treppenabsatz in Angriff. An ihrem Ende befand sich eine weitere, etwas größere Kammer – und in ihr wartete nicht nur einer, sondern gleich drei von Necrons schwarzvermummten Kreaturen.
    Und sie waren nicht so überrascht wie die beiden, auf die ich unten gestoßen war. Ganz im Gegenteil.
    Ich sah einen Schatten vor mir aufragen, riß instinktiv die Fäuste in die Höhe und spürte, daß ich traf. Der Mann torkelte zurück und prallte gegen den Tisch, aber fast im gleichen Moment griff eine Hand nach meinem Arm und drehte ihn auf den Rücken, eine zweite Faust krallte sich in mein Haar und riß meinen Kopf zurück. Eine halbe Sekunde später tauchte ein schwarzverhülltes Gesicht vor mir auf. Dunkle, grausame Augen musterten mich ohne eine Spur von Gefühl. Metall blitzte.
    Zum ersten Mal, seit Shadow in meinen Armen gestorben war, spürte ich wieder Angst, als sich die rasiermesserscharf geschliffene Klinge meiner Kehle näherte. Panische Angst.
    Plötzlich begriff ich, daß ich sterben würde.
    Hier und jetzt.
    Ich hatte verloren. In meiner Raserei war ich Necrons Männern direkt in die Arme gelaufen.
    Ganz genau, wie Shannon es mir prophezeit hatte.
    Und dann geschah... irgend etwas.
    Der Drachenkrieger bewegte sich unglaublich schnell. Er hatte nicht vor, lange mit mir zu spielen, sondern schien entschlossen, der Sache ein rasches Ende zu bereiten. Aber wie oft, wenn einen echte Todesangst gepackt hat, schien die Zeit plötzlich stehenzubleiben: aus der rasenden Bewegung des Dolches wurde ein ganz langsames Gleiten, der helle Kampfschrei des Kriegers wurde zu einem unerträglichen Gröhlen und Dröhnen in meinen Ohren –
    Und irgendwo tief in mir erwachte etwas.
    Etwas Böses und ungeheuer Mächtiges.
    Es war wie eine Eruption
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