Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR30 - Buch der tausend Tode

Der Hexer - NR30 - Buch der tausend Tode

Titel: Der Hexer - NR30 - Buch der tausend Tode
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
aus schwarzem Schlamm, die plötzlich irgendwo in den finstersten Tiefen meiner Seele erfolgte, eine lautlose, aber unglaublich kraftvolle Explosion pechschwarzer Energie, 1000mal stärker als das lächerliche Etwas, das ich bisher für das magische Erbe meines Vaters gehalten hatte.
    Kraft raste durch meinen Körper, eine unglaubliche, unwiderstehliche Kraft.
    Irgend etwas ergriff Besitz von mir, schnell und lautlos. Der Dolch raste heran, schnitt mit einem widerwärtigen Geräusch durch mein Hemd und ritzte meine Kehle, aber seine Bewegung schien mit einem Male lächerlich langsam. Ich packte die Klinge mit bloßen Händen, zerbrach sie und tötete den Angreifer noch in der gleichen Bewegung, so schnell, daß er wohl nicht einmal begriff, was ich tat. Dann riß ich meinen Arm aus der Umklammerung des anderen los, fuhr herum und gab ihm einen Stoß, der ihn aus der Tür und rücklings die Treppe hinunterfliegen ließ.
    Der dritte Drachenkrieger versuchte mich anzuspringen. Seine Bemühungen erschienen mir albern. Beinahe gemächlich trat ich aus dem Weg, schlug seine vorgestreckten Beine zur Seite und sah zu, wie er auf dem Boden aufschlug.
    Dann wandte ich mich um und trat auf die Tür zu, die die drei Krieger vergebens zu bewachen versucht hatten. Mit einem einzigen Tritt sprengte ich sie auf und sah mich einer weiteren, allerdings sehr kurzen Treppe gegenüber. An ihrem oberen Ende lag eine wuchtige Tür, mit Eisen verstärkt und mit kabbalistischen Zeichen gesichert. Ich spürte den finsteren Einfluß der magischen Schutzformeln, aber sie prallten von mir ab, beseitegefegt von dem schwarzen Etwas, das in meiner Seele brodelte und mir Kraft gab. Jeden anderen Menschen – auch mich, unter normalen Umständen – hätte der bloße Anblick dieser Symbole getötet oder um den Verstand gebracht, aber in diesem Augenblick, geschützt von der ungeheuren magischen Kraft meines Erbes, nötigten sie mir nicht einmal ein Lächeln ab. Ohne auch nur im Schritt innezuhalten, stürmte ich los, auf die Tür zu. Dahinter war Necron. Ich wußte es mit solcher Gewißheit, als wäre sie aus Glas.
    Die Treppe versuchte nach mir zu beißen. Aus den Stufen wurden klaffende Dämonenmäuler, gespickt mit fingerlangen Zähnen, von denen Säure troff. Ich brach die Zähne ab und trat die Mäuler zu und stürmte weiter. Eine mannsgroße Spinne materialisierte mitten in der Luft vor mir und griff mich an. Ich schleuderte sie die Treppe hinab und sah mich von einem ganzen Wald peitschender Tentakel attackiert, die ich eine nach dem anderen ausriß.
    Nichts davon geschah wirklich. Was ich zu erleben glaubte, in diesen wenigen endlosen Sekunden, in denen ich die Treppe hinaufstürmte, war nichts als ein simpler hypnotischer Angriff, eine letzte, teuflische Falle Necrons, aber für mich war es Realität, und hätte mich das Ding in meinem Inneren nicht geschützt und mir die Kraft eines tobenden germanischen Gottes gegeben, wäre ich in Stücke gerissen worden. Aber das Erbe meines Vaters schützte mich. Necrons geistige Attacke verpuffte wie ein Wassertropfen auf glühendem Eisen.
    Dann hatte ich die Tür erreicht. Beinahe ohne mein Zutun begannen sich meine Hände zu bewegen, löschten die schrecklichen Bannzeichen aus und zerbrachen den Riegel. Die Tür bewegte sich noch immer nicht, aber aus meinen Fingerspitzen strömte plötzlich Glut, grellweiße, wabernde Glut, die das Metall der Tür aufflammen und in brodelnden Tropfen herablaufen ließ.
    Mit einem wütenden Brüllen riß ich die sicher eine Tonne wiegende Eisentür aus den Angeln, schleuderte sie die Treppe hinab und stürmte in den dahinterliegenden Raum.
    Direkt in den Wahnsinn hinein.

    * * *

    »Jetzt, mein Kind«, flüsterte Necron.
    Priscylla nickte. Ihre Hände legten sich auf die gerissenen Seiten des Buches. Ein sanftes, böses Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie zu lesen begann.

    * * *

    Der Sturz mußte ziemlich hart gewesen sein, denn mein Schädel dröhnte noch eine ganze Weile weiter, obwohl ich noch Glück gehabt und der dicke Teppich meinem Fall die ärgste Wucht genommen hatte. Ich hatte Mühe, überhaupt auf die Füße zu kommen. Mein Zimmer begann sich um mich zu drehen, und als ich zu dem kleinen Teewagen neben dem Kamin ging und mir einen Drink eingoß, zitterten meine Hände so stark, daß ich einen Gutteil verschüttete. Miß Winden würde sicherlich wieder eine ihrer gefürchteten spitzen Bemerkungen von sich geben, wenn sie hereinkam und den Fleck sah,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher