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Der Hexer - NR10 - Wenn der Stahlwolf erwacht

Der Hexer - NR10 - Wenn der Stahlwolf erwacht

Titel: Der Hexer - NR10 - Wenn der Stahlwolf erwacht
Autoren: Verschiedene
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offenstehende Tor drang ein flackernder, giftgrüner Schein, ein Licht von einer Farbe, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte. Eine unheimliche Aura lag über dem Ganzen. Ich kam mir vor wie in einem Alptraum, aus dem ich nicht erwachen konnte.
    »Gehen Sie, Robert«, sagte Shadow. Sie war kurz nach Dunkelwerden wiedergekommen und hatte mich abgeholt; wozu, wußte ich nicht. Den Rest des Tages hatte ich in Gesellschaft eines halben Hunderts Ratten in dem Haus verbracht, in dem sie mich eingesperrt hatte, und die drei Worte, die sie jetzt sprach, waren seitdem die ersten überhaupt. Zögernd setzte ich mich wieder in Bewegung, ging auf das offenstehende Friedhofstor zu und blieb abermals stehen, als mein Blick auf die beiden barbarischen Statuen fiel, die das Tor flankierten.
    Sie standen auf mannshohen, wuchtigen Sockeln aus weißem Marmor und hatten die Form stilisierter, auf barbarische Weise prachtvoller Wölfe. Ihre Körper waren schwarz und aus einer Art verwittertem Eisen gefertigt, und irgend etwas an ihnen schien... Ja, dachte ich schaudernd – irgend etwas an ihnen lebte.
    Auch Shadow war stehengeblieben und musterte die beiden Statuen mit einer Mischung aus Neugier und widerwilliger Bewunderung. »Ihr Menschen seid ein sonderbares Volk«, murmelte sie.
    »So?« fragte ich, ohne den Blick von den beiden stählernen Wölfen zu lösen.
    Shadow nickte. »Ihr haltet fest an uralten überkommenen Riten und Zeremonien«, sagte sie, und ihre Stimme klang fast spöttisch. »Und doch verehrt ihr die gleichen Symbole wie die, die ihr für eure Feinde haltet.«
    Verwirrt sah ich sie an. »Was soll das heißen?«
    Shadow deutete zuerst auf die beiden Wolfsfiguren, dann auf den Friedhof, der sich dunkel dahinter erstreckte. »Dies ist eine Begräbnisstätte eurer Religion«, sagte sie amüsiert. »Aber diese Figuren sind älter. Älter als euer Volk.«
    »Vermutlich... wußte das niemand«, sagte ich stockend. »Sie haben sie aufgestellt, weil sie...« Ich verstummte. Für einen Moment blitzte ein Wissen hinter meiner Stirn auf, das ich nicht haben konnte und das mir irgendwie von außen eingegeben zu werden schien, und für einen noch kürzeren Augenblick hatte ich die Lösung klar vor Augen. Aber der Gedanke entschlüpfte mir, noch ehe ich ihn wirklich greifen konnte, und zurück blieb nur ein Gefühl dumpfer Bedrückung.
    »Weil sie was?« fragte Shadow, als ich nicht weitersprach.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nichts«, sagte ich. »Es... es ist nicht wichtig. Warum haben Sie mich hierher gebracht?«
    Shadow antwortete nicht sofort. Wehmut spiegelte sich in ihrem Blick. »Damit Sie verstehen, Robert«, sagte sie nach sekundenlangem Schweigen. »Und vielleicht verzeihen.«
    »Verzeihen? Den Mord an unschuldigen Menschen?« Ich schüttelte wütend den Kopf. »Das glauben Sie nicht wirklich.«
    Statt einer direkten Antwort lächelte Shadow traurig. »Es ist schade, daß wir uns nicht unter anderen Umständen kennengelernt haben, Robert«, sagte sie sanft. »Ich wäre gerne Ihr Freund geworden.«
    Sekundenlang starrte ich sie beinahe schockiert an, dann wandte ich mich mit einer abrupten Bewegung um und ging weiter. Hinter meiner Stirn tobte ein wahrer Orkan von Gefühlen. Nicht alles davon verstand ich. Und nicht alles von dem, was ich verstand, gefiel mir.
    Wir betraten den Friedhof und gingen zwischen den Grabreihen auf die Quelle des grünen Leuchtens zu. Das Gefühl, sich in einem Alptraum zu befinden, wurde mit jedem Schritt stärker in mir. Der Friedhof war verwüstet. Selbst im schwachen Licht des Mondes konnte ich erkennen, daß die allermeisten Gräber aufgerissen und die Särge darin erbrochen waren.
    Und überall waren Ratten. Millionen von Ratten.
    Nach einer Weile wurde das grüne Leuchten stärker, verschluckte schließlich den Silberschein des Mondes und tauchte die geschändeten Gräber rechts und links des Weges in unheimliche, flackernde Helligkeit.
    Schließlich sah ich, woher der fürchterliche Schein kam. Er drang aus einem frisch ausgehobenen Grab ganz am Ende des Friedhofes. Mehr als ein Dutzend Menschen umstanden die rechteckige Grube, und zwischen ihnen entdeckte ich Lady Audley, wie am Nachmittag bleich vor Schrecken und Angst, aber hoch aufgerichtet und unversehrt. Sie trug jetzt nicht mehr das tüllbesetzte Kleid, sondern ein grünes, mit absurden Mustern und Linien besticktes Gewand, auf dessen Brustteil der stilisierte Kopf einer Ratte abgebildet war.
    Shadow bedeutete mir mit einer
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