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Der Hexer - NR30 - Buch der tausend Tode

Der Hexer - NR30 - Buch der tausend Tode

Titel: Der Hexer - NR30 - Buch der tausend Tode
Autoren: Verschiedene
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Fugen zwischen den einzelnen Steinen erkennen, das grauenhafte Splittern und Bersten hören, mit dem sie auseinanderbrachen – aber trotzdem bewegte er sich, reckte den gewaltigen Schädel in die Luft und spreizte die Schwingen zu einem ungeheuerlichen Schlag, der die Burg verwüstete und sie selbst zermalmte. Das Leben des Ungeheuers währte nur wenige Sekunden. Seine gemauerten Schwingen zerbarsten, auseinandergerissen von einer Bewegung, für die sie nicht erschaffen waren – aber sie zerstörten dabei alles, was ihnen in den Weg kam.
    Und so wie dieser eine waren auch die drei anderen Ungeheuer zu zerstörerischem, sich selbst verzehrenden Leben erwacht!
    Hinter mir schrie Necron gellend auf – und diesmal registrierte ich die Bewegung, die dem Schrei folgte, nicht mehr schnell genug. Ich fuhr herum und griff nach ihm, aber der Magier warf sich mit einer für einen Mann seines Alters unglaublichen Behendigkeit zur Seite und entschlüpfte mir, kroch mit einer robbenden Bewegung auf Priscylla zu und umschlang sie und das Buch mit den Armen –
    und verschwand.
    Ein Ring grünglühenden Feuers bildete sich um die beiden aneinandergeklammerten Körper, und ich begriff beinahe zu spät, was Necron tat.
    Er schuf ein Tor! Er schuf, mit der puren Kraft seines Willens, sein Tor, eine magische Brücke über das Nichts, durch das er mir wieder zu entkommen drohte.
    Und Priscylla mit ihm.
    Ich sah eine Bewegung aus den Augenwinkeln, fuhr herum und sah, wie eine der gigantischen steinernen Draehenschwingen wie eine Granitsense auf den Turm zugerast kam, bereits im Zerbrechen begriffen, aber schnell genug, ihn noch zu treffen und zu zerschmettern.
    Wenn ich noch einen Grund gebraucht hätte, nicht zu zögern – jetzt hatte ich ihn.
    Mit weit ausgebreiteten Armen sprang ich hinter Necron her und krallte mich an ihm fest.
    Und das Tor verschlang die Wirklichkeit.

    * * *

    Dunkelheit umgab mich. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte ich das Gefühl, schwerelos in der Luft zu hängen, dann begann ich zu stürzen, sah schwarzen Fels auf mich zurasen und schlug mit grausamer Wucht auf. Für eine Sekunde verlor ich das Bewußtsein, erwachte aber schon wieder, ehe ich vollends zum Liegen kam. Priscylla und Necron waren dicht neben mir, Priscylla noch immer ohne Bewußtsein, und noch immer an das Buch geklammert, und Necron mit geschwollenem, blutendem Gesicht, aber wach.
    Ich versuchte mich hochzustemmen. Necron fauchte, trat nach mir und sprang hoch.
    Dann erst sah ich, daß er nicht sprang, sondern in die Höhe gerissen wurde, von einem hünenhaften, schwarzgekleideten Mann. Und endlich begriff ich, wo wir waren. Das Tor, das Necron geschaffen hatte, hatte uns geradewegs in die Höhle des GROSSEN ALTEN geschleudert, hin zu dem SIEGEL, das Necron wohl instinktiv angepeilt hatte.
    Und – zu seinem Pech – auch in Shannons Hände.
    Der junge Drachenkrieger schrie vor Triumph, riß Necron nur am Hals in die Höhe und schüttelte ihn wie eine Puppe. In seiner freien Hand blitzte ein Messer.
    »Nicht!« rief ich erschrocken. »Töte ihn nicht, Shannon. Ich brauche ihn!«
    Und damit sprach ich Shannons Todesurteil aus.
    Mein Schrei lenkte ihn ab, nur für den Bruchteil einer Sekunde.
    Aber zu lange.
    Ich sah das Blitzen in Necrons Hand, aber meine Warnung kam zu spät. Necron riß den Arm hoch, schlug Shannons Hand beiseite – und stieß ihm den Dolch, den er unter seinem Gewand getragen hatte, bis ans Heft in die Brust.
    Shannon keuchte. Seine Augen wurden groß und dunkel vor Schmerz. Er taumelte, ließ Necron los und versuchte vergeblich, seine eigene Waffe zu heben, um sie dem Magier ins Herz zu stoßen. Langsam, ganz langsam brach er in die Knie, schlug die Hände vor der Brust zusammen und versuchte etwas zu sagen, brachte aber nur einen gequälten, halberstickten Laut hervor. Helles Blut glitzerte zwischen seinen Fingern. Dann kippte er nach vorne, fiel auf das Gesicht und blieb reglos liegen.
    Necron keuchte, wich drei, vier Schritte zurück und blieb wieder stehen, nur noch einen halben Schritt vom Ufer des schwarzen Protoplasmasees entfernt. Er keuchte vor Anstrengung, aber sein Gesicht flammte vor Triumph.
    Und irgend etwas in mir zerbrach.
    Für einen Moment sah ich alles mit übernatürlicher, grausamer Klarheit. Necron, der hoch aufgerichtet am Ufer des Plasmasees stand. Shannon, der tot vor mir lag, das letzte Opfer dieses widerwärtigen Ungeheuers. Der letzte meiner Freunde, den er getötet hatte. Priscylla, die
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